Sehr grün muteten die Stände der Branchenverbände BHB und HHG in diesem Jahr an – so grün, dass man sie fast schon eher auf einer Gartenmesse vermutet hätte als auf der Internationalen Eisenwarenmesse. Der Boden war mit einem grünen Teppich bedeckt, zahlreiche Pflanzen säumten die Sitzgelegenheiten und das Logo des Herstellerverbandes leuchtete inmitten lebenden Grüns. Und sehr grün waren auch viele der Ideen, die der HHG auf zehn Podesten am Rand seines Messeauftritts hervorhob. Verbandsmitglieder stellten damit ihre innovativsten Produkte vor. Begeistert war HHG- Justiziarin Marie-Charlotte Claßen etwa von der kreislauffähigen Workwear-Kollektion, die Kübler auf den Markt bringen will. Aber auch ein Recycling-Müllsack von Jufol und nachhaltige Reiniger von Mellerud wurden dort präsentiert. „Nachhaltigkeit treibt alle um“, weiß die stellvertretende Geschäftsführerin des Herstellerverbandes.
Dabei hat das Thema natürlich viele Facetten, eine davon: erneuerbare Energien. So waren in diesem Jahr einige Hersteller von Solarpanels unter den Ausstellern. Einer von ihnen ist Jackery. Das 2012 in Kalifornien gegründete Unternehmen ist inzwischen auf den deutschen Markt vorgedrungen und verkauft seine Solarpaneele und Powerstations etwa bei Obi oder Hornbach. Es gibt Solarpanels, die sich auf Laptopgröße zusammenfalten lassen, und erweiterbare Powerstations, mit denen man mehrere Tage ohne Steckdose auskommt.
Auch Schwaiger stellte Photovoltaik in den Fokus seiner Ausstellung. Zu sehen war beispielweise ein Energiespeicher für Balkonkraftwerke, der einfach bedienbar und mit allen Wechselrichtern kompatibel ist, die MC4-Eingänge besitzen. Er lässt sich mit einer App steuern, die kostenlos verfügbar ist.
Andere Anbieter setzen auf besonders effiziente und langlebige Lösungen. So liefern die neuen Area Lights von Ledlenser bei gleicher Energiezufuhr durch die neue Multi-Concentrated-Light-Technologie bis zu 35 Prozent mehr Licht als konventionelle Baustrahler. Der Betrieb ist bei vielen Modellen sowohl via Akku als auch kabelgebunden möglich (Hybrid Power). Der US-amerikanische Leuchtenspezialist Coast präsentierte eine über USB-C Anschluss wiederaufladbare 1,5-Volt-Alkalibatterie mit einsehbarem Ladestatus, die, wie Co-Gründer Lars Løvendahl-Hansen betont, bis zu sechs Mal länger hält als normale Alkalibatterien.
Energie- und Wassersparen war auch eines der Themen, die Conmetall Meister auf seinem Stand kommunizierte. Der Lieferant nutzte seinen Auftritt auf dem DIY-Boulevard, um über seine Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit zu informieren. Dazu gehören unter anderem entsprechende Maßnahmen entlang der Lieferkette, eine umweltfreundliche Verpackung und die Nutzung von Recyclingmaterial.
Letzteres ist in der Branche ein besonders beliebter Ansatz, auf den etwa Jufol setzt. Man produziere seit jeher mit hohem Regenerat-Anteil, unterstreicht Vertriebsleiter Thomas Königl. Die Baufolien bestünden schon immer aus bis zu 95 Prozent Rezyklat. Einen Schritt weiter geht das neu gegründete Unternehmen Policycle, das wie Jufol zur Polifilm Gruppe gehört und sich ebenfalls am Jufol-Stand vorgestellt hat. Bei der Herstellung von Müllsäcken werden für die Innenschicht bisher schwer zu recycelnde Altfolien geschreddert und direkt weiterverarbeitet. Man spare sich dadurch den Regranulierungsprozess und verbrauche somit bis zu 40 Prozent weniger Energie bei der Produktion. Das Ergebnis sei sogar dreimal dünner und dennoch so stabil wie herkömmliche Müllsäcke, unterstreicht Policycle Geschäftsführer Michael Koll.
