Make and Remake feiert die Ästhetik des Reparierens. Hier finden sich farbenfrohe Designs. 
Make and Remake feiert die Ästhetik des Reparierens. Hier finden sich farbenfrohe Designs. 

Heimtextil | Langfassung

Wiedernutzung kann Spaß machen

Die kommende Ausgabe der Frankfurter Heimtextil stellt Materialien in den Fokus. Wie auch schon beim Sommer-Spezial, nimmt wieder das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle ein.  

„Wir alle brauchen mehr Wow im Leben“, mit diesem Satz startete die Vorstellung der Heimtextil Trends für die kommende Saison. Diese werden das Herzstück der Messeausgabe 2023 bilden, ergänzte Alexandra Brunn, Style-Direktorin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und gleichzeitig Beraterin der Messe Frankfurt, die die Veranstaltung ausrichtet. Ebenso eine Rolle spielen soll, wie bereits beim Sommer-Spezial im laufenden Jahr, das Thema Nachhaltigkeit. Dabei geben das Ausstellerverzeichnis mit Hinweisen auf nachhaltige Anbieter und das Green Village mit Informationen über Siegel Orientierung im Dschungel der grünen Lösungen. Zudem werden die geführten Rundgänge Green Tours wiederkommen, bei denen nachhaltige Produkte vorgestellt werden, und es wird erneut die Future Materials Library geben, eine Ausstellung mit innovativen Stoffen, neuen Fasern und Technologien.

Heimtextil, Techtextil und Texprocess mit neuem Führungsteam

Bettina Bär
(Quelle: Messe Frankfurt)

Die Textilmessen Heimtextil, Techtextil und Texprocess der Messe Frankfurt starten künftig unter neuer Leitung. Bettina Bär verantwortet seit dem 15. September 2022 die Leitung des Segments Heimtextilien der Heimtextil. Sie bildet zusammen mit Meike Kern die Doppelspitze der internationalen Messe für Wohn- und Objekttextilien. Kern ist weiterhin für das Segment Haustextilien zuständig. Bettina Bär folgt auf Sabine Scharrer, die die Position als Show Director der internationalen Leitmessen Techtextil und Texprocess und das Brandmanagement übernimmt. Sie wiederum folgt auf Michael Jänecke, der ab dem 1. Januar 2023 in den Ruhestand geht.

Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen, wie steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, Unterbrechungen in den Lieferketten, Engpässen in der Produktion und erhöhten Transportkosten, bleibe die dringendste Frage, welche Veränderungen in der Supply Chain überhaupt noch umsetzbar seien, wenn man gleichzeitig wirtschaftlich bleiben wolle, unterstrich Olaf Schmidt, Vizepräsident des Bereiches Textiles und Textile Technologies. Genau darum brauche man einen Ideenaustausch – und zwar physisch. „Die Heimtextil ist dafür die ideale Plattform“, gab sich Schmidt sicher.

„Wir stehen vor der Notwendigkeit, eine transparente Supply Chain herzustellen. Jeder muss sich die Frage stellen, wie Textilien, die wir täglich nutzen, hergestellt werden und wie man diesen Prozess nachhaltiger gestalten kann“, führte er den Bogen zum Thema der kommenden Heimtextil-Ausgabe. Unter dem Motto „Textiles matter“ präsentiert die Veranstaltung vom 10. bis 13. Januar 2023 Wohn- und Objekttextilien, Einrichtungsdesign und Trends.

Die Heimtextil Trends 2023/24 verfolgen einen materialzentrierten Ansatz, der den kompletten Weg vom Anbau der Inhaltstoffe bis zur Entsorgung des fertigen Produktes reflektiert. „Er zeigt, wie wichtig Textilien für unser Leben sind“, erläuterte Marta Giralt Dunjó vom Designbüro Franklin Till. Die Textilbranche habe große Auswirkungen auf den Klimawandel. Bisher würden immer mehr neue Materialien hergestellt und landeten dann auf dem Müll, führte sie aus. „Wir können in diesem Verbrauchstempo aber nicht fortfahren. Wir müssen Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus eines Produktes übernehmen.“

