Harald Bott
Harald Bott

Editorial

Das Ende einer unnatürlichen Teilung

Daten, Geburtstage, Jubiläen werden gerne dafür hergenommen zu bilanzieren, ein Resümee zu ziehen, aber auch die Entwicklungslinien in die Zukunft hinein zu verlängern und Prognosen aufzustellen. Das Jahr 2015 bot eine ganze Reihe solcher bedeutungsträchtiger Daten. Unterhaltsame, wie bei­spielsweise 50 Jahre Lottozahlen im Fernsehen, 70 Jahre Kugelschreiber oder 80 Jahre Dosenbier. In Leipzig feiert man den 1.000sten Geburtstag, in Karlsruhe den 300sten.
Andere Ereignisse veränderten den Lauf der europäischen, wenn nicht der Weltgeschichte wie beispielsweise die Schlacht von  Waterloo vor 200 Jahren. Gleiches gilt für die Ereignisse rund um die Wiedervereinigung. In diesem Zusammenhang jährte sich in diesem Jahr die Erstürmung der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit am 15. Januar zum 25. Mal, ebenso wie die ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR am 18. März. Am 23. August morgens gegen drei Uhr beschloss die Volkskammer in einer turbulenten Sitzung den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Am 12. September schließlich folgte die Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrages, der wiederum die Voraussetzung war, dass am 3. Oktober 1990 der Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland erfolgen konnte. Die deutsche Wiedervereinigung war vollzogen. Zumindest auf dem Papier. Dass es mit den blühenden Landschaften dann doch etwas länger dauerte, wie behauptet, zählt heute zum festen Bestandteil des deutschen Kollektivgedächtnisses.
Doch ohne den 9. November 1989, die Öffnung der innerdeutschen Grenze und den friedlichen Verlauf jener Nacht -- auch wenn die Mauerspechte schon kräftig am "antikapitalistischen Schutzwall" meißelten -- wäre der 3. Oktober 1990 wohl niemals Wirklichkeit geworden.
Die Bedeutung von Daten wird gerne auch daran abgelesen, ob man sich daran erinnert, wo man an dem fraglichen Tag war und was man gerade gemacht hat. Ich muss zugeben: So gesehen war für mich der 11. November das bedeutsamere Datum. Ich absolvierte gerade mein Volontariat und war an jenem Tag zufällig im Haus der Deutschen Presse in Ostberlin, wo ich die Ankündigung der Öffnung der innerdeutschen Grenze durch Günter Schabowski miterleben durfte. Die Reaktionen unter den versammelten Kollegen der Weltpresse waren damals übrigens eher verhalten, niemand sprang auf und lief zum Telefon (Handys waren noch nicht gebräuchlich, stattdessen hingen öffentliche Fernsprecher an der Wand im Flur). Wohl die Wenigsten der Anwesenden begriffen  die historische Tragweite der Ankündigung der Noch-DDR-Oberen -- am wenigsten ich selbst.
Doch trotz jener Nacht und dem größten Fest, das Berlin je erlebt hat,  vollzogen war die Deutsche Einheit erst am 3. Oktober 1990. Und erst damit waren die politischen Grundlagen gelegt für den Aufbau Ost und die Expansion zahlreicher Baumarktbetreiber in die neuen Länder und damit auch das Wettrennen um die besten Baumarkt- und Gartencenter-Standorte.
Mit der Deutschen Wiedervereinigung wurde aber nicht nur, um Willy Brand zu zitieren, "zusammengefügt, was zusammen gehört", es wurde auch die unnatürliche Teilung des gesamten europäischen Wirtschaftsraumes beendet, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg für lange Jahre durch den Eisernen Vorhang  zementiert war.
Entsprechend endete die Expansion zahlreicher Firmen auch nicht in den Neuen Ländern, der Blick wendete sich weiter, hin zu unseren östlichen Nachbarn und dann in die ganze Welt. Eine Expansion, die nach wie vor anhält und noch lange nicht zu Ende sein dürfte.
Grund genug für die diy-Redaktion zurückzublicken auf die Branchenentwicklung der vergangenen 25 Jahre. In der Rubrik "Rückblick" lassen wir einen Zeitzeugen berichten und werfen einen Blick auf die Zahlen. Gleichzeitig wollen wir aber auch versuchen, den Trends nachzuspüren, die künftig die Entwicklung der Branche bestimmen werden. In der Rubrik "Trends und Technologien" finden sich dazu die einschlägigen Themen wie E-Commerce, LED oder 3D-Druck. Viel Spaß beim Lesen und Reflektieren wünscht 
Harald Bott
Pressekarte
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Kunst auf der Berliner Mauer
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