Ein Kollege erzählte mir neulich von seinem Einkauf. Er stand bei einem Lebensmittler mit einem dringend benötigten Produkt in der Hand in der Schlange an der Kasse. Vor ihm kramte eine Kundin in ihrer Einkaufstasche und brauchte Minuten, bis die Geldbörse endlich aus den Tiefen des Behältnisses hervorgebracht war. Die nächste bezahlte mit Karte, die dann aber zunächst nicht funktionierte. Es brauchte mehrere Versuche, bis schließlich die gewählte Zahlungsart zum Erfolg führte. Wenn man in Eile ist, wie mein geplagter Kollege, kann solch gedehntes Warten in der Kundenschlange zu einer echten Nervenprüfung werden.
Anders in England: Dort hat der Kunde in vielen Geschäften die Möglichkeit direkt zur Selbstkasse zu gehen, die Ware auf die Waage zu legen und einzuscannen. Bezahlt wird dann, wie wir es vom Park- oder Kassenautomaten her gewohnt sind.
SB-Kassen sind zwar auch in Deutschland auf dem Vormarsch, wie eine Studie des EHI-Retail Institute aus Düsseldorf zeigt. Danach kommen in Deutschland in 295 Märkten insgesamt 2.150 Selbstbediener-Kassen zum Einsatz. Dennoch ist die Verbreitung auch im Lebensmitteleinzelhandel nach wie vor gering: 150 Märkte setzen laut Studie 620 SB-Kassen ein. Im Vergleich mit den rund 200.000 im Gebrauch befindlichen herkömmlichen Kassen wird deutlich, wie gering die Durchdringung derzeit noch ist.
SB-Kassen liegen im Trend
In immer mehr Filialen des stationären Einzelhandels gibt es Selbstbedienungskassen. 2023 boten mehr als 5.000 Geschäfte den Self-Check-out an, doppelt so…
Außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels finden sich SB-Kassen vor allem bei Ikea und Bauhaus. Im Baumarktbereich insgesamt dürfte die Verbreitung der Selbstkassen deutlich geringer sein als im Lebensmitteleinzelhandel. Aber warum? Klar, SB-Kassen einzurichten kostet Geld. Will man es richtig machen, braucht man eine Kasse mit Barzahlerfunktion. Und die ist dann gleich nochmals ein Drittel teurer als Kassen, mit denen man nur mit Karte bezahlen kann. Gründe liegen in höheren Anschaffungskosten und einem höheren Wartungsaufwand.
Auf der anderen Seite: Reden nicht immer alle von Serviceleistungen für die Kunden? Ich stelle mir vor, ich habe – ganz ohne fremde Hilfe – mein passendes Päckchen Dübel aus der Verkaufswand selektiert. Ich gehe zur Kasse. Vor mir stehen drei mobile Generalisten, ihre Einkaufswägen bis oben bepackt mit sperrigen Produkten für ihr Tagwerk. Dann gibt es noch Probleme bei der Kartenzahlung. Mein Blick geht zur Seite und sucht eine Selbstkasse. Ich finde keine.
Harald Bott
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