Neben aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen treibt Unternehmen seit Jahren der sich verschärfende Arbeitskräftemangel um. Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt nun im Detail, wie sich zwischen 2010 und 2022 die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschärft hat.
Demnach hat sich die sogenannte Arbeitsmarktanspannung, welche die Zahl der offenen Stellen ins Verhältnis zur Zahl der arbeitssuchenden Personen setzt, in Deutschland in den vergangenen zwölf Jahren mehr als verdreifacht: Während es im Juni 2010 0,17 offene Stellen je arbeitsuchende Person gab, hat die Anspannung im Juni 2022 einen Höchstwert von 0,56 erreicht und ist seitdem zum 1. Quartal 2023 nur leicht abgesunken. Weiter hat sich die Anspannung in der Zeit von 2010 bis 2022 nicht nur im allgemeinen Durchschnitt über Deutschland, sondern auch innerhalb aller untersuchten Berufsbereiche erhöht, wobei die Bereiche „Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit“ sowie „Kaufmännische Dienstleistungen, Waren, Vertrieb, Hotel, und Tourismus“ noch relativ wenig vom Mangel betroffen gewesen sein sollen.
Geografisch besonders betroffen sind laut den Autoren Süddeutschland sowie ländliche Regionen (s. Karte). In Süddeutschland habe die Anspannung bereits die Parität überschritten, so dass auf jeden Arbeitssuchenden mehr als eine offene Stelle kommt. Eine vergleichsweise niedrige Anspannung bestehe in vielen Kreisen Nordrhein-Westfalens sowie im ostdeutschen Bundesgebiet. Auffällig sei auch eine meist geringere Arbeitsmarktanspannung in städtischen Kreisen, weil dort tendenziell die Arbeitslosen- und Arbeitssuchendenquoten höher sind, wie die Autoren schreiben. Für die Karte wurden die Daten von 1.300 Berufsgruppen und 400 Kreisen in Deutschland zusammengefasst.
Einher geht der höhere Aufwand auf Unternehmensseite mit höheren Kosten bei der Suche. Laut den Autoren führe eine Verdoppelung der Arbeitsmarktanspannung zu 9,8 Prozent weniger Bewerbungen, einer 13,6 Prozent längeren Suchdauer, 6,8 Prozent mehr genutzten Suchkanälen und einer Erhöhung der Einstellungskosten – nicht Gehaltskosten – von 13,7 Prozent. Interessanterweise führte der Druck laut den Autoren zwischen 2010 und 2019 kaum zu einer Erhöhung der Gehälter.
Zur Studie
Die Studie stützt sich auf Daten der Bundesagentur für Arbeit und kann kostenlos abgerufen werden unter:
Diese hätten sich geschätzt bei einer Verdoppelung…