Ich will, ich will, ich will!

Die Verbände haben sich in Sachen Ladenöffnungszeiten auf eine einheitliche Argumentationslinie festgelegt und wiederholen sie gebetsmühlenhaft - fast wie ein bockiges Kind

Wofür der HDE ist, kann ja eigentlich nicht schlecht sein für den Handel im Allgemeinen und für die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte im Besonderen. Doch die Front der Einzelhändler ist beileibe nicht so geschlossen, wie es der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) glauben machen will. Das fängt beim Dosenpfand an und hört bei den Ladenöffnungszeiten auf.
Was man zum letzteren vom HDE hört, gleicht einem Lobgesang auf die Liberalisierung: Von „erweitertem Spielraum“, „Erfüllung von Kundenwünschen“ und „Stärkung der Innenstädte“ ist da die Rede. Öffnungswirrwarr? Verdrängungswettbewerb? Zusatzkosten? Dieses Vokabular taucht nicht auf. Von Zweifeln keine Spur. Wer Bedenken äußert, hat nach der Interpretationshoheit des HDE mindestens die sechziger, wenn nicht gar die fünfziger Jahre im Kopf.
Auch der BHB hat die Liberalisierung der Öffnungszeiten – wenn auch verhaltener als der HDE – begrüßt. Er erhofft sich „einen positiven Impuls für den privaten Konsum“, von dem man sich „positive Auswirkungen auf die Umsatzzahlen der Branche“ verspricht. Da mag ob der tristen Branchenrealität der schiere Wunsch nach einem ausgabenfreudigeren Kunden der Vater des Gedankens gewesen sein. Denn unsere Umfrage unter den Bau- und Gartencenterbetreibern hat eine in großen Teilen völlig andere Grundstimmung ermittelt. Und diese ist nicht von allzu großem Optimismus über die Chance der neuen Öffnungsmöglichkeiten geprägt. Ein Großteil behält die alte Öffnungszeit bis 16 Uhr bei, manche variieren je nach städtischem oder ländlichem Standort, andere öffnen bis 18 Uhr, ganz wenige nur bis 20 Uhr. „Einheitlich uneinheitlich“ könnte man das nennen.
Und fast alle erwarten keinen zusätzlichen Umsatz über die ganze Woche gesehen, weil allgemein nur eine Umsatzverlagerung erwartet wird. Wohl aber rechnen alle mit höheren Kosten, weil das Verkaufspersonal länger in den Märkten bleiben muss und weil die Angestellten natürlich versuchen, sich ihre samstägliche Mehrarbeit durch Zuschläge vergüten zu lassen. Unsere Umfrage ergab, dass es durchaus große Interessensunterschiede zwischen den einzelnen Betreibern gibt, je nachdem, welche Art von Markt (groß – klein) man wo (Stadt – Land) betreibt.
Doch die Verbände haben sich auf eine einheitliche Argumentationslinie festgelegt und wiederholen sie gebetsmühlenhaft. Sie werden vielleicht argumentativ etwas hysterischer, fast wie ein bockiges Kind, das sich, wenn es nicht das kriegt, was es will, auf den Boden schmeißt und „Ich will, ich will, ich will!!!“ schreit. Ob das mehr Kunden in die Märkte lockt?
Ihr
Dr. Joachim Bengelsdorf
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