Customer to Everything; die Nachhaltige; Customer Impact Platforms; Better Materials; Human AI-Shopping; Wellbeing-Markets; der Preis der Zukunft – diese sieben Trends sieht Theresa Schleicher in ihrer „Zukunftsstudie Handel“ als maßgeblich an. diy hat mir ihr darüber gesprochen, was sie für die Baumarktbranche bedeuten.
Den ersten Trend nennen Sie Customer to Everything, kurz C2E: Geht das überhaupt in der Baumarktbranche mit ihrer Masse an Produkten und den Innovationen, die ständig hinzukommen?
Theresa Schleicher: Wir haben ja schon gesehen, dass die C2M-Anbieter (customer to manufacturer) wie Temu oder Shein oder die neuen Sparten, die bei Amazon aufgemacht wurden, durchaus das Sortiment der Baumarktbranche anbieten – zu weitaus günstigeren Preisen. Speziell bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten hatte das schon Auswirkungen. Diese Anbieter werden sich weiterentwickeln und mehr machen, als nur die Verbindung von einem Hersteller zu einem Kunden herzustellen. Sie werden versuchen, wirklich alles Relevante anzubieten. Das bedeutet: Neuware, aber auch Second Hand und maßgeschneiderte Produkte auf Basis von Kundenanforderungen. Das kann über solche Plattformen mit Hilfe von KI-Tools mittlerweile schon sehr schnell in China produziert werden, und zwar weiter zu einem erschwinglichen Preis.
Und genau das kann gefährlich für unsere Branche sein: ein attraktiver Kundenhype und individuelle Produkte in Kombination mit den gleich günstigen oder günstigeren Preisen. Deshalb gilt es zu schauen: Wo liegen denn die Stärken der Baumärkte? Wir müssen uns also anstrengen, mit unserer Produktqualität und mit personalisierten Produkten dem etwas entgegenzusetzen.
Bislang lag die Stärke des Handels ja in der Kompetenz, ein kuratiertes Angebot zusammenzustellen – die Sortimentskompetenz.
Ja, schon. Aber neue Produkte auf Basis von Kundenbedürfnissen, also maßgeschneidert, so wie es von C2E-Anbietern vorangetrieben wird, könnte schon ein spannendes Modell für das eine oder andere Sortiment sein, vielleicht auch im Bereich Eigenmarken.
Ist die Baumarktbranche bereit dafür?
Im Moment wird schon viel experimentiert. Die Baumärkte müssen auch schauen, wie sie tendenziell jüngere Leute erreichen. Welche Sortimente braucht es künftig, um wieder mehr ins Wachstum zu kommen? Das geschieht eher im Bereich günstiger Eigenmarken, aber auch bei sehr trendigen Produkten. Andere probieren es mit Refurbished oder Second-Hand-Ware. Die Experimentierfreude ist an der einen oder anderen…