Handwerk als Partner Wer in diesem Jahr das BHB-Herbstsymposium in Köln miterlebt hat, wurde nicht nur von dem etwas anderen Aufgebot an Referenten, sondern auch von den recht außergewöhnlichen Themenstellungen überrascht. Hier ging es diesmal nicht nur um die allgemeinen Probleme der deutschen DIY-Branche, die ja in recht zahlreicher und vielfältiger Form auch heute noch vorhanden sind, sondern unter anderem um die Darstellung des Zustandes eines unsere Branche stark tangierenden Wirtschaftsbereiches, des Handwerks. Kein neues Thema, wie wir wissen, denn in den vergangenen Jahrzehnten hat es schon immer kurze Phasen gegeben, die, was die Kooperation zwischen Hersteller, Handel und Handwerk betraf, zu verhaltenem Optimismus Anlaß gegeben haben. Da gab es schon vor vielen Jahren Baumarktgruppen, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Heimwerkern und Handwerkern - vor allem im Heizungsbau, bei Badrenovierungen und im Elektrobereich - organisiert und angeboten haben. Auch gab es bereits schon einmal in Stuttgart die recht aktive Selbsthilfe-Initiative "Der betreute Heimwerker", die sich eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Gruppen beim Eigenheimbau zum Ziel gesetzt hatte. Mehr oder weniger gescheitert sind alle diese Aktivitäten in der Vergangenheit aber immer wieder aufgrund des wohl unüberbrückbaren Mißtrauens der Handwerker gegenüber unseren Baumärkten; bis heute in noch nie nachgelassener Intensität ständig geschürt von den unbelehrbaren Interessenvertretungen des Handwerks, die einfach nicht erkennen wollen, wie dringend notwendig das Handwerk heute und in Zukunft die enge Kooperation mit den Baumärkten braucht. "Das Wasser steht dem Handwerk gegenwärtig nicht Oberkante Unterlippe, sondern schon Unterkante Oberlippe", diese Einschätzung vertrat in Köln, als profunder Kenner des deutschen Handwerks, der Inhaber des Uni Marketing Institutes, Dr. Bernd Dornach. Einem Zuviel an Produktorientierung stehe dem Handwerk heute ein Zuwenig an Bekanntheitsgrad, Marketingverständnis und Kundenorientierung gegenüber. Aber auch ohne ein Höchstmaß an Dienstleistungen geht in Zukunft gar nichts mehr. Bis gestern kamen die Kunden selbst, heute bleiben sie weg, aber morgen werden sie wiederkommen, da nur die Besten übrigbleiben. Kooperation ist dringend angesagt; und das gilt sowohl für das Handwerk als auch für den Handel gleichermaßen. Fachmarkt-Expansionen Aber noch eine markante Aussage, dieses Mal vom BHB-Vorstandsvorsitzenden Manfred Maus, ließ anläßlich des diesjährigen Kölner Symposiums aufhorchen: "Die Großfläche verdrängt die kleinere Fläche. Märkte um die 3.000 qm werden sich in Zukunft mit begrenzten Sortimenten zu Fachmärkten spezialisieren müssen." Daß dieser Trend heute bereits eingesetzt hat, zeigen ganz eindeutig unsere beiden Berichte in diesem Heft über die Neueröffnungen einer ganzen Reihe von Innendeko-Fachmärkten im Raum Berlin. Hier entstehen und blühen spezialisierte Fachmärkte in unmittelbarer Nachbarschaft zu Baumarktriesen, die einerseits lückenlose Spezialsortimente in einem für Baumärkte nicht realisierbaren Umfang anbieten, die andererseits auch mit ausgezeichneter Kundenberatung und hervorragenden Serviceleistungen aufwarten. Hier hat aber auch die Identifizierung zur Dienstleistung bereits einen Stand erreicht, die es diesen Fachmarktunternehmen erlaubt, solche Plätze nicht nur im Rahmen sich zufällig ergebender Möglichkeiten anzunehmen, sondern sie als bevorzugte Standorte - direkt neben den Mega-Baumärkten - zu suchen und erfolgreich zu nutzen. Viele Beispiele zeigen uns heute bereits, daß diese neue Entwicklung an immer mehr Geschwindigkeit gewinnt. Und zwar nicht nur im Innendekobereich, sondern auch als Fachmärkte für Holz, Sanitär, Spezialbaustoffe etc. werden sie ihre eigenen Sortimente erweitern und sich im großen Rahmen den entsprechenden Tätigkeitsbereichen unserer Heimwerker anpassen. Und das alles mit einer Vielzahl von Dienstleistungen im Beratungs- und Servicebereich, wie sie in Zukunft mehr und mehr überlebensnotwendig sein werden.
Karl-Heinz Dähne