Rainer Strnad
diy plus

Kommentar

Aufgewacht

Das Plus an Information im Abo
  • Exklusive Branchen-News
  • Wichtige Artikel früher online
  • Print-Ausgabe + E-Magazin
  • Online-Archiv seit 1990
Abonnement Print & Online
Testangebot
Direkt weiterlesen

„The city never sleeps.“ Lange galt der ursprünglich auf New York gemünzte Ausdruck auch für den Einzelhandel: In der Innenstadt ist immer was los. Beziehungsweise war. Denn inzwischen schläft die Innenstadt als Shopping-Destination langsam ein. Viele fürchten sogar: Sie entschläft.

Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die Innenstadtflucht der Kunden in Zahlen gefasst: 6,6 Prozent weniger Passanten auf den Einkaufsstraßen als 2019; 4,3 Prozent weniger Ladengeschäfte von 2019 auf 2020, 10,2 Prozent weniger innerhalb von zehn Jahren; zweistellige Umsatzrückgänge bei Modeläden, Buchhandlungen oder Spielwarengeschäfte in diesem Jahr.

Das geschieht ausgerechnet in einer Phase, in der sich der DIY-Handel – wieder – mit der Innenstadtlage beschäftigt. In dieser Ausgabe berichten wir beispielsweise über den neuen Bauhaus-Standort mitten in Berlin. Aber man denke etwa auch an die Obi Machbar in der Kölner Fußgängerzone; oder an das Stadtgrün-Geschäft von Toom, der vor vier Jahren ein paar Hausnummern weiter als Pop-up-Store zusammen mit dem Stadtbunt-Markt in Frankfurt für Aufsehen gesorgt hat; oder an den Horst in Hamburg-Bahrenfeld des Hagebau-Gesellschafters Möller. Als Nahversorgerkonzept – wenn auch nicht mit dem Schwerpunkt Großstadt – passt auch das wiedererweckte Format Hagebau Kompakt, auf das die Werkers Welt-Standorte umgeflaggt werden, in diese Reihe.

Oder man schaue über die Grenzen: In Österreich hat sich die Vertriebslinie Let’s do it der 3e AG in einer Shopping-Mall eingemietet; in Frankreich betreiben Leroy Merlin, Castorama oder Mr. Bricolage ganz selbstverständlich Märkte in der Stadt; auf der Storetour zum Global DIY-Summit in Kopenhagen staunten die Teilnehmer, als die Manager von Silvan erklärten, der nur zu Fuß – oder natürlich per Rad – erreichbare Markt sei schon nach 15 Tage profitabel gewesen.

Haben die Macher dieser Retail-Konzepte also keine Angst vor zum Einschlafen langweiligen Innenstädten? Sie sehen vor allem das Potenzial – weil hier Zielgruppen mit anderen Präferenzen und deshalb aus Sicht des Handels neuen Angebotschancen erreicht werden können: junge Leute zum Beispiel, ohne Auto, aber mit Beratungsbedarf und dem Anspruch, dass sie mit dem Händler ihres Vertrauens auch online kommunizieren können. Diese aufgeweckten Kunden…

Zur Startseite
Mehr zum Thema
Lesen Sie auch