Man hat ja bei Praktiker und Max Bahr förmlich auf eine Entscheidung gewartet, wie es denn jetzt weitergehen soll. Nach dem Ausscheiden von Wolfgang Werner im Sommer und der Etablierung einer neuen Führungsspitze mit Thomas Fox und Josef Schultheis konnte man die Tage zählen, bis einschneidende Maßnahmen beim permanent defizitären Baumarktbetreiber verkündet werden würden. Und jetzt: Überzeugt das Notfallprogramm? Der Fragezeichen sind nicht weniger geworden, denn es ist absolut ungewiss, ob die Maßnahmen erstens greifen und zweitens Sinn machen. Die Kosten weiter zu reduzieren ist ja schön und gut, doch gelingt das durch den geplanten Stellenabbau in Kirkel und in den Märkten, durch die angestrebte Reduzierung der Mietkosten und den Rückzug aus Expansionsländern wirklich und in der Geschwindigkeit, wie es sein müsste? Und wie will man an 300 Mio. € zur Finanzierung der Umbaumaßnahmen kommen? Da werden die Investoren aber Schlange stehen. Entscheidend jedoch ist, ob die Marke „Praktiker“ überhaupt noch zu retten ist. Ist damit in Zukunft noch Geschäft zu machen? Thomas Fox scheint davon überzeugt zu sein, denn andere Vorschläge hat er – vorerst – vom Tisch gewischt. Doch wenn die Analysten und Journalisten noch vor Jahren die funktionale Trennung wichtiger Bereiche von Praktiker und Max Bahr für eine getrennte Markenführung beider gelobt haben, wie soll man jetzt den Umzug und die Verschmelzung der Zentralen in Hamburg plötzlich gut heißen können? Wie eine gleichzeitig gemeinsame wie getrennte Marken- und Sortimentsführung aus Hamburg möglich sein soll, das muss erst noch bewiesen werden. Morgens Praktiker, nachmittags Max Bahr oder beides gleichzeitig oder wie? Außerdem: Die Kollegen, die von Kirkel nach Hamburg ziehen, tragen dort, bei den ehemals Geschluckten, permanent den Makel der Gescheiterten vor sich her. In der Hansestadt kann es zu überraschenden Kernreaktionen kommen, die eine Führung und Entwicklung beider Unternehmensteile unmöglich machen können. Nicht, dass wir das wollen, aber der DIY-GAU liegt für Praktiker und Max Bahr wirklich im Bereich des Möglichen. Dr. Joachim Bengelsdorf P.S.: Noch bis Mitte Februar 2012 können Sie auf der Homepage von www.DIYonline.de über die besten DIY-Produkte abstimmen – und gewinnen! Machen Sie doch einfach mit, wenn Sie Interesse an zwölf monatlichen Lieferungen badischen Weins haben. Download: Kernschmelze in Hamburg? (PDF-Datei)