Wenn man den Heerscharen von Bevölkerungswissenschaftlern, Soziologen, Marketingexperten und Meinungsforschern glauben darf, so ist das Thema „Silver Ager“ einer der großen Trends der nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, für den deutschen Einzelhandel. Eine zahlungskräftige, hedonistisch gesinnte Generation ist demnach bereit, Milliarden an Euros auszugeben, damit es ihr einfach gut geht, damit sie genießen kann, damit sie ihr Lebensumfeld so gestalten kann, wie sie es im Alter haben will. Im Fernsehen und im Kino kann man sich vor diesen lebensbejahenden Alten ja fast nicht mehr retten. Ein Thema also, von dem wir dachten, dass es einmal in einem Heft etwas breiter abgehandelt werden sollte. An Themen und Beispielen würde kein Mangel herrschen, denn auch in der Heimwerkerbranche wird die zahlungskräftige ältere Generation ja permanent auf Kongressen beschworen. Tatsächlich war der Rücklauf auch nicht schlecht. Jedoch: Eine gewisse Verzagtheit war so manchen Reaktionen anzumerken. Die 50+-Generation präsentiert sich unserer Branche scheinbar als ein Meer mit zahlreichen gefährlichen Riffen und Untiefen. Die Gründe? Zuallererst vermute ich eine tiefe Verunsicherung, wie man mit speziellen Produkten und Sortimenten für „Silver Ager“ umgehen soll. Klar, diese Generation will nicht behandelt werden wie jemand, der gerade dabei ist, zu einem Pflegefall zu mutieren. Sie will zuerst einmal sich etwas Gutes tun, will Sinnhaftigkeit erleben, will Wellness, danach kommt irgendwann auch der Gedanke an Vorsorge. Doch wie vermarktet man am sinnvollsten so ein „Silver“ oder „Best Ager“-Konzept? Welche Produkte passen, welche Sortimente sind geeignet? Hinzu kommt, dass sich die DIY-Branche nicht gerade durch allzu große Phantasie auszeichnet. Auch beim Thema „Ältere Generation“. Vielleicht muss man in den Sortimenten viel radikaler denken, will man dieser Generation gerecht werden. Vielleicht müssen auch am POS neue Antworten gefunden werden, auch ästhetischer Natur. Natürlich ist es nicht unwichtig, die Schriften auf den Produkten und am POS „altengerechter“ zu gestalten, aber mit der Konzentration auf solche Themen tappt man sofort in die geriatrisch verengte Falle. Und wer sagt denn, dass die 50+-Generation wirklich von Ihresgleichen im Markt bedient werden will, nur weil Servicepersonal gleichen Alters angeblich mehr Verständnis für den Kunden aufbringt. Ich will kein Verständnis, ich will eine gute Beratung, durchaus auch mit Witz und einem Augenzwinkern. Wenn dann die Augen dazu noch hübsch sind, so gefällt mir das auch mit 56. Dr. Joachim Bengelsdorf Download: Pflegefall 50+ (PDF-Datei)