Der Januar ist ja üblicherweise die Zeit der Ausblicke. Doch dieses Jahr ist auch das anders. Denn das neue Wort des Jahres steht schon jetzt fest, weil es das alte ist: die große Unsicherheit, oder wie es Stephan Grünewald auf dem BHB-Kongress formuliert hat, „das Gespenst der Ungewissheit“.
Dass die Zeiten schwierig sind, war natürlich eines der beherrschenden Themen dieses Kongresses: „Die Margen werden weiter sinken.“ „Wir werden alle weniger verdienen.“ Nicht ganz so laut schob aber mehr als ein Teilnehmer im Gespräch hinterher: Aber hey, wir haben gut verdient in diesen beiden vergangenen Jahren.
Nichtsdestotrotz: Redebedarf gibt es jede Menge für Handel und Industrie. Denn es ist hier wie im richtigen Leben: Eine Partnerschaft bewährt sich erst in der Krise, und der Bewährungshelfer Nummer eins ist das Gespräch.
Probleme sind reichlich vorhanden, insbesondere wegen voller Läger (sowohl physisch als auch wegen der Inflation bilanziell) und hoher Preise. Der Handel jedenfalls will es ganz genau wissen und nachprüfen, inwiefern ein höherer Preis für Produkt X oder Y gerechtfertigt ist. Und er besteht darauf, magerere Margen nur zu akzeptieren, wenn die Industrie das auch tut. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Industrie dem Handel inzwischen wieder die Möglichkeiten zu Preissenkungen signalisiert – und dass der Handel diese Signale sehr wohl hört.
Es gibt also genug Diskussionsstoff mit dem Zeug zum Zündstoff. Um so besser, dass der Kongress nun endlich wieder stattfinden konnte. Denn dafür sind solche Veranstaltungen ja da: fürs Miteinander-Reden.
Deshalb wird dieser erste Kommentar im neuen Jahr dann doch so was wie ein Ausblick plus Appell: Tun Sie uns allen den Gefallen und gehen Sie hin zu den Veranstaltungen, den Messen und Kongressen, die jetzt endlich wieder möglich sind.
Erste Teilnehmerzahlen stimmen hoffnungsvoll: Gut 500 beim BHB-Kongress, rund 8.700 Besucher beim Eurobaustoff-Forum. Dessen Motto brachte übrigens treffsicher zum Ausdruck, worauf es nun ankommt: „Ware. Leistung. Kommunikation.“
Denn das ist die wahre Leistung, die die Branche jetzt zu erbringen hat: ehrliche Kommunikation miteinander. Nur sie hilft, durch die ganz gewiss ungewissen Zeiten zu kommen.
Herzlichst Ihr