Seit der Flutkatstrophe ist einige Zeit vergangen. Haben Sie einen Überblick darüber, wie viele Arbeitsstunden THW-Mitarbeiter seitdem geleistet haben?
Kai Pietsch: Wir hatten bis jetzt mehr als 14.000 THW-Kräfte mindestens einmal im Einsatz und haben so schon nach neun Wochen die Marke von zwei Millionen Einsatzstunden überschritten. Weil es abzusehen ist, dass der Einsatz noch eine Weile dauern wird, gehen wir davon aus, dass wir vom Umfang her die großen Hochwassereinsätze in den Jahren 2002 und 2013 übertreffen werden und damit dieses Jahr den größten Einsatz verzeichnen können, den das THW bis dahin bewältigen musste.
Was hat sich in der Zwischenzeit getan, hat sich der Einsatzschwerpunkt geändert?
Zu Beginn waren unsere Schwerpunkte Pumparbeiten, Menschenrettung, Evakuierung und die Notversorgung der Bevölkerung. So haben wir zum Beispiel mit neun Anlagen Trinkwasser aufbereitet und mit mehr als 40 Teams Notstrom in den betroffenen Regionen erzeugt. Mit der Dauer des Einsatzes haben sich dann auch die Schwerpunkte für uns verändert. So werden jetzt verstärkt der Brückenbau und die Notinstandsetzung der Infrastruktur bei uns angefordert. Als einzige zivile Einsatzorganisation, die Brücken bauen kann, sind wir jetzt mit dieser Spezialfähigkeit besonders gefragt, weil zum Beispiel im Ahrtal 57 von 112 Brücken ganz oder teilweise zerstört sind und dies die Bewohnerinnen und Bewohner sehr in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt. Aber nicht umsonst ist das ja eine unserer Kernkompetenzen: Wir haben unterschiedliche Brückentypen zur Verfügung, die unsere Fachgruppen vor Ort individuell an die Gegebenheiten anpassen können. Und die Helferinnen und Helfer unserer Fachgruppen „Brückenbau“ sind richtige Profis auf diesem Gebiet.
Die Helfer des THW sind wie andere Einsatzkräfte hin und wieder Übergriffen ausgesetzt gewesen. Wie tritt das THW dem gegenüber?
Unsere Erfahrung ist, dass die Betroffenen sehr dankbar für die Hilfe sind. Man muss aber auch verstehen, dass auf Katastrophen von diesem Ausmaß Menschen sehr unterschiedlich reagieren können. Auch wenn es die absolute Ausnahme ist, hat es während des Hochwassereinsatzes in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vereinzelte, meist verbale Übergriffe auf THW-Einsatzkräfte gegeben. Auch wenn wir diese Angriffe auf das THW und auf unsere Einsatzkräfte nicht tolerieren, können wir nachempfinden, dass sich diese Menschen in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden. Wir behalten uns aber auch vor, Übergriffe bei der…