Editorial

Das gescheiterte Bündnis

Es hat nicht sollen sein, die Übernahme von Max Bahr durch ein Konsortium um den Baumarktbetreiber Hellweg. Ein Triumvirat wollte 73 Max Bahr-Standorte aus dem Praktiker-Nachlass erben. Dieses Dreimännerkollegium (Latein "tres viri" = "drei Männer") hätte in unserem Falle aus dem Hellweg-Besitzer Reinhold Semer, dem EDE-Chef Dr. Eugen Trautwein und dem früheren Max Bahr-Mitinhaber Dirk Möhrle bestanden.Diese Interessenkonstellation überraschte, gelinde gesagt, stand damit aber durchaus in der Tradition der altbekannten römischen Triumvirate. Zur Erinnerung: Im Jahre 60. V. Chr. schlossen sich mit Pompeius, Crassus und Cäsar erstmals drei Männer zusammen, die gemeinsam ein Ziel hatten - nämlich die Macht in Rom nicht mit irgendwelchen Senatoren teilen zu müssen, die sich aber in gegenseitiger Abneigung und Mistrauen zugetan waren. Ähnlich wie dem späteren zweiten Triumvirat von Octavian (dem späteren Kaiser Augustus), Lepidus und Marcus Antonius war beiden Männerallianzen allerdings keine lange Lebensdauer beschieden. Einmal an der Macht, nehmen die Partikularinteressen derart zu, dass die neuen Herrscher sich oft gegeneinander wenden.Wer die Charaktere und die unternehmerischen Werdegänge aller drei in unserem Stück agierenden Personen etwas kennt, hat sich schon gefragt, ob dieses Bündnis wirklich auf Dauer angelegt gewesen wäre. Dass Reinhold Semer, dem ja seit seinem Einstieg bei Hellweg in schöner Regelmäßigkeit Verkaufsabsichten unterstellt werden, mit der Integration der Max Bahr-Standorte der Aufstieg in die Top-Liga der deutschen Baumarktbetreiber gelungen wäre, wer hätte es ihm verdenken können? Und dass Eugen Trautwein (Einkaufs-) Bündelungseffekte in Hinblick auf seine kleinen Werkmärkte erhoffte, ist auch verständlich. Aber Dirk Möhrle?Letzterer sah wohl den Max Bahr-Ausstieg seiner Familie, vor allem betrieben durch seinen Vater, vor neun Jahren ausgerechnet im 125. Jahr des Bestehens des Unternehmens als strategischen Fehler an. Mit seinem Vater hatte Dirk Möhrle seinen Schritt offensichtlich nicht abgesprochen. "Vor Jahren haben mein Vater und der Rest der Familie die Zuversicht verloren, das Unternehmen weiter führen zu können. Jetzt bietet sich die einmalige Gelegenheit, Max Bahr zusammen mit kompetenten Partnern wieder neu aufzustellen", sagte Möhrle in einem Zeitungsinterview.Doch das Zweckbündnis ist nun hinfällig, was vielleicht noch nicht einmal zum Nachteil der drei interessierten Parteien sein muss. Die gescheiterte Übernahme hat für die Mitarbeiter schlimme Folgen. Auch wenn Globus ja noch einmal seinen Hut in den Ring geworfen hat, glaubt irgendjemand noch ernsthaft an eine wirklich befriedigende Lösung?Dr. Joachim Bengelsdorf
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