Zwanzig Prozent auf gar nichts mehr – das war überfällig. Endlich einmal hat Praktiker das Richtige getan und den Gang zum Amtsgericht beschritten. Ein DIY-Retailer, den niemand brauchte und den niemand vermissen wird, ist insolvent. Dass nun auch noch Max Bahr in die Insolvenz mit hineingezogen wurde, war ebenso absehbar wie die Insolvenz von Praktiker selbst.Nun kann man mir als Wachstumsexperten und Autor und auch als Hochschullehrer immer vorwerfen, hinterher schlauer gewesen zu sein, als vorher. In diesem Fall aber darf ich mit Fug und Recht feststellen, seit mindestens sieben Jahren über Praktiker zu sprechen. Das Unternehmen liefert mir seit jeher am laufenden Band Beispiele für mangelnde Strategie, mangelnde Kunden-orientierung, interne Beschäftigung mit sich selbst und bemerkenswert wachstumsnachlässige Unternehmensführung, die ich in Vorträgen, Fachbeiträgen, Kommentaren und meinen Vorlesungen hinreichend häufig pointiert habe. Nein, dass Praktiker irgendwann mit dem geübten Vorgehen scheitern würde, war absehbar. Erstaunlich ist vielmehr, wie lange es das Unternehmen am Markt ausgehalten hat; erstaunlich ist, dass erst jetzt die Insolvenz eintrat.Natürlich stellt sich schnell die Frage nach dem Schuldigen, aber ich denke, die Frage ist müßig. Es sind jedenfalls nicht die üblicherweise Bemühten: Es ist weder die Politik, es sind nicht die Lieferanten, nicht die bösen Kunden, die einfach nicht kaufen wollten und es ist auch nicht das in diesem Jahr von der Branche gern in Rechenschaft gezogene Wetter, das Praktiker den Garaus gemacht hat. „Das Wetter“ war nämlich für alle Marktteilnehmer gleich schlecht. Natürlich haben alle in der Baubranche aktiven Unternehmen unter den widrigen Wetterverhältnissen zu leiden gehabt; sowohl das Handwerk, als auch der Großhandel und natürlich auch der Einzelhandel. Der Unterschied ist nur, dass – um nur einige zu nennen – Obi, Toom, Bauhaus und vor allem Hornbach, die sich besonders tapfer geschlagen haben, noch eifrig am Markt agieren, Praktiker aber eben nicht mehr. Nein, es sind keine äußeren Umstände, die das Unternehmen in den Ruin getrieben haben. Es war das Unternehmen selbst. Wachstum kommt von innen und Wachstum wird von innen zerstört. Praktiker hat dies par excellence gezeigt.Wachstum kommt von innen? Exakt. Warum sonst sind Unternehmen in der gleichen Branche und in der gleichen Liga mit der annähernd gleichen Zielgruppe so unterschiedlich erfolgreich? Warum performt zum Beispiel Hornbach – ein…