Einzelhandelsanteil am privaten Konsum
2015 profitierten die europäischen Konsumenten von niedrigen Energie- und Benzinkosten, guten wirtschaftlichen Rahmendaten sowie einem Anstieg privater Vermögen in vielen europäischen Ländern. Die Profiteure dieser positiven Rahmenbedingungen waren allerdings in erster Linie andere Bereiche als der Einzelhandel. Die Tendenz, dass sich der Anteil des Einzelhandels am privaten Konsum reduziert, setzte sich 2015 fort. Die Quote liegt nun im Durchschnitt der EU-28 bei 30,4 Prozent. Obwohl die Verbraucher über mehr Geld für Konsumausgaben verfügen, geben sie dieses vorwiegend nicht im Einzelhandel aus, sondern für Dienstleistungen, Reisen und Freizeitaktivitäten.
Verkaufsflächenausstattung
Per Saldo ist die Verkaufsfläche in der EU-28 im vergangen Jahr um 0,3 Prozent gestiegen. Mit 1,17 m² Verkaufsfläche pro Kopf stagnierte die Flächenausstattung in den Ländern der EU-28 im Vergleich zu 2014, da auch die Einwohnerzahl leicht anstieg. Portugal baute sein Ladenflächenangebot trotz schwieriger Handelskonjunktur auf 0,98 m² je Einwohner aus. Im Vergleich zu saturierten Einzelhandelsmärkten wie Österreich (1,74 m²), den Niederlanden (1,62 m²) oder der Schweiz (1,49m²) bieten Märkte wie Tschechien (1,03 m²), Polen (0,93 m²) oder die Türkei (0,66 m²) starke Entwicklungspotenziale für Einzelhandelsimmobilien.
Flächenproduktivität
Die Flächenproduktivität erhöhte sich um insgesamt 2,7 Prozent auf knapp €4.200 je m² Verkaufsfläche. Damit konnte der stationäre Einzelhandel das zweite Jahr in Folge zulegen. Zum einen verlor die Online-Dynamik in reiferen Märkten an Geschwindigkeit, zum anderen passt sich der Ladeneinzelhandel an die neuen Gegebenheiten an, so die GfK. Neben der Digitalisierung des Angebots im Zusammenhang mit Omnichannel-Lösungen wurden unprofitable Läden geschlossen. Die höchsten Flächenproduktivitäten werden traditionell in Nordeuropa sowie der Schweiz und Luxemburg erzielt, die geringsten in Ost- und Südosteuropa. Allerdings holen diese Länder auf.
Inflation
Im vergangenen Jahr blieben die Verbraucherpreise konstant (+0,0 Prozent). Dies ist eine seltene Situation sowohl für Industrie und Handel wie auch die Verbraucher. Für 2016 prognostiziert die Europäische Kommission in ihrem Februar-Gutachten eine Teuerungsrate von 0,5 Prozent - getrieben von einer weiter expansiven Notenbankpolitik und einer konjunkturellen Belebung. Die Inflationserwartungen werden allerdings durch niedrige Rohstoffpreise gedämpft. In vielen Ländern Europas fand 2015 sogar eine Deflation statt. Allerdings prognostiziert die Europäische Kommission für 2016 nur noch in Slowenien (-0,3 Prozent), Rumänien (-0,2 Prozent), Litauen (-0,1 Prozent) und Bulgarien (-0,1 Prozent) sinkende Verbraucherpreise.
"Gutes Jahr für die Verbraucher"
Studienleiter und GfK-Einzelhandelsexperte Dr. Gerold Doplbauer fasst zusammen: "2015 war ein gutes Jahr für die Verbraucher Europas. Die Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union wuchs nominal um 4,7 Prozent und die Arbeitslosigkeit ging in den meisten Ländern zurück. Wachstumsimpulse setzte vor allem der private Konsum: Wegen des Zinstiefs lohnt sich traditionelles Sparen kaum noch, viele Menschen geben ihr Geld daher lieber aus. Davon profitiert auch der Einzelhandel. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Regionen Europas große Unterschiede. Und den positiven Entwicklungen stehen politische und ökonomische Unsicherheiten gegenüber. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Flüchtlingskrise, die Terrorgefahr in Europa sowie die anhaltende wirtschaftliche Schwächephase in aufstrebenden Volkswirtschaften auf die Investitionsfreude der Unternehmen und der Verbraucher in Europa auswirken."
Die GfK hat ihe Analyse des Einzelhandels für 33 Länder Europas erstellt. Die Studie ist Teil der neuen Ausgabe des Across-Magazins, die auf der ICSC Europa-Konferenz in Mailand vorgestellt wird.