Zurückhaltung ist schädlich

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Die Zuwächse waren gut, die Bestellungen zuverlässig. Insofern konnte der Anbieter im Bereich Baustoffe und Farben, mit dem ich vor kurzem gesprochen habe, von einer berechenbaren Unternehmensentwicklung ausgehen. Doch dann kam die Krise und die Bestellungen wurden storniert. Abwarten war plötzlich die Devise. Die Unsicherheit, die derzeit überall in der Wirtschaft das Geschäftsklima verdirbt, ist immer wieder mit Händen zu greifen. Die Unternehmen halten ihr Geld zusammen wo es nur geht, stellen Investitionen zurück und kürzen kurzfristig Ausgaben. Ein rationales, nachvollziehbares Verhalten, ohne Frage. Doch das Bestürzende daran ist, dass sich auch Firmen, denen es sehr gut geht, sich so verhalten. Nicht nur vereinzelt, sondern gleich mehrere Anbieter schwärmten in jüngster Zeit über die besten Umsatzzahlen der Firmengeschichte. Natürlich muss bei solchen Aussagen auch immer eine gewisse öffentlichkeitswirksame konstruktive Interpretation der eigenen Sichtweise in die Auslegung und Bewertung mit einfließen... Dennoch: Rein aus der Luft gegriffen können solche Aussagen nicht sein. Auch bei den Erfolgreichen der Branche wirkt also die Krise als Bremsklotz und Angstreiber. Denn wenn erst der Arbeitsmarkt und damit auch der Einzelhandel betroffen sein werden, so fürchten viele, dann wird die Krise zum Normalzustand und das Überleben und nicht Wachstum zum Programm. Dass mit dieser investiven Deprivation gleichzeitig genau der Zustand erzeugt wird, vor dem alle Angst haben, dürfte den meisten absolut klar vor Augen stehen. "Self fullfilling prophecy" ist der Fachterminus der Sozialwissenschaften dafür - die sich selbst erfüllende Vorhersage. An ihrem Verhalten ändert dies trotzdem nichts. Aber es gibt auch andere Beispiele. Firmen, die genau jetzt Investitionen nicht zurückstellen, sondern wie geplant ihren Weg gehen. Beispiele aus der Lichtbranche sind mir hier in jüngster Zeit begegnet, aber auch aus den Bereichen Farben, Haushaltswaren und Baustoffe, ein Bereich, dem wir in diesem Heft einen Schwerpunkt widmen. Ein solches Verhalten erfordert Mut und Zuversicht und auch Vertrauen in die Kraft des eigenen Unternehmens und in die eigene unternehmerische Entscheidung. Natürlich: Geredet wird über die Opels und Arcandors dieser Welt. Doch es sind genau diese mittelständischen Unternehmen, die den Karren letztlich aus dem Dreck ziehen. IhrHarald Bott
Kontakt: Tel.: 07243/575-202 h.bott@daehne.de
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