Im Juni haben die BBE Retail Experts, die inzwischen IBH Retail Consultants heißen, ihre Zahlen zum Gartenmarkt aus dem vergangenen Jahr veröffentlicht. Entgegen allen Versicherungen aus der Branche, wonach der Gartenmarkt stabile, stetig wachsende (wenn auch nicht explodierende) Umsätze aufweist, kamen die Marktanalysten auf ein Minus: ein Prozent weniger bei der Gartenhartware und sogar vier Prozent weniger beim lebenden Grün, das mit einem Umsatz von 9,1 Mrd. € ein fast doppelt so großes Gewicht im Gartenmarkt hat. Großes Erstaunen bei den betroffenen Branchenverbänden: Der VDG auf der Handelsseite kann das jedenfalls für seine Mitglieder nicht nachvollziehen, der IVG meldet von Seiten der Hersteller ebenfalls Zweifel an. Das Problem dabei: Beide Branchenverbände sprechen nicht für und nicht über die gesamte Branche. Denn längst nicht alle Unternehmen schließen sich den jeweiligen Branchenverbänden an. Man kann es auch so sehen: Sie nutzen die Chance nicht, die sich der Gartenbranche insgesamt durch eine starke Interessensvertretung und damit an erster Stelle ihnen als Marktteilnehmer bietet. An diesem Punkt treffen sich die beiden gerade angesprochenen Probleme. Warum gibt es keine offiziellen, also von den beteiligten Verbänden begutachteten Marktzahlen? Ähnliche Schwierigkeiten kennt man im ungleich größeren DIY-Markt. Aber hier gibt es inzwischen ernsthafte Bemühungen um eine Harmonisierung des Zahlenmaterials durch Verbände, Marktforscher und Verlage. Im Gartenmarkt fehlt eine verbindliche Branchenstatistik. Dabei wäre ein solches Zahlenwerk kein Selbstzweck, sondern enorm wichtig für alle Beteiligten, und zwar nach innen und außen. Nach innen: Wer vernünftig wirt-schaften will, braucht eine vernünftige Planung, und die beruht auf vernünftigen Zahlen. Händler und Hersteller sind gleichermaßen da-rauf angewiesen, wollen sie den Markt richtig einschätzen. Nach außen: vielleicht der noch wichtigere Aspekt. Da wird allenthalben beklagt, die Branche werde in der Öffentlichkeit und, schlimmer noch, in der Politik zu wenig wahrgenommen, und das, wo so weitreichende Fragen wie beispielsweise der verminderte Mehrwertsteuersatz immer wieder aufs politische Tablett kommen. Aber gleichzeitig enthält sich die Branche des wichtigsten Instrumentes, um ihr Gewicht gerade Außenstehenden klar zu machen: die schiere, nackte Zahl. Rainer Strnad Download: Nackte Zahlen (PDF-Datei)