Volksweisheiten

"Es gibt drei Wege, damit etwas gemacht wird: Tu es selber, stelle jemanden dafür an oder verbiete es Deinen Kindern." Dieser Spruch spiegelt auch ein gutes Stück die deutsche DIY-Wirklichkeit des Jahres 2004 wider

Da unsere Branche noch relativ jung ist, ist sie bisher von Volksweisheiten, Aphorismen und Ähnlichem noch relativ verschont geblieben. Während es aus dem Handwerkswesen eine ganze Reihe von traditionellen Sprüchen gibt, trifft dies für die Begriffe „Heimwerken“ und „Do-it-yourself“ in Deutschland noch nicht zu. Jenseits des großen Teichs ist dies anders: Da hat sich zum Thema „Do-it-yourself“ schon der Schriftsteller Henry Miller, wenn auch in doppeldeutiger Form, geäußert. Mein Lieblingsspruch von jenseits des Atlantiks aber lautet: „There are three ways to get something done: do it yourself, hire someone, or forbid your kids to do it.“ (Es gibt drei Wege, damit etwas gemacht wird: Tu es selber, stelle jemanden dafür an oder verbiete es Deinen Kindern.)
Dieser Spruch spiegelt auch ein gutes Stück die deutsche DIY-Wirklichkeit des Jahres 2004 wider. Es gibt auf der einen Seite diejenigen, gleich ob Industrie, Handel oder Dienstleister, die keinen Handlungs- und Wandlungsbedarf in ihrem Unternehmen, ihrer Strategie oder in der Branche sehen. Oder sie sehen es zwar, haben aber nicht den Mut, die Zeit oder das Geld dazu.
Wer in unserer Szene aber dennoch etwas bewegen will, der hat eben zuerst einmal zwei Möglichkeiten: Es selber anpacken oder jemanden damit beauftragen. Wie viele hätten es bitter nötig, wie viele zögern aber noch? Und die dritte Möglichkeit, wie funktioniert sie bei DIY? Ich habe den Eindruck, je mehr wir uns in der Öffentlichkeit über bestimmte Themen und Geschehnisse aufregen, desto mehr nehmen diese in ihrer Bedeutung zu, sozusagen als selbsterfüllende Prophezeiung. Beispiel: Wer etwas mit einem lautstarken Bann belegt (Preissenkungen, Rabatte, chinesische Aktionsware etc.), so scheint es, macht es für den anderen fast noch interessanter. Und sehnt nicht mancher, der den Markteintritt eines US-Riesen in Europa in der Öffentlichkeit befürchtet, diesen in Wirklichkeit herbei? Man kann ein Thema auch am Köcheln halten, indem man sich permanent ablehnend dazu äußert. Hauptsache, man treibt noch eine weitere Sau durch’s Dorf.
Vielleicht sind unsere Branchen-Manager aber wirklich nur „kleine Jungs in großen Hosen“, für die die Welt ein einziger Abenteuerspielplatz ist. Auch hier wieder eine Weisheit aus den USA: „Give a small boy a hammer and he will find that everything he encounters needs pounding.“ Es stimmt: „Gib einem kleinen Jungen einen Hammer, und er denkt, dass er auf alles einschlagen muss, was er entdeckt.“ Eine Strategie ist das aber noch lange nicht.
Dr. Joachim Bengelsdorf
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