In der zweiten Welle der Covid-19-Pandemie, die Europa erreicht hat, bleiben die Baumärkte in den meisten europäischen Ländern zum jetzigen Stand (18. November 2020) geöffnet. Um einen aktuellen Überblick an unsere Leser weitergeben zu können, haben wir Kollegen und Verbände um Informationen zu folgenden Fragen gebeten:
Sind die Baumärkte derzeit geöffnet?
Gibt es Einschränkungen?
Bleiben Umsätze und Nachfrage so hoch wie den Sommer über?
Belgien
Alle Läden im Bereich Home Improvement sind geöffnet, weil sie von der Regierung als „essenziell“ für das Leben der Bürger eingestuft werden.
Die Regierung hat eine Reihe von Beschränkungen erlassen. Folgende Sortimente dürfen seit 9. November in Baumärkten und Gartencentern nicht verkauft werden: Möbel und Gartenmöbel; Deko-Artikel einschließlich Weihnachtsdeko; Grills; Küchenausstattung; Sport, Freizeit und Spielzeug; Kleidung; Elektronik, Multimedia und Telekommunikationsgeräte.
Die jüngsten Zahlen aus dem November sind besser als im ersten Lockdown: Umsätze im Einzelhandel plus 12 bis plus 15 Prozent, im Großhandel gleichbleibend.
Thierry Coeman
Deutschland
Die Baumärkte sind (so wie alle anderen Einzelhandelsbranchen auch) in allen 16 Bundesländern unter den seit dem Frühjahr geltenden Bestimmungen geöffnet: Handhygiene, Maskenpflicht, Abstand 1,5 m bis 2 m, Zutritt begrenzt auf drei Kunden pro 100 m² Verkaufsfläche. Die gastronomischen Angebote sind eingestellt.
Die Umsätze sind nach wie vor deutlich über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Allgemein wird auch mit weiterhin höheren Umsätzen gerechnet, jedoch nicht mehr in dem Maße wie im Sommer.
Finnland
Alle Geschäfte sind geöffnet geblieben
Es gibt keine Restriktionen, lediglich Empfehlungen und Regelungen durch die Regierung für den öffentlichen Raum: zwei Meter Abstand oder Masken, Hände waschen etc.
Die Nachfrage im Einzelhandel war deutlich höher als üblich. Das Profi-Geschäft hat sich stabil entwickelt. Das Wachstum nach dem dritten Quartal betrug insgesamt 6 Prozent.
Minna Liuksiala, Rasi Ry
Frankreich
Die Baumärkte gehören zu den Einrichtungen und Geschäften, die geöffnet bleiben dürfen. Explizit im Regierungsdekret genannt ist der Einzelhandel mit Baumaterial, Eisenwaren, Farben und Glas in darauf spezialisierten Geschäften.
Die Gartencenter dürfen ebenfalls öffnen, jedoch nicht das gesamte Sortiment anbieten. Erlaubt sind die Sortimente Garten einschließlich Pflanzen (innen und außen), Heimtier, Lebensmittel, Hygiene. Nicht öffnen dürfen die Abteilungen Floristik, Boutique und Weihnachtsdeko, Freizeit, Bücher, Kleidung.
Die Umsätze der Baumärkte sind von Mai bis September zweistellig gewachsen.
Großbritannien
Baumärkte und Eisenwarengeschäfte sowie Gartencenter werden in England derzeit als „essential retailers“ eingestuft und dürfen trotz des landesweiten Lockdowns öffnen.
Schottland hat ein vierstufiges (0 = niedrig, 4 = hoch) System von Restriktionen eingeführt, die von Region zu Region differieren. Bis Stufe drei dürfen alle Einzelhändler öffnen, in Stufe vier nur „essential retailers“, zu denen Baumärkte und Gartencenter zählen.
Wales: Derzeit sind alle Baumärkte und Gartencenter nach einer 17-tägigen „Feuerschneise“ geöffnet, in der alle nicht-essenziellen Geschäfte schließen mussten. Dazu gehörten auch die Gartencenter. Baumärkte durften geöffnet bleiben.
Nordirland: Baumärkte und Gartencenter sind geöffnet.
In ganz Großbritannien gilt eine Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen. Mitarbeiter des Einzelhandels sind davon eigentlich ausgenommen, die meisten tragen dennoch eine Maske. Kassenzonen sind mit Plexiglaswänden ausgestattet.
Viele Läden haben ein eigenes System für die Warteschlangen eingeführt, Mitarbeiter zählen die Kunden, weil deren Zahl in Baumärkten und Gartencentern begrenzt ist. Vor allem Supermärkte haben in automatische Ampelsysteme als Zutrittskontrolle investiert.
Die Öffnungszeiten bleiben wie vor der Pandemie. Verkaufsflächen werden in Baumärkten und Gartencentern nicht eingeschränkt.
Im Sommer wurden Gartencenter und Baumärkte von der Nachfrage überrannt, was sich auch in den Umsätzen widerspiegelt. Jetzt im Herbst und vor dem Winter scheint die Lust aufs Einkaufen in Baumärkten und Gartencentern weiterhin groß zu sein; die Menschen wollen Heim und Garten, wo sie viel mehr Zeit verbracht haben als je zuvor, verschönern, nicht zuletzt mit Blick auf die Weihnachtszeit, die die Familien, so hoffen sie, gemeinsam mit ihren Angehörigen verbringen wollen.
