Rück- und Ausblicke

2003 war für den Stil und die Sitten unserer Branche kein gutes Jahr

Die erste Ausgabe einer Fachzeitschrift im Jahr wird ja traditionell gerne dazu benutzt, Rückblicke mit einem Ausblick zu verbinden. Es wird Bilanz gezogen, Inventur gemacht. Wer in der Produktion oder im Handel tätig ist, der weiß, dass das Alltagsgeschäft eigentlich ganz normal weiter geht, auch über den Jahreswechsel. Die Zeit bleibt nicht still stehen, der Handel hört nicht auf, die Produktion läuft in vielen Betrieben weiter, wenn am 31.12. die Mitternachtsstunde schlägt. Und dennoch: Irgendetwas zwingt uns fast dazu, inne zu halten, zurück zu schauen und in die Zukunft gerichtet die allseits wohl bekannten „guten Vorsätze“ für das neue Jahr zu fassen.
Wie war 2003 für die deutsche Baumarktbranche? Vornehm ausgedrückt, könnte man das Adverb „uneinheitlich“ benutzen: ein pessimistischer Anfang, ein starkes Frühjahr, ein wegen der Hitze schlecht laufender Sommer und ein ordentlich verlaufendes Jahresendgeschäft. Ein (geschätztes) Umsatzplus der Branche über das ganze Jahr von etwas über zwei Prozent. Sorgen macht eher, wie die Partner der Branche, die sich gegenseitig eher als „Gegner“ bezeichnen und definieren, miteinander umgehen. Egal, ob es Handel gegen Industrie, Handel versus Handel oder sonst wie heißt: Der sich auch im DIY-Sektor immer mehr verschärfende Wettbewerb hinterlässt hier deutlich sichtbare Kratzspuren und Verletzungen.
2003 war, so meine These, für den Stil und die Sitten unserer Branche kein gutes Jahr. Das trifft auch zu, wenn ich mir die Themen „Rabatte und Preiskämpfe“ oder „DIY-Messelandschaft“ anschaue. Da mag es tröstlich sein, dass es wie bei den Messen in anderen Ländern (sprich: USA) auch drunter und drüber geht.
In jedem Übel steckt aber auch schon ein Stückchen Positives und Heilendes drinnen. Die Baumärkte der einzelnen Betreiber differenzieren sich wieder deutlicher, sie erarbeiten sich immer mehr einen urtypischen Charakter. Das gelingt über Marktgestaltung und -auftritt, Dienstleistungen und Sortimente und auch immer mehr über Werbung. Obi, Hornbach, Bauhaus, Praktiker werden wieder als eigenständige, vom Wettbewerber unterscheidbare Marken wahr genommen. Ich halte das schon für einen Erfolg.
Und noch mehr: Nicht jeder macht die Preisschlacht mit. Man setzt verstärkt auf höherwertige Sortimente, entdeckt den Kunden als Individuum (z.B. maßgefertigte Fenster und Türen binnen einer Woche). Und wenn noch die Eisenwarenmesse/Practical World und die Gafa wieder laufen lernen würden, dann wäre mein Wunschzettel für 2004 schon über Plan Wirklichkeit geworden. Na ja, die Gedanken sind frei…
Dr. Joachim Bengelsdorf
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