AfD-Erfolge bei EU-Wahlen

Würth erwägt Investitionsstopp in Deutschland

Der 89-jährige Reinhold Würth warnt vor der Europaskepsis rechter Parteien.(Quelle: Corporate Communications Würth-Group / CC BY-SA 4.0)
Der 89-jährige Reinhold Würth warnt vor der Europaskepsis rechter Parteien.
14.06.2024

Der 89-jährige Firmengründer Reinhold Würth will überlegen, ob sein Unternehmen überhaupt noch weitere Investitionen in Deutschland tätigen wird angesichts der Erfolge der zumindest in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften AfD. Das sagte er in einem Interview des Deutschlandfunk. Darin zeigte er sich erstaunt, dass ausgerechnet am