Auch der Klassiker Compo Sana wird stetig weiterentwickelt. Die seit Jahren RPP-zertifizierten torfhaltigen Erden bestehen künftig zu über 50 Prozent aus nachhaltigen Rohstoffen.
Auch der Klassiker Compo Sana wird stetig weiterentwickelt. Die seit Jahren RPP-zertifizierten torfhaltigen Erden bestehen künftig zu über 50 Prozent aus nachhaltigen Rohstoffen.

Compo

Balance von Bio und Benefit

Compo schickt sich an, Green Leader der grünen Branche zu werden. Dafür braucht es vor allem Augenmaß, ist CEO Stephan Engster überzeugt – auch wenn Bio das neue Normal wird. 

Die etwas abgegriffene Formel von der Firma, die sich neu erfindet, stimmt hier wohl so wenig wie in den meisten anderen Fällen, auf die sie angewandt wird: Compo, einer der großen Markenanbieter auf dem deutschen und internationalen Gartenmarkt, ist gerade dabei, sich eine starke Position als Bio-Anbieter im Segment der Erden, Dünger, Rasenpflege und Pflanzenschutzmittel zu erarbeiten. Oder wie es Stephan Engster, CEO der Gruppe, sagt: „Wir wollen der Green Leader der grünen Branche werden.“ Aber Neuerfindung?

Die Rede von der Neuerfindung ist deswegen falsch, weil es für Compo alles andere als neu ist, Produkte mit Bio-Zertifizierung im Sortiment zu haben. „Lange vor meiner Zeit“, sagt Stephan Engster, der seit Anfang 2016 die Gruppe führt, hat Compo seine ersten Bio-Artikel auf den Markt gebracht, Compo Hornspäne oder Compo Guano Dünger sind vielen Gärtnern heute noch ein Begriff. Ab 2016 erfolgten dann Launch und konsequenter Ausbau des Bio-Vollsortiments auch auf europäischer Ebene.

CEO Stephan Engster führt die Compo-Gruppe seit 2016.
CEO Stephan Engster führt die Compo-Gruppe seit 2016.

Das waren seinerzeit Produkte für eine relativ kleine Zielgruppe. Doch seither hat sich die Welt geändert, so Engsters Analyse – und Compo hat dieses Segment für sich als zukunftsträchtig gesehen und gleichzeitig „erkannt, dass man das Thema ganzheitlich angehen muss“. Inzwischen hat der Hersteller ganze Produktfamilien unter dem Bio-Label wie beispielsweise die Compo Bio-Erden oder die Öko-Balance-Linie im Sortiment.

Aber auch deswegen ist die Rede von der Neuerfindung falsch: Das Unternehmen stellt eben nicht das gesamte Sortiment um und gibt nicht einfach auf, womit es jahrzehntelang erfolgreich war, sondern will sich weiterentwickeln – so, wie die Welt, die Konsumenten und der Markt es tun. Das ist vielleicht so etwas wie die Grundhaltung, aus der heraus Compo seinen grünen Weg in Richtung nachhaltiger Green Leader begründet: „Es geht nicht um Extrempositionen“, betont Stephan Engster. „Uns sind Augenmaß und Balance wichtig.“

Mit einem ständig wachsenden Bio-Sortiment steuert Compo die Position des Green Leaders der Branche an.
Mit einem ständig wachsenden Bio-Sortiment steuert Compo die Position des Green Leaders der Branche an.

Ausbalanciert werden muss dabei beispielsweise, dass das, was Engster das Compo-Versprechen nennt, auch eingehalten wird: Das Produkt muss funktionieren, seine Qualität muss überzeugen und es muss einfach und sicher anzuwenden sein.

