Ein Zweiundeinhalb-Personen-Verband feiert Geburtstag. Man könnte also, was die Angestelltenanzahl betrifft, durchaus von einem "Verbändchen" reden. Dabei, das Wortspiel sei erlaubt, spielt man keineswegs die Rolle eines Trostpflasters für seine Mitglieder. Wir sprechen von BAU+DIY, dem Herstellerverband der Heimwerkerbranche, der im Juni 2007 seinen 25. Geburtstag feiert. Das aktive Geschäft führen der Verbandsgeschäftsführer Dr. Peter Wüst und sein Stellvertreter Norbert Lindemann, unterstützt von einer Halbtageskraft. Das nennt man Neudeutsch "lean administration". Doch das wichtige dabei ist, sie tun dies unaufgeregt, mit einem schmalen Budget, kompetent und - auch das sei vermerkt - überaus freundlich. Dann gibt es da noch den Verbandsvorstand, der von GAH-Inhaber Dietrich Alberts angeführt wird. Auch hier gilt: Profilneurosen scheinen an der Spitze von BAU+DIY unbekannt zu sein. Da muss sich keiner mehr beweisen. Und wenn der Eindruck nicht täuscht, so klappt auch die Zusammenarbeit von Geschäftsführung und Vorstand, auch auf menschlicher Basis. Ein Verband ist jedoch, darauf weist man bei BAU+DIY auch immer hin, stets nur so gut wie seine Mitglieder, als Summe und als Einzelunternehmen. Wie arbeiten diese mit, wie geht man miteinander um, wie rechtzeitig werden die Mitgliedsbeiträge bezahlt etc.? Bei über 120 Mitgliedern kommt es natürlich auch zu Reibungen untereinander, lädt man einen direkten Wettbewerber mal nicht so gerne zu einer Verbandsveranstaltung ins eigene Haus ein. Das ist vollkommen normal. Da ist es auch hilfreich, dass die Zahl der direkten Wettbewerber im Verband für jedes Mitglied überschaubar ist. Natürlich fällt es einem Hersteller von Bauelementen leichter, sich über Logistikprobleme mit einem Dübelproduzenten auszutauschen als mit einem Wettbewerber. Und auch der Tratsch über so manches Handelsunternehmen wird nicht viel unergiebiger, wenn sich ein Eisenwarenspezialist mit einem Sanitärlieferanten austauscht. Rumgezickt wird also weniger. Dass BAU+DIY sich in seiner Verbandsarbeit, soweit das personell überhaupt noch machbar ist, nach neuen Themenfeldern umsieht, ist verständlich. Schließlich werden die Herausforderungen nicht kleiner, eher im Gegenteil. Der internationale Markt bestimmt auch immer mehr die Verbandsarbeit in Deutschland. Deshalb geht der Blick von Ratingen aus nicht nur in Richtung Fediyma, also dem europäischen Herstellerverband, sondern auch in Richtung Brüssel. Schließlich greifen Maßnahmen und Gesetze der EU immer mehr auch in die deutsche DIY-Wirtschaft und in die deutsche Heimwerkerbranche ein. Da reichen Verbandspflaster einfach nicht mehr aus.
Dr. Joachim Bengelsdorf
Dr. Joachim Bengelsdorf