Alle reden von der Wichtigkeit, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren beziehungsweise gute Mitarbeiter überhaupt zu finden und zu binden. Sind das nur Sonntagsreden?
Barbara Sauter: Das sind keine Sonntagsreden, das ist eine überlebensnotwendige Strategie. Nach wie vor benötigt der Kunde in unserem Geschäft qualifizierte Beratung. In Zukunft vielleicht noch mehr, da der Anteil an DIY-erfahrenen, handwerklich geübten Kunden weiter abnimmt. Daneben erfordern auch die anspruchsvollen Prozesse zum Beispiel bezüglich Warenwirtschaft und Disposition entsprechend kompetentes Personal.
Die Digitalisierung lässt sich nicht mehr aufhalten, und immer wieder dient diese nicht in erster Linie der Vereinfachung der Prozesse, sondern installiert immer neue, verfeinerte, ausgeklügelte Prozesse. Diese müssen aber auch verstanden und bedient werden. Auch in der Aus- und Weiterbildung verstärkt sich der Trend zur Digitalisierung; hier müssen die Mitarbeitenden mithalten können.
Aktuell beobachten wir, dass das Thema Bindung von Mitarbeitern zunehmend an Bedeutung gewinnt. Gerade junge Leute wollen sich ausprobieren, verlangen nach Neuem, nach Abwechslung; diesem Anspruch müssen wir gerecht werden.
Ist der sogenannte „Kampf um Talente“ ein entscheidender Punkt im Wettbewerb mit Konkurrenten, gleich ob stationärer oder Online-Wettbewerber?
Zunächst unterscheidet sich der Bedarf an Mitarbeitenden auf der Fläche doch noch von denen im Online-Handel. Hier sind einige unterschiedliche Kompetenzen gefragt. Nichtsdestotrotz schöpfen wir alle aus denselben Quellen.
Die Abiturienten orientieren sich immer noch zunehmend stark Richtung Studium, bis zum mittleren Bildungsabschluss gehen die Zahlen und die Leistungsniveaus zurück. Das duale Studium muss attraktiv ausgestaltet sein, um die Studenten zu finden und zu halten. Hochschulabsolventen aus dem Vollzeitstudium haben den Handel nicht als attraktiven Arbeitgeber auf dem Schirm.
Auch im Bereich wechselwilliger Berufserfahrener hat gerade die Corona-Krise mit ihren Lockdowns im Einzelhandel dazu beigetragen, potenzielle Bewerber zu verunsichern. Wir konnten feststellen, dass vor einem Jahr, als gerade der DIY-Handel zu Recht als systemrelevant eingestuft wurde, dies die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt ein gutes Stück beflügelt hat. Die katastrophale Lage der vergangenen Monate hat die Branche, die nicht zuletzt aufgrund hervorragender Hygienekonzepte und riesiger Verkaufsflächen höchste Sicherheit für Kunden und Beschäftigte sicherstellte…