Dass mit dieser Position auch die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen Bio und Benefit gehalten werden kann, darin sieht sich Engster durch die Marktentwicklung bestätigt. Europaweit haben Bio-Produkte im Markt für Erden, Dünger, Rasenpflege und Pflanzenschutz inzwischen einen Umsatzanteil von rund 30 Prozent, hat die unternehmenseigene Marktforschung ermittelt. Deutschland beispielsweise liegt dabei im europäischen Schnitt, Spanien etwa liegt darunter. In Frankreich ist der Anteil deswegen höher, weil dort viel im Segment Pflanzenschutz verkauft wird und Bio-Produkte wegen geänderter Gesetze gerade stark aufholen. „Der Anteil wird europaweit auf über 50 Prozent steigen“, ist sich Engster sicher. „Bio wird das neue Normal.“

Bio wird das neue Normal.
Stephan Engster, CEO Compo-Gruppe

Was bei der Beschäftigung mit Bio nicht vergessen werden sollte: Das Thema Nachhaltigkeit ist bei Weitem nicht nur auf die Bio-Sortimente begrenzt, sondern betrifft das gesamte Wirtschaften im Unternehmen. Deshalb ist man bei Compo beispielsweise auch so stolz auf die Kooperation mit Reterra, einem führenden Spezialisten für biologische Rohstoffe. Mit ihm lässt sich auch die dezentrale Produktion etwa von Kompost besser bewerkstelligen – eine Strategie, die Compo ebenfalls schon seit langem fährt und die sich heute auszahlt.

Denn durch die Reduzierung langer Transportwege der Rohstoffe zum Werk und der fertigen Produkte zum Kunden lassen sich hohe CO2-Einsparungen realisieren – etwas, was der Handel verlangt, der seinerseits seinen CO2-Footprint reduzieren will. Deshalb gibt er zum Beispiel vor, dass Erden, ob nun mit Torf oder ohne, regional produziert werden, das heißt mit Rohstoffen, die höchstens 300 km weit zu den eigenen Erdenwerken oder den Co-Packern angekarrt werden. „Durch die konsequente Regionalisierungsstrategie gelingt es uns nicht nur, diesen Verpflichtungen nachzukommen, sondern sie in der Regel sogar deutlich zu unterschreiten“, betont Engster.

Ebenfalls nicht auf die Bio-Sortimente begrenzt ist das Thema Verpackungen. Schon zweimal wurde das Unternehmen mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Verpackungen ausgezeichnet. Denn bei den Folien für die Substrate arbeitet Compo durchgängig mit Material, das mindestens zu 60 Prozent aus Recyclat besteht, bei den Bio-Produkten sind es 80 Prozent. Generell recyclingfähig sind alle Folien.

Sämtliche Düngerflaschen haben eine Recyclat-Quote von 90 Prozent.  Nur für die Kappe ist neue Rohware nötig.
Sämtliche Düngerflaschen haben eine Recyclat-Quote von 90 Prozent.  Nur für die Kappe ist neue Rohware nötig.

Bei den Düngerflaschen erreicht Compo seit drei Jahren eine Recyclat-Quote von 90 Prozent. Warum nicht 100 Prozent? Wegen der „absoluten Transparenz“, sagt Engster, und die besagt in diesem Fall: Die Flaschen beispielsweise der 2020 eingeführten Ökobalance-Linie bestehen komplett aus Recyclat, aber die Kappe lässt sich aus technischen Gründen nur aus neuer Rohware fertigen. Also wird das auch so angegeben. „Compo“, sagt Engster, „ist immer sehr gerade und ehrlich, und das muss auch so sein.“

Österreich düngt wienerisch 

Ein wichtiger Meilenstein in Sachen dezentraler Produktion ist den Münsteranern in Österreich gelungen, genauer gesagt in der Hauptstadt Wien. Mit der Stadtverwaltung ist vereinbart, dass Compo das gesamte Schnittgut bekommt, das bei der Pflege der Grünflächen anfällt. Dafür hat das Unternehmen dort eine eigene Anlage zur Erdenproduktion errichtet, in der es den Grünkompost verarbeitet. „Das macht kein anderer“, begeistert sich Engster. „Darauf sind wir stolz.“

Muss es? Schließlich geht es bei einem Unternehmen ums Geld-Verdienen und will der Compo-Eigner Duke Street Gewinne sehen. Da kann man sich schon die Fragen stellen, die Engster selbst stellt: „Ist Bio teurer? Ja. Kann man das kompensieren? Teilweise. Ist Nachhaltigkeit also ein Kostentreiber? Ja.“ Wo bleiben hier also Balance und Augenmaß beim Unternehmensziel Nachhaltigkeit? Stephan Engster sieht es so: „Nachhaltigkeit ist auch ein enormer Werttreiber – nicht nur für das Produkt, die Mitarbeiter und das Unternehmen, sondern vor allem für die gesamte Branche.“

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