1999, Nr. 11, S. 3 Kommentar Die Freuden der Pressearbeit Als Journalist ist man auf gute Kontakte zu Vorständen, Geschäftsführern und den Presseabteilungen der Unternehmen angewiesen. Interviewwünsche, Faktenabgleichungen, Terminabsprachen, Textentwürfe, Bilderauswahl - das tägliche Los der Presse auf der einen und von Presseabteilungen auf der anderen Seite. Dabei haben Handelsunternehmen ein anderes Interesse an Öffentlichkeitsarbeit als Hersteller. Während letztere verständlicherweise ihre Produkte in den Vordergrund gestellt sehen wollen, sind Baumarktbetreiber daran interessiert, ihr Image, ihr Unternehmensbild in der Öffentlichkeit zu pflegen und ihr unternehmerisches Wirken in einen gesellschaftlichen Kontext zu stellen: Welche Aufgaben erfüllen wir für Sie? Das sollte man jedenfalls meinen. Doch bei der alltäglichen Arbeit mit DIY-Handelsunternehmen reicht die Spannweite der journalistischen Gemütsregungen von Begeisterung bis zu tiefer Apathie. Da gibt es Firmen, die äußerst professionell arbeiten: Kontakte werden schnell geknüpft, Fragen werden präzise beantwortet, Gesprächstermine verbindlich arrangiert. Die Geschäftsführer und Vorstände dieser Unternehmen haben die Bedeutung einer gut funktionierenden Pressabteilung begriffen: Partner der Presse im Interesse des Unternehmens. Dann gibt es den qualitativen Mittelbau. Zwischen Presse- und PR-Arbeit wird nicht unterschieden, der Geschäftsführer will jede Information, die nach außen dringt, gegenlesen, oder die Zuständigkeiten sind oft nicht deutlich geregelt. Die journalistische Arbeit mit solchen Strukturen ist möglich, aber mühsam und zeitaufwendig. Unten auf der Beliebtheitsskala des rasenden Reporters sind die Unternehmen angesiedelt, die überhaupt nichts raus lassen oder die um jedes Komma feilschen. Das gibt es nicht im Handel? Weit gefehlt! Man sollte meinen, dass gerade Handelsunternehmen in der Öffentlichkeit gerne präsent sein wollen, dass es eher ein zuviel an Informationen gibt als ein zuwenig. Da spielt auch die Unternehmensgröße keine Rolle. Es gibt professionell arbeitende kleine Handelsfirmen und es gibt amateurhafte Baumarktriesen in diesem Bereich. Jetzt raten Sie einmal, welcher von den drei Typen bei uns am besten wegkommt und die größten Chancen hat, dass über ihn berichtet wird? Dr. Joachim Bengelsdorf