Die rund 11.000 Beschäftigten von Hornbach in Deutschland können ab 2023 ihre Arbeitszeit verändern und damit besser an persönlichen Bedürfnissen ausrichten. Was eine gute Sache für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, ist es mindestens genauso sehr für das Unternehmen. Wenn man Verantwortlichen aus dem börsennotierten Familienunternehmen zuhört, hört man sehr schnell heraus: Die „Arbeitszeit nach Maß“ wird im Unternehmen als ziemlich großer Wurf gesehen, denn es ist ein massiver und vor allem kurzfristig nicht kopierbarer Vorteil im Wettbewerb um gute Leute.
„Wir sind uns sicher, dass diese Option auch für zukünftige Bewerberinnen und Bewerber ein ganz starkes Argument ist“, sagte etwa Erich Harsch, Vorstandsvorsitzender der Hornbach Baumarkt AG, auf der Halbjahrespressekonferenz, und das klingt fast ein wenig untertrieben gemessen an der Dimension des Projekts, das vom Unternehmen als „nicht weniger als das Ende der starren Soll-Arbeitszeit, die seit Jahrzehnten den Rahmen für das Berufsleben vorgibt“, Ende September angekündigt wurde. Und Jochen Braun, Mitglied der Geschäftsleitung der Hornbach Baumarkt AG in Deutschland, sagt: „Früher richtete sich die Soll-Arbeitszeit nach Maschinen, heute geht es um den Menschen. Wir wollen bei Hornbach engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und halten. Dafür müssen wir auch attraktive Rahmenbedingungen schaffen.“
Hornbach macht damit aus einem internen Pilotprojekt eine feste Einrichtung. Das neue Modell umfasst fünf Bausteine. Drei von ihnen ermöglichen den Beschäftigten eine Reduzierung der Arbeitszeit, beispielsweise durch die Umwandlung von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld in bis zu 20 zusätzliche Tage Freizeit. Sie können außerdem befristet oder unbefristet in Teilzeit arbeiten. Auf Wunsch kann die jährliche Gehaltserhöhung eingesetzt werden, um schrittweise die Stundenzahl zu reduzieren. Ein vierter Baustein ermöglicht eine Umverteilung der Arbeitszeit, beispielsweise in eine Vier-Tage-Woche auch bei 37,5 Stunden Vollzeit. Im fünften Baustein können die Beschäftigten schließlich ihre wöchentliche Arbeitszeit für den Zeitraum von drei, sechs oder neun Monaten auf bis zu 42,5 Stunden erhöhen.
Am Pilotprojekt haben seit März 2022 rund 330 Beschäftigte teilgenommen, mit höchst unterschiedlichen Beweggründen, wie das Unternehmen schreibt: von jungen Eltern samt Wunsch nach mehr Familienzeit über angehende Ruheständler mit höherem Ruhebedürfnis bis hin zu Beschäftigten, die für besondere Anschaffungen…