Lee Marriott, Insight DIY
Italien
Das Land befindet sich in einem „soft lockdown“, die einzelnen Regionen werden in die Gefährdungsstufen „Gelb“, „Orange“ oder „Rot“ eingestuft. Mailand und die Lombardei beispielsweise sind derzeit „rot“, Rom und Latium „gelb“. Rot bedeutet: Lockdown, die Geschäfte sind geschlossen, außer sie sind als „essenziell“ eingestuft. Dazu gehören Lebensmittelgeschäfte, Apotheken sowie Eisenwarengeschäfte und Baumärkte, die jedoch nur Produkte des täglichen Bedarfs verkaufen dürfen. Orange und gelb: Alle Geschäfte dürfen öffnen, die großen Einkaufszentren müssen Samstag und Sonntag geschlossen bleiben.
Die Regeln gelten vorerst zwei bis drei Wochen, und natürlich kann die Einschätzung der Gefährdung wechseln. Gerade erst wurden Neapel und Kampanien von „gelb“ auf „rot“ gestuft.
Die Umsätze des Einzel- und Fachhandels entwickeln sich sehr positiv, wenn auch nicht mehr in der Höhe wie im Juni und Juli. DIY- und Gartenprodukte sind weiterhin stark nachgefragt.
Marco Ugliano, Ferramenta & Casalinghi
Niederlande
Der gesamte Einzelhandel ist geöffnet.
Anders als im zweiten Quartal müssen die Händler auch ihre Öffnungszeiten nicht anpassen.
Der Umsatz ist weiterhin hoch und liegt bislang im Schnitt rund 25 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Marc Nelissen, Mixpress
Norwegen
Alle Geschäfte sind offen, es herrscht business as usual
Die meisten Ketten lassen jedoch den Außendienst und die Merchandiser der Industrie nicht in die Märkte.
Im Frühjahr und Sommer erlebte der DIY-Sektor einen Boom, die Umsätze im Herbst übertreffen ebenfalls das Niveau von 2019, jedoch nicht mit den Wachstumsraten wie im Frühjahr und Sommer.
Tor Ivar Riise, Pronto Consult
Österreich
Die Baumärkte und Gartencenter sind wie die meisten anderen Einzelhandelsgeschäfte von 17. November bis 6. Dezember 2020 geschlossen.
Polen
Die Situation wird als stabil bewertet. Die Baumärkte sind alle geöffnet. Geschlossen sind nur die Verkaufsstellen in Shopping Malls; dort dürfen nur Apotheken und Lebensmittelgeschäfte öffnen, dort gibt es aber auch kaum DIY-Läden.
Die Anzahl der Kunden pro Quadratmeter ist begrenzt, es herrschen Maskenpflicht und Regeln für die Handhygiene. Von Montag bis Freitag dürfen zwischen 10 Uhr und 12 Uhr nur Senioren ab 65 Jahren in die Geschäfte.
Die Umsätze in den zurückliegenden Monaten waren hoch, es wurde renoviert und in Neubauten investiert. Auch die Gartensaison war gut, weil die Menschen mehr Zeit zuhause und im Garten verbracht haben. Generell haben die Menschen mehr für das Wohnen statt fürs Reisen ausgegeben. Der Teil-Lockdown beeinträchtigt nun allerdings den Handel. E-Commerce ist wichtiger geworden; dieses Jahr hat Obi seinen polnischen Online-Shop eröffnet. Dass Ikea seine Märkte schließen musste, wirkt sich auf den Baumarkthandel aus.
Juliusz Pakuński, Dachser Polen
Rumänien
Alle DIY- und Garten-Einzelhändler haben geöffnet. Obwohl die Pandemie in Rumänien schlimmer ist als je zuvor, sind die Händler zufrieden. Der DIY-Handel war auch während der ersten Welle und des völligen Lockdowns geöffnet und hat sehr gute Umsätze verzeichnet. Die Online-Umsätze sind stark gestiegen.
Es gibt keine Restriktionen für den DIY-Handel, außer dass die Märkte um 21 Uhr schließen müssen. Im Land gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 6 Uhr, generelle Maskenpflicht, Schulen und Restaurants sind geschlossen. Es wird über einen generellen Lockdown nach den Parlamentswahlen am 6. Dezember diskutiert.
Umsätze und Kundenfrequenz sind gut. Außerdem gab es in Rumänien so viele Neueröffnungen wie in den zurückliegenden drei Jahren nicht: Dedeman vier, Leroy Merlin und Hornbach jeweils eine.
Claudiu Ciobanu, bricoretail.ro
Schweiz
Baumärkte und Gartencenter sind wie alle anderen Handelsbranchen geöffnet. Es gelten die üblichen Regeln wie 1,5 m Abstand, Handhygiene, Masken oder Plexiglas an den Kassen.
Spanien
Die Baumärkte sind geöffnet.
Es gibt in den einzelnen Regionen jedoch unterschiedliche Restriktionen. In Andalusien beispielsweise dürfen die Geschäfte nur bis 18 Uhr öffnen, doch in Granada, das in Andalusien liegt, gelten die normalen Öffnungszeiten. Der Grund: Hier gilt eine höhere Alarmstufe, und deshalb werden Eisenwarengeschäfte und Baumärkte als „essenziell“ eingestuft. Das ist auch der Fall in Asturien und Aragon, sodass die Baumärkte auch dort normal geöffnet haben. In Kastilien und León dürfen die Geschäfte nur maximal 2.500 m² ihrer Verkaufsfläche freigeben. Die Verbände wollen erreichen, dass Eisenwarengeschäfte und Baumärkte im ganzen Land als „essenziell“ eingestuft werden oder dass es wenigstens überall dieselben Regeln gibt.
Die Umsätze bleiben weiterhin gut. Der Oktober wird als sehr gut eingeschätzt, Anfang November ebenfalls. Die meisten Händler haben die Verluste aus dem März und April ausgeglichen, viele werden das Jahr mit einem Umsatzplus abschließen, wird erwartet.
Marta Jiménez, C de Comunicación