Wie soll das Recruiting im Handel in der Zukunft aussehen? „Unkompliziert, das ist insgesamt der Tenor, wenn es um Bewerbungsmöglichkeiten geht: am besten One-Click und ohne Bewerbungsanschreiben.“ Das sagt Ulrike Witt, Leiterin des Forschungsprojekts Personal im Handel beim EHI, und stützt sich dabei auf Ergebnisse der EHI-Studie „Talents4Retail 2023/24“.
Um dem Arbeitskräftemangel bestmöglich zu begegnen, greifen Unternehmen auf die unterschiedlichsten Recruiting-Kanäle zurück, die die Stellenbesetzung leichter gestalten. Social Media wird von den Arbeitgebern für Stellen in der Zentrale (53 Prozent), Filiale (79 Prozent) oder in der Logistik (42 Prozent) eingesetzt, heißt es in der Studie. Noch erfolgreichere Recruiting-Kanäle für die Zentrale sind Onlinebörsen und Businessnetzwerke (63 Prozent) sowie die Karriereseite und der eigene Kandidatenpool (58 Prozent). Für Filialen sind es auf dem zweiten Platz Instore-Kampagnen (74 Prozent) und auf dem dritten Platz Onlinebörsen und Karriereseiten.
Für vakante Positionen in der Logistik wird zu 53 Prozent auf Onlinebörsen und zu 21 Prozent auf Arbeitsagenturen zurückgegriffen. Generell gilt, dass der Cost-per-Hire-Wert – also der finanzielle Aufwand, um eine Stelle zu besetzen – steigt, je größer der Personalbedarf und je geringer die Anzahl von geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern ist. 63 Prozent der Befragten geben an, dass die Kosten im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sind.
Mitarbeiter halten und fördern
Sind Verträge unterschrieben, heißt es allerdings nicht unbedingt, dass Vertragsunterzeichner tatsächlich anfangen zu arbeiten. Ghosting ist längst nicht mehr nur ein Phänomen beim Dating. Es ist nicht unüblich, dass Mitarbeiter nicht zum besprochenen Arbeitsbeginn erscheinen, ohne dies zu kommunizieren. Ebenfalls verlassen einige Arbeitnehmer das neue Unternehmen noch innerhalb der Probezeit. Um dieses kostspielige Phänomen der Frühfluktuation zu vermeiden, stehen Beziehungen und Werte von Beginn an im Fokus, und vorhandene Mitarbeiter gewinnen noch mehr an Bedeutung, so die EHI-Experten.
Zur Wertschätzung von Mitarbeitenden setzen 53 Prozent der Befragten auf ein Preboarding-Konzept, damit sich die neuen Kollegen schon vor Arbeitsbeginn willkommen fühlen. Rund 74 Prozent haben ein strukturiertes Onboarding für die ersten Arbeitstage vorliegen. Für die Probezeit arbeiten 42 Prozent der Händler ein Konzept aus. Mit 26 Prozent ist ein Offboarding-Konzept bisher seltener vertreten – gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Ein positiver Entlassungsprozess kann qualifizierte Mitarbeiter dazu bewegen, wieder zurückzukommen, oder dazu führen, dass im Dialog ein positives Image vermittelt wird und so potenzielle Arbeitskräfte geworben werden.