Wiederverwendetes Material findet sich auch in der Verpackung der neuen, nachhaltigen Reiniger von Mellerud. Zudem werden für jedes verkaufte Produkt zwei Flaschen Plastikmüll aus dem Meer gesammelt. Unter dem Name Agent Eco zeigte der Anbieter sein neues Sortiment mit zunächst sechs Liquids, die seit April auf dem Markt sind. Nachdem das Konzept bei der vorangegangenen Eisenwarenmesse erstmals dem Handel präsentiert und dann noch einmal nachgebessert wurde, hatte das Unternehmen diesmal die fertigen Produkte samt Display dabei. Ihre Besonderheit: Die Flüssigkeiten im Nachfüllpack sind stark konzentriert und werden vom Kunden mit Wasser gemischt. Dazu wird eine Flasche, die sich immer wieder neu befüllen lässt, zur Verfügung gestellt. Dadurch werden Plastik und Transportgewicht deutlich eingespart, betont Geschäftsführer Marcus Roth.
Komplett kreislauffähige Produkte anzubieten hat sich Kübler Workwear mit seiner neuen Kollektion an Arbeitskleidung aus 100 Prozent Polyamid zum Ziel gesetzt. Aktuell sei man noch mit dem Handel im Gespräch, wie man dafür sorgt, dass die ausgedienten Stücke wieder zurückgebracht werden.
Ähnliche Überlegungen, wenn auch ein sehr anderes Sortiment, gab es auch bei Seilflechter. Das Unternehmen bietet seine Produkte etwa auf wiederverwendbaren sogenannten Haspeln an und hat mit einem Pfandsystem für Spulen, auf die die Seile aufgerollt werden, bereits gute Erfahrungen im Hobby-Fachhandel gemacht. Nun stellt sich die Frage, ob ein solches System auch in Baumärkten umsetzbar ist. Edelstahl-Waren werden nicht mehr im Blister verkauft. „Ich kämpfe dafür, dass wir immer weniger Plastik haben“, unterstreicht der Geschäftsführende Gesellschafter der Firma Seilflechter Tauwerk GmbH, Andreas Halle. Auf neue Materialien setzen die Braunschweiger mit ihrem neuen Sortiment an Hanf-, Flachs und Baumwollseilen, die in einem speziellen Display angeboten werden.
Mit einer nachhaltigen Präsentation für den stationären POS sticht auch Wiha heraus: Was zunächst mit einem Theken-Display aus FSC-zertifiziertem Holz begann, wurde bei der letzten Ausgabe der Eisenwarenmesse als Holz-Tower präsentiert und hat sich inzwischen zu einem Wooden Brand World genannten Konzept für die Fläche entwickelt. Nun bietet der Spezialist für Handwerkzeug eine ganze Bandbreite an Holz-POS-Lösungen im Baukasten-Prinzip an. Vom Theken-Display über eine beleuchtete und alleinstehenden Markenwelt bis zu POS-Lösungen für Sortimente, können diese je nach Platz, Möglichkeiten und Bedarf der Handelspartner konfiguriert werden. Kartonagen-Verpackungen ersetzen Plastik-Blister und QR-Codes geben weitere Informationen.
Holz am POS spielt auch bei Spax eine Rolle, jedoch mit einem anderen Hintergrund: Die Schraubenexperten stellten in Köln ihr Terrassen-Kompetenzzentrum vor. Das Regalkonzept führt den Kunden Schritt für Schritt durch den kompletten Aufbau einer Holzterrasse und schlägt dabei die passenden Hilfsmittel vor: So schützt Tape vor Feuchtigkeit, Air oder Stick pro vermeiden die Entstehung von Staunässe zwischen Terrassendiele und Unterkonstruktion, ein Pad sorgt für Unterlüftung zwischen Unterkonstruktion und Betonplatte und die Lift-Stützenfüße gleichen die Terrassenfläche aus. Über QR-Codes am Regal gelangt man zu Video-Tutorials, die bei der Auswahl der geeigneten Schraube für die jeweilige Holz hilft.
Spax war einer der Aussteller des DIY-Boulevards, der auf 255 Metern Produkte in einem POS-nahen Umfeld vorstellte. Das Angebot erfreute sich großer Beliebtheit, berichtet die Koelnmesse. Diesen Eindruck hat auch Marie-Charlotte Claßen vom HHG: Mehr als 60 Hersteller hätten ihr Interesse an diesem Konzept bekundet, der Andrang sei so groß gewesen, dass gar nicht alle dort eine Ausstellungsfläche bekommen hätten, erinnert sie sich. Mit der Präsentationsfläche lasse sich die Branche in all ihrer Vielfalt zeigen. Geschäftsführer Norbert Lindemann betont den Kosten-Nutzen-Aspekt des Boulevards. Insgesamt ziehen die beiden Branchenvertreter eine positive Resonanz der Messe. Es seien viele nationale Player dort gewesen, berichtet der HHG-Chef und lobt ebenso die Qualität der Gespräche. Das bekomme man auch von Verbandsmitgliedern widergespiegelt, die, wie Claßen sagt, von allen für sie relevanten Händlern besucht worden seien. In Gesprächen mit den Ausstellern auf dem Boulevard bestätigt sich dieses positive Fazit. So meint etwa Vertriebsdirektor Serge Thömmes vom Handwerkzeughersteller Suki: „Die internationale Eisenwarenmesse war eine gute Veranstaltung, die sich insbesondere durch die große Anzahl an Besuchern aus dem Handel im deutschsprachigen Raum (DACH) auszeichnete. Wir konnten grundsätzlich eine positive Stimmung mitnehmen, sowie eine leichte Aufbruchsstimmung, was uns positiv nach vorne blicken lässt.“
Insgesamt präsentierten mehr als 3.200 Unternehmen aus 54 Ländern Trends und Neuheiten aus den Bereichen Werkzeuge und Zubehör, Industriebedarf, Befestigungs- und Verbindungstechnik sowie Bau- und Heimwerkerbedarf. Trotz diverser Warnstreiks im Nah- und Fernverkehr, betonen die Veranstalter, kamen 38.000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus 133 Ländern nach Köln.
Die nächste Internationale Eisenwarenmesse findet vom 3. bis 6. März 2026 statt. Damit ergibt sich eine neue Tagesfolge: Statt wie bisher von Sonntag bis Mittwoch wird die Messe künftig von Dienstag bis Freitag stattfinden. Man komme dem Wunsch der Branche nach, sich noch stärker auf die Businesstage zu fokussieren, erklären die Veranstalter.
Pronova, Mem und Jumbo ausgezeichnet
Pronova, Bostik/Mem und Jumbo heißen die Gewinner des diesjährigen BHB-Branchen-Awards, der beim BHB-Forum im Rahmen der Internationalen Eisenwarenmesse verliehen wurde. In der Kategorie „Best of Eco“ überzeugte Pronova Dichtstoffe. Das Unternehmen hat die klassische Kunststoffkartusche für Silikondichtmasse durch eine Dose komplett aus recycelter Pappe ersetzt. In der Kategorie „Best of Communication“ wurde die Firma Bostik/Mem für ihren Relaunch der Marke ausgezeichnet. Coop/Jumbo aus der Schweiz erhielt den Sonderpreis „Best of Execution“ für die, wie die Jury betonte, reibungslose Umstellung der Standorte auf die neue Marke nach der Übernahme von Jumbo durch die Coop sowie die einfühlsame und geschickte Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden. Initiatoren des Awards sind der Verband und die Fachzeitschrift Baumarktmanager.
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2024