Herr Becker, wie kommt es eigentlich, dass sich seit mehr als 50 Jahren die internationale Hartwarenbranche in Köln trifft?
Matthias Becker: Das geht unter anderem auf die DIY-Bewegung in den USA und etwas später im Europa der 60er Jahre zurück. In Köln erkannte man schnell, dass es sich hierbei nicht nur um einen modischen Trend handelte, sondern um einen ernstzunehmenden Wirtschaftszweig. Schon ab 1958 veranstaltete man Sonderschauen wie „Werken und Basteln“ oder „Mach es selbst“. Seit der Verselbstständigung der Internationalen Eisenwarenmesse 1971 ist der DIY-Sektor deshalb auch ein wichtiger Teil der Messe neben dem ebenso wichtigen Angebot an Werkzeugen und Hartwaren für den gewerblichen Bedarf.
1971
hat sich die Internationale Eisenwarenmesse verselbstständigt.
Über die Jahrzehnte hat sich die Ausrichtung stets verändert, aber geblieben ist die Wahrnehmung als internationales Familientreffen der Branche. Das Bild trifft am besten die Nähe, die während einer Messe aufgebaut wird und von der Geschäftsbeziehungen Jahre und Jahrzehnte profitieren.
In Zeiten multipler Krisen kann aber nicht mehr ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass Aussteller und Besucher aus aller Welt nach Köln reisen, um Waren zu handeln.
Das stimmt nur bedingt. Wenn wir ehrlich sind und einmal unsere eurozentristische Sicht der Dinge verlassen, dann sind multiple Krisen keine Seltenheit. Kriege, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen, Epidemien – andere Kontinente sind davon auch in den vergangenen Jahrzehnten betroffen gewesen und haben sich trotzdem nicht dem Außenhandel verschlossen.
Im Gegenteil: Aussteller und Besucher aus krisengebeutelten Regionen nehmen Messen als Chance wahr, die Leistungsfähigkeit ihrer Branche trotz dieser Widerstände unter Beweis zu stellen und wirtschaftliche Verknüpfungen mit dem Ausland für die Überwindung von Krisen zu nutzen. Aber natürlich stellen wir schon fest, dass derzeit nur nach Köln kommt, wer fest entschlossen ist, Geschäfte zu machen und, mit Blick auf Asien, gleichzeitig nicht erheblichen Reiserestriktionen unterliegt.
Digitale Events sind dafür keine Lösung?
Nein. Sie funktionieren vor allem als Ergänzung zum physischen Event. Die Erfahrungen der zurückliegenden zwei Jahre haben gezeigt, dass an digitalen Events vor allem die Networking-Funktionen interessant sind. Stichwort Smart Data: Als digitaler Aussteller kann ich mir genau ansehen, wer im Showroom vorbeigeschaut hat – Nationalität, Funktion, Segment. Wenn ich mir aufgrund dieser…