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Kirkel, wir haben ein Problem!

Das Praktiker-Schiff befindet sich in schwerer See. Ob es einen rettenden Hafen erreicht, ist noch völlig ungewiss.
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Tempi horribili“, schreckliche Zeiten sind es, in denen sich augenblicklich Praktiker, über Jahre der zweitgrößte deutsche Baumarktbetreiber, bewegt: Umsätze und Gewinne futsch, Börsenwerte im Keller, Vorstandssprecher weg, dafür kommen mit Thomas Fox und Josef Schulheiss zwei harte Sanierer. Über lange Jahre hatten sich die Baumarktbetreiber aus dem Saarland als der „billige Baumarkt“ positioniert. Praktiker wuchs und wuchs, übernahm Wirichs und Stinnes, eroberte ausländische Märkte, verdiente seiner Mutter Metro gutes Geld. Alles lief gut, bis um die Jahrtausendwende beschlossen wurde, dass man ein ganz normaler Baumarkt werden wollte. Doch der Kunde spielte nicht mit, nahm Praktiker das neue Bild vor allem in Deutschland nicht ab. Zu heterogen präsentierte sich das Unternehmen auch auf dem Parkett. Mit den 20-Prozent-Aktionen der letzten Jahre hat sich Praktiker ein Image zugelegt, das wenig mit billig oder preiswert bzw. mit Preiskompetenz und Discount, viel aber mit Schnäppchenmentalität und fragwürdiger Produkt- und Sortimentsqualität zu tun hatte. Ob zu Recht oder nicht, interessiert hier gar nicht. Entscheidend ist die Wirkung auf den Kunden. Solange die Auslandsmärkte und die übernommenen Max Bahr-Standorte gut liefen, konnte Praktiker Deutschland mit seinen 20-Prozent-auf-alles-Aktionen quersubventioniert werden. Als aber die florierenden ausländischen Märkte einbrachen – und hier vor allem Griechenland und Rumänien mit Umsatzrückgängen von fast 30 Prozent –, wurde der Würgegriff, in dem sich Praktiker befand, immer enger. Das hektische Gegensteuern der vergangenen zwei Jahre mit einer Praktiker-Ertüchtigung (Praktiker 2013) und der Entdeckung der Qualität (gerade im grünen Bereich!) half zwar, eine Zeit lang die immer größer werdenden Differenzen zwischen den Zahlen von Praktiker und seinen Wettbewerbern zu überdecken. Schon 2010 verlor der Vertriebskanal Praktiker Deutschland beim Umsatz rund sieben Prozent zum Vorjahr. Als aber in diesem Frühjahr Obi, Bauhaus, Hornbach und Co. kräftig zulegten und Praktiker Deutschland ein Umsatzminus von annähernd 19 Prozent meldete (Ausland: - 8 Prozent), da war der Branche und den Analysten klar, dass Kirkel ein Problem, und zwar ein Megaproblem hat. Die Presse sah jetzt genauer hin, und siehe da: Wo waren plötzlich die Kleider das Kaisers? Lange Zeit hatte Praktiker auch Ruhe vor seinen Aktionären. Einen großen Anteilseigner gab es nicht, und die Masse der bis zu rund drei Prozent Aktienanteil Besitzenden…
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