Die – offizielle - Meldung von EMV-Profi Anfang Februar überraschte: Ein Kooperationsmitglied schließt drei Fachmärkte, weil, so der Geschäftsführer des Mitglieds, der zunehmende Preisdruck durch den Internethandel zu einer permanenten Verschlechterung seiner Margen geführt habe. Die Erwartung der Verbraucher, den Internetpreis auch im stationären Handel vorzufinden, habe im dritten Jahr in Folge Umsatzverluste auflaufen lassen, so dass man sich zu der Schließung entschlossen habe. Wir schauen natürlich nicht hinter die Kulissen und wissen nicht wirklich, ob die Analyse des Fachmarktbetreibers korrekt ist und ob es nicht noch andere Gründe für die Umsatzrückgänge in seinen Märkten gibt. Dennoch scheint die Konkurrenz der virtuellen Vertriebslinien so stark gewesen zu sein, dass er diese offensichtlich massiv gespürt hat und dass sie zu einem erheblichen Maße zu den Verlusten in seinen Märkten beigetragen haben. Was lernen wir daraus? Zunächst einmal, dass der Online-Handel beileibe nicht nur Segen und eine sinnvolle Ergänzung für den stationären Handel bedeutet. Hauptsache, es wird konsumiert, gleich auf welchem Vertriebskanal – ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Es gibt, sortimentsunterschiedlich, im DIY-Kaufhaus massive Verschiebungen in Richtung Internethandel. Und wir lernen darüber hinaus, dass es gar nicht mehr auf den locus mercatus, den Ort des Handels, primär ankommt. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die absolute Preistransparenz und die Erwartung der Kunden, mit dem Wissen um den besten Preis diesen in jedem – realen oder virtuellen – Laden jederzeit zu bekommen. Eine Vorstellung, die vielen Händlern die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Das kann dazu führen, dass letztendlich der Konsument, da er die volle Transparenz über die Preise hat, den Markt durch sein spezifisches Nachfrage- und Kaufverhalten beherrscht. Der Kunde wird – vielleicht zum ersten Mal wirklich – König. Der Preis wird nicht mehr als Differenzierungsmerkmal der einzelnen Wettbewerber taugen. Andere Faktoren wie Beratung, Dienstleistungen, Finanzierung etc. spielen dann tatsächlich die entscheidende Rolle, weshalb im stationären Handel eingekauft wird oder auch nicht. Viele Fragezeichen, ich weiß, die unsere Branche noch nicht in allzu viele Ausrufezeichen umgewandelt hat. Doch die richtigen Fragen jetzt zu stellen, das ist schon einmal ein erster, richtiger Schritt. Auf jeden Fall gilt: herzlich willkommen in der schönen neuen Welt das Handels! Dr. Joachim Bengelsdorf P. S.: In diesem diy-Heft veröffentlichen wir insgesamt 16 Seiten Standfotos von Unternehmen, die auf den drei wichtigen Januarmessen Bau, Heimtextil und IPM ausgestellt haben. Ein neuer Rekord! Download: Schöne neue Handelswelt (PDF-Datei)