„Textiles Matter“ ist das Motto der Trends für die kommende Saison.
„Textiles Matter“ ist das Motto der Trends für die kommende Saison. (Quelle: Pim Top for Franklin Till)

Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft sei entscheidend, betonte Dunjó. Dazu gehöre, Abfälle immer weiter zu nutzen und der Umwelt etwas zurückzugeben. Schon beim Produktdesign sei die Entsorgung mitzudenken, ist die Trendexpertin überzeugt. Eine andere Lösung ist, Initiativen zu unterstützen, die Reparatur in den Mittelpunkt stellen. Die Herausforderungen, die Olaf Schmidt zuvor genannt habe, böten auch Chancen, erklärte Dunjó, denn sie erlaubten es Herstellern, wieder lokaler zu produzieren und regionale Materialien zu nutzen. Es gehe darum, anpassungsfähig zu werden. Die vier Trend-Themen für die kommende Saison greifen diese Entwicklungen und Ideen auf. Sie werden im Trend Space der Messe inszeniert. Mit dem „Material Manifesto“ verpflichtet sich das verantwortliche Trendbüro Franklin Till zu einer möglichst nachhaltigen Gestaltung des Areals mit überwiegend recycelten Materialien und Elementen sowie einer strikten Müllvermeidungsstrategie.

Make and Remake

Gebrauchte Materialien, Altbestände oder Stoffreste erhalten ein neues Leben. Dabei rückt das Reparieren in den Fokus und wird als gezieltes Designelement eingesetzt. Mit hellen und fröhlichen Farben und Techniken wie Überdrucken, Überfärben, Collage oder Patchwork entsteht Neues. „Dieses Thema zeigt, dass Wiedernutzung auch Spaß machen kann“, merkte Dunjó an.

Continuous

Dieses Trend-Thema beschreibt geschlossene Kreisläufe, in denen Materialien immer wieder zu neuen, abfallfreien Produkten recycelt werden. Dank technisch fortgeschrittener Rückgewinnungsverfahren behalten die Materialien ihre ursprüngliche Qualität. Zweckmäßigkeit, Minimalismus und Langlebigkeit bestimmen das Design der Continuous-Produkte. Hier sei Transparenz der Schlüsselfaktor, sagte die Designexpertin. So lasse sich etwas über Apps vermitteln, wie der Stoff entstanden sei.

Continuous strebt geschlossene Kreisläufe an.
Continuous strebt geschlossene Kreisläufe an. (Quelle: Pim Top for Franklin Till)

From Earth

Hier stehen die Natürlichkeit und der Einklang mit der Natur im Mittelpunkt. Natürliche Färbungen sollen Wärme und Weichheit vermitteln. Hinzu kommen unvollkommene Texturen, Abnutzungen und Unregelmäßigkeiten, unbearbeitete und rohe Oberflächen sowie ungebleichte Textilien. Erdige und botanische Farbtöne und haptische Gestaltung dominieren den Bereich.

From Earth präsentiert unverarbeitete, haptische Stoffe und Materialien, die den Zugang zur Natur schaffen sollen. 
From Earth präsentiert unverarbeitete, haptische Stoffe und Materialien, die den Zugang zur Natur schaffen sollen.  (Quelle: Pim Top for Franklin Till)

Nature Engineered

Natürlichkeit wird neu interpretiert. Nature Engineered wertet organische Materialien wie Bast, Hanf, Leinen und Nesseln mit mechanischen Mitteln auf. Moderne Techniken bereiten natürliche Textilien zu intelligenten Produkten auf. Klare Linien und Formen, kombiniert mit weichen Beige- und Brauntönen kennzeichnen dieses Thema. Es kombiniert Handwerkskunst mit mechanischen Prozessen.

Bei Nature Engineered werden natürliche Materialien mit modernen Technologien bearbeitet.
Bei Nature Engineered werden natürliche Materialien mit modernen Technologien bearbeitet. (Quelle: Pim Top for Franklin Till)

Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 12/2022

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