Der Handel ersetzt die Papierschilder am Regal immer häufiger durch Hightech. Binnen weniger Jahre haben sich die im Fachjargon Electronic Shelf Labels (ESL) genannten Digital-Displays auf breiter Front durchgesetzt – schon bald könnten sie Standard im Handel werden. „In fünf bis acht Jahren wird es keine Filiale der weltweiten Top-50-Händler mehr ohne digitale Preisschilder geben“, ist Michael Unmüßig, Group-CMO des ESL-Anbieters SES-Imagotag, überzeugt. Auch hierzulande gebe es kaum einen Retailer, der die Technik noch nicht teste oder bereits ausrolle.
Unternehmen können mit der Nutzung von E-Etiketten beispielsweise Filialprozesse optimieren und den Personaleinsatz rationalisieren: Durch Preisänderungen auf Knopfdruck entfällt das Umstecken der Papierschnipsel. Freiwerdende Kapazitäten können etwa für die Warenverräumung, das Überprüfen der Mindesthaltbarkeitsdaten und den Kundenservice genutzt werden. „Und während Lohnkosten, Fachkräftemangel sowie die Frequenz von Preiswechseln und Aktionen steigen, sinken die Kosten für die Systeme aus Anzeigetafeln, Funk-Abdeckung der Filiale sowie Software mit Warenwirtschaftsanbindung zusehends“, erklären die Veranstalter der EuroCIS. Die Messe für Handelstechnologie, die vom 31. Mai bis 2. Juni 2022 in Düsseldorf stattfindet, widmet sich in einem Schwerpunkt digitalen Preisschildern. Besucher können sich in den Hallen 9 und 10 des Messegeländes einen Überblick über ESL-Lösungen für den Handel verschaffen.
Darüber hinaus wird die Technik immer ausgefeilter, etwa mit Blick auf Les- und Haltbarkeit, Layout, Größen, Design sowie Zusatzfunktionen. „E-Etiketten werden immer wichtiger als digitales Fenster zum Kunden und Hilfsmittel für Unternehmen“, sagt der südkoreanische Anbieter Rainus. Sie böten zudem die Möglichkeit, in einer immer mehr von Aktionen getriebenen Branche schnell auf Preisänderungen der Konkurrenz zu reagieren sowie eine naht- und reibungslose Omnichannel-Preisstrategie umzusetzen. „Auch Kunden, die zunehmend im Internet Preise vergleichen, erhöhen den Druck auf stationäre Einzelhändler, schnell und akkurat auf Wettbewerbspreise zu reagieren“, erläutert Andrew Dark, CEO von Displaydata. ESL-Lösungen sollen garantieren, dass die Preise am Regal dank Anbindung ans ERP-System immer zu 100 Prozent mit denen an der Kasse und im Webshop übereinstimmen.
Doch dem Boom droht ein Dämpfer, zumindest vorübergehend: Corona, Containermangel und die starke Nachfrage führen auf Dienstleisterseite zu ersten Preissteigerungen und Lieferengpässen bei ESL-Bauteilen aus Fernost. Dem Trend hin zu ESL und der Digitalisierung der Filialen wird das sicherlich keinen Abbruch tun, sind die Experten überzeugt. „Wir sehen ESL als ersten Schritt hin zu einer komplett durchdigitalisierten Filiale“, heißt es seitens des ESL-Anbieters Solum.