„Es passt alles“: Gloria-Geschäftsführer Andre Kirchesch.
„Es passt alles“: Gloria-Geschäftsführer Andre Kirchesch.

Gloria

Neue Anwendungen für die Multitalente

Gloria Haus- und Gartengeräte erweitert die Einsatzgebiete seiner Multifunktionsprodukte, geht ins Fernsehen und arbeitet am Markenauftritt – genug Gesprächsstoff für ein Interview mit Geschäftsführer Andre Kirchesch. 

Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns. Wie sieht Ihr Rückblick aus?

Andre Kirchesch: Es war in vielerlei Hinsicht eine Achterbahnfahrt. Angefangen bei einem Lockdown in China, der branchenweit die Lieferketten zum bevorstehenden Saisonstart in Frage stellte, über erste Infektionen in Europa und den daraus resultierenden Einschränkungen für das öffentliche Leben bis hin zu einer Nachfrageexplosion ab Mitte April.

Für uns als Unternehmen war es durchgängig ein „Fahren auf Sicht“, da man viele Dinge maximal zwei Wochen voraussehen konnte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Natürlich war das auch intern bei Gloria für alle Mitarbeiter eine große Herausforderung, unter den neuen hygienischen Bedingungen zu arbeiten und zuverlässig die Prozessketten aufrechtzuerhalten.

 

Rechnen Sie damit, dass die Wiederentdeckung des Zuhauses, von der jetzt alle sprechen, mehr als ein kurzfristiger Trend ist?

Kurzfristig für 2021 rechnen wir mit einer weiterhin sehr hohen Nachfrage. Die Menschen wünschen sich in heutigen Zeiten umso mehr einen Rückzugsort und Geborgenheit. Gleichzeitig ist die Gartenarbeit ein wunderbares Ventil, um sich Ablenkung zu verschaffen. Aber natürlich werden irgendwann soziale Kontakte wieder eine sehr große Rolle spielen. Es spricht aber nichts dagegen, diese auch im eigenen Garten zu erleben.

 

Ein weiteres großes Thema war online. Wie war das bei Ihnen?

Die Zugriffe auf unsere Website haben sich verdoppelt. Der Informationsbedarf ist groß, und die Beratungsgespräche im Handel waren in der gewohnten Form oft einfach nicht möglich.  

Dieser Kanal war schon in den zurückliegenden Jahren ein wichtiges Kommunikationsinstrument. Zum einen informierten sich bislang mehr als 50 Prozent unserer Kunden vor dem Besuch eines Marktes online über unsere Produkte. Zum anderen haben wir  durchaus erklärungsbedürftige Produkte, Beispiel MultiJet 18V, das mobile und multifunktionale Hochleistungs-Sprühsystem. Wir setzen in normalen Zeiten sehr stark auf die Beratungsleistung vor Ort am POS. Wir waren im Jahr 2019 in mehr als 300 Märkten und haben Vorführungen gemacht – und das fällt jetzt komplett weg. Wir müssen also besonders viel Wert darauf legen, dass die Produktkommunikation unabhängig von der Interaktion und der Beratungs­situation gelingt.

 

Das heißt konkret?

Bewegtbild ist für Produkte wie die MultiBrush oder die MultiJet sehr effektiv, unabhängig vom Channel Online, POS oder TV. Deshalb stecken wir viel Aufwand in die Produktion von hochwertigem Content und werden mit der MultiJet in diesem Jahr auch eine TV-Kampagne lancieren.

Die Freizeitbereiche Camping, Bike und Boot haben durch Corona sehr viel Dynamik entwickelt
Andre Kirchesch

Es geht ja auch um die Zielgruppen, die Sie dort erreichen.

Das ist genau der Punkt: Mit der MultiJet haben sich die Zielgruppen erweitert. Das Gerät ist sehr flexibel dank Bosch-Akku und dank der Möglichkeit, Wasser aus unterschiedlichsten Quellen zu fördern. Deshalb sehen wir großes Potenzial auch abseits vom Garten im Freizeitbereich. Hier müssen wir neue Zielgruppen ansprechen, die unsere Marke vielleicht noch gar nicht kennen. Dies betrifft insbesondere die Segmente Camping, Bike oder auch Boote. Das Schöne ist, dass genau diese Freizeitbereiche durch Corona sehr viel Dynamik entwickelt haben.

 

Warum wechseln Sie dafür die Farbe?

MultiJet wird in diesem Jahr zu einer Familie anwachsen. Wir begreifen MultiJet analog MultiBrush als System, mit dem durch ein breites Zubehörprogramm vielfältige Aufgaben erledigt werden können. Der Schwerpunkt liegt logischerweise aber auf der Reinigung. Dies wird durch die zwei neuen Produkte sogar noch stärker der Fall sein. Um unsere Sortimentslogik bei Gloria – Garten = Gelb/Blau, Reinigung/Desinfektion = Weiß/Blau, Industrie/Handwerk = Grau/Schwarz – beizubehalten, werden wir die Produktkennzeichnung entsprechend umstellen.

Beispiel Bike: Mit der MultiJet will Gloria ganz neue Zielgruppen im Freizeitbereich ansprechen.
Beispiel Bike: Mit der MultiJet will Gloria ganz neue Zielgruppen im Freizeitbereich ansprechen.

Zur MultiJet gibt es jetzt zwei weitere Geräte, richtig?

Ja, ein Akkugerät mit integriertem 36-Volt-Akku, also mit doppelter Power, um eine Option mit mehr Reinigungs- und Laufleistung anbieten zu können. Der Clou: Alle drei Produkte werden eine elektronische dreistufige Druckvorwahl bieten und sind vom Start weg mit einer Vierfach-Multifunktionsdüse und 5 m Ansaugschlauch sehr breit direkt „out of the box“ einsatzbereit. Die Zubehörteile werden innerhalb der Familie kompatibel sein. Das dritte Produkt wird als Sortimentsabrundung ein 230-V-Gerät sein. Natürlich sind wir hier nicht im gleichen Maße mobil wie bei den Akkugeräten. Aber wir wollen das Produkt insbesondere an Menschen mit kleinen Gärten und Dachterrassen adressieren. Der Hauswasseranschluss ist hier häufiger das Problem als ein anliegender Netzstrom. Durch die flexible Druckvorwahl und das umfangreiche Zubehör inklusive Ansaugschlauch kann ich in einem Umkreis von 10 m um die Steckdose arbeiten, ohne weiteres Zubehör zu benötigen – perfekt für die Zielgruppe.

 

Was gibt es Neues zur MultiBrush-Familie?

Die MultiBrush ist ja bereits heute ein Multitalent, das für die Pflege von Holz- und Steinböden, zur Unkrautentfernung und zum Kantenschneiden eingesetzt werden kann. Mit zwei neuen Zubehörteilen werden wir nun auch den großen Markt der Rasenpflege abdecken können. Eine Lüfterwalze ist für die schonende regelmäßige Entfernung von Moos und Unkraut zuständig, eine Vertikutierwalze für die tiefgreifendere Öffnung des Bodens und als Vorstufe zur Rasenreparatur.  

Die Hemmschwelle, nur für diese Anwendung ein Gerät anzuschaffen, ist sehr hoch. Dabei geht es außerdem nicht immer um die gesamte Rasenfläche, sondern nur um Problemstellen. Für unsere kleine Bürste ist das ideal. Zusammen mit dem werkzeuglosen Wechsel ist das für viele ein Kaufargument. Hinzu kommt, dass die Gärten kleiner werden, gerade ältere Gartenbesitzer wollen mit leichteren Geräten arbeiten – es passt also alles.

Für die MultiBrush gibt es künftig auch eine Lüfterwalze. 
Für die MultiBrush gibt es künftig auch eine Lüfterwalze. 

Sprechen wir noch über die Sprüher und das neue 270-Grad-Pflanzenschutz-Set.

Das ist ein klassischer Problemlöser. Es geht um den Buchsbaumzünsler und andere Schädlinge und Pilze. Die Problemstellen sitzen häufig an der Blattunterseite und sind mit der klassischen Sprühlanze nur schwer erreichbar. Die Idee: man müsste im Kreis sprühen können. Hierzu haben wir eine 2-in-1-Düse entwickelt, mit der man klassisch nach vorne arbeiten, aber auch vier weitere Düsen dazuschalten und in alle Richtungen sprühen kann. Da die Problemlösung auch die Mittelseite beinhalten muss, haben wir frühzeitig das Gespräch mit der Firma Neudorff gesucht. Erste Marketingmaßnahmen werden im Rahmen der Kooperation bereits zur Saison 2021 anlaufen.

 

Noch eine Frage zu Akku-Allianz Bosch Power For All, bei der Sie von Anfang an dabei sind. Wie kam das denn bisher an bei Ihren Kunden?

Sehr positiv. Wir hatten die Kooperation ja schon im Jahr zuvor gestartet. Wir haben gesehen, dass es mit einem eigenen Akku-System auf lange Sicht schwierig wird. Letztendlich muss der Kundennutzen im Vordergrund stehen. Aus technologischer Sicht haben wir als mittelständisches Unternehmen nicht die Möglichkeiten, in der Akku-Forschung eine führende Rolle zu übernehmen. Mit einem starken Partner haben wir für die Zukunft die Sicherheit, Schritt halten zu können.

Das andere Argument ist, dass es für uns als Gloria möglich sein muss, eine große Kundenbasis anzusprechen. Der Trend, ein System mit einem Akku und vielen verschiedenen Geräten zu verkaufen, ist ganz klar da.

Auch für den Handel ist eine Konzentration auf wenige Akku-Systeme natürlich begrüßenswert:  weniger Varianten, schnellere Umschlagszahlen und eine einfachere Sortimentslogik.

 

Und Sie haben keine Angst, dass Sie sich von einem Großen abhängig machen?

Man muss natürlich abwägen, aber für uns überwiegen ganz klar die Vorteile. Wenn starke Partner dabei sind, macht es das System für die Endverbraucher attraktiv. Dabei ist es ganz wichtig, einheitlich zu kommunizieren: den Systemgedanken stärken, ohne dass das individuelle Markenbild leidet. Aber das werden wir hinbekommen. 

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