Wenn ich mich an meine Aufenthalte vor über 15 Jahren in Soltau erinnere, dann liegen Welten zwischen dem, was ich damals in der Heide vorfand, und dem, wie sich die Kooperation mitsamt ihrer Zentrale heutzutage präsentiert: moderne Fachmarktkonzepte, neue Einzelhandelssysteme, optimierte Zentrallagerorganisation, intensives Internetgeschäft, erweiterte Öffentlichkeits- und PR-Arbeit, weitgehende Strukturreformen, deutlich mehr Mitarbeiter, Ausweitung der globalen Beschaffung, z. T. auch eine Internationalisierung des Geschäfts. Da werden Maßstäbe gesetzt, die die anderen kooperativen Marktteilnehmer unter Druck setzen und die auch von den großen Filialisten interessiert bis argwöhnisch beäugt werden. Mit dem Umsatz- und Standortwachstum der Hagebau wuchsen auch der Systematisierungs- und Profilierungsdruck, stiegen die Professionalisierungs- und Organisationsgrade an.
Mit dem Amtsantritt von Johannes Schuller als neuem Aufsichtsratsvorsitzenden hatte ich ja gemutmaßt, dass die Hagebau jetzt "süddeutscher" wird (und die heidsche Gemütlichkeit weiter aufgebrochen wird). Dass das allerdings so schnell und radikal geschehen würde, überraschte auch mich. Nach Ingolstadt ist es heute weiter als früher nach Lübeck, und die kurzen, informellen und persönlichen Absprachen sind deshalb auch schwieriger. Schuller sieht aufgrund der in den vergangenen Jahren enorm gewachsenen Aufgaben sowohl für den Aufsichtsrat als auch - und vor allem - für die Geschäftsführung offensichtlich Reformbedarf, was die Verteilung der Verantwortung und die zukunftweisende Organisation der Kooperationsspitze betrifft.
Ab 2018 präsentiert sich daher die Hagebau-Geschäftsführung fünfköpfig und mit einem echten Sprecher derselben. Dass nicht jeder diesen Schritt mitgehen wollte bzw. durfte, ist für den Einzelnen sicherlich bitter. Auch hier gilt es, diesen Prozess transparent und fair durchzuführen. Das ist man allen Betroffenen einfach schuldig.
Joachim Bengelsdorf
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