Stagnation zuletzt in Deutschland

BHB: Verzerrte Zahlen und ungewisse Aussichten prägen das 1. Halbjahr 2022 

11.08.2022

In Deutschland sind die Umsätze der Bau- und Gartenfachmärkte im 1. Halbjahr 2022 um 14,9 Prozent auf 11,52 Mrd. Euro gestiegen. Auf vergleichbarer Fläche lag das Plus bei 14,3 Prozent. Dies teilt der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) mit. Die insgesamt sehr hohen Zuwächse im 1. Halbjahr sind dabei auf dem Hintergrund des direkten Vergleichs zur Lockdown-Phase 2021 zu sehen. Bereits im zweiten Quartal 2022 wies die Branche laut BHB nur noch ein Wachstum von 0,4 Prozent auf, was einer Quasi-Stagnation gleichkommt, wie der Verband anmerkt.

In Österreich und der Schweiz zeigt sich ein für den Verlauf des 1. Halbjahres 2022 umgekehrtes Bild. Während der Bruttoumsatz in Österreich um nur 0,4 Prozent auf 1,61 Mrd. Euro zurückging, schrumpfte er in der Schweiz um 8,9 Prozent auf 1,96 Mrd. Schweizer Franken. "Auch hier bleiben aber direkte Vergleiche zum Vorjahreszeitraum durch verschiedene, zeitlich versetzte, Lockdown-Maßnahmen im Land schwierig", wie der Verband schreibt.

Die Betrachtung des 1. Halbjahres bleibt für die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz diffizil, wie der BHB anmerkt. "Eigentlich sollte nach dem schon prognostizierten Quasi-Ende der Pandemie ab dem Frühjahr wieder mehr Handels-Normalität in die Märkte einziehen – doch weltweit nach wie vor hohe Fallzahlen behindern Produktion und Lieferketten weiterhin und der furchtbare Krieg gegen die Ukraine sorgt nicht nur für weitere Störungen in der Lieferkette, sondern treibt neben der Verunsicherung der Verbraucher auch Inflation und Preise in fast jedem Bereich", heißt es in einer Mitteilung. Dies lasse Kundinnen und Kunden weitaus vorsichtiger agieren und Investitionen zurückhalten.

BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst sei deshalb auch eher wegen des absehbaren Trends für die nächsten Monate besorgt: „Die Zahlenvergleiche liefern in allen drei Ländern angesichts der unterschiedlichen Lockdowns derzeit ein verzerrtes Bild. Aber überall zeichnen sich nun deutlich bereits die ersten Auswirkungen von Inflation und der aus den unterschiedlichsten Gründen gestörten Lieferketten ab.“

So blieb der Monat Juni in Deutschland laut BHB beispielsweise rund zehn Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert. "Einerseits ein Effekt aus dem Vergleich mit dem Lockdown-Ende 2021 und dementsprechend starker ,Nachkäufe', aber auch bereits Anzeichen dafür, dass die Menschen angesichts extremer Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln viele andere, nicht zwingende Projekte eher zurückstellen", so der BHB.

Dies lasse sich auch mit Blick auf die Sortimente erkennen. Blieben in Deutschland aufs Halbjahr gesehen noch alle Warengruppen (außer Gartenmöbel) im Plus-Bereich, sei das Bild für den Monat Juni schon exakt andersherum. Hier legten lediglich die Produkte des Sortiments Automotive zu, während besonders hochwertigere Güter aus dem Gartenbereich deutlich verloren.

In Österreich sei zu erkennen, dass mit Produkten aus dem Bereich Sanitär/ Heizung bereits eine Warengruppe zulegte, die laut Meinung des Verbands bei der Unsicherheit der Gasversorgung sicherlich europaweit noch eine weit größere Rolle spielen werde. In der Schweiz zeigten sich bei den Sortimenten durchweg Einbußen. Im Sechs-Monats-Vergleich verloren hier laut BHB am stärksten der Bereich Farben/ Malerzubehör mit minus 19,8 Prozent.

„Die Unsicherheit der Menschen angesichts der volatilen Entwicklungen wird die kommenden Monate deutlich prägen“, ist sich auch BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß sicher. „Allerdings ist und bleibt die Branche mit ihrem ausgesprochen vielfältigen Produktportfolio immer die wichtigste Anlaufstelle für Menschen, die ihre Wohnungen vor dem Winter noch energetisch renovieren, verbessern oder mit zusätzlichen Dämm- und Heizmöglichkeiten ausstatten wollen." Auch beim Thema Energieeinsparung könnten die Baumärkte in jeder gewünschten Breite und Tiefe Ware anbieten – über moderne LEDs bis hin zu smarten Geräten, die bei Heizung, Beleuchtung und Verbrauchssteuerung sehr effektiv sparen helfen, so Tepaß.

Wichtig sei aber besonders, dass der Handel nicht erneut durch politische Restriktionen in seiner Systemrelevanz behindert werde, betont Tepaß.

Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland (Bruttoumsatz*)

Jan. - Juni 20221. Quartal 20222. Quartal 2022
Umsatz (in Mrd. Euro)11,524,916,60
Veränderung zum Vorjahr (in %)+14,9+42,4+0,4
Veränd. zum Vorjahr (flächenb. in %)+14,3+41,0-0,2

Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in Österreich (Bruttoumsatz*)

Jan. - Juni 20221. Quartal 20222. Quartal 2022
Umsatz (in Mrd. Euro)1,610,630,98
Veränderung zum Vorjahr (in %)-0,4-0,9-0,1
Veränd. zum Vorjahr (flächenb. in %)n.a.n.a.n.a.

Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in der Schweiz (Bruttoumsatz*)

Jan. - Juni 20221. Quartal 20222. Quartal 2022
Umsatz (in Mrd. CHF)1,960,81,16
Veränderung zum Vorjahr (in %)-8,9-10,8-7,6
Veränd. zum Vorjahr (flächenb. in %)-10,5-12,2-9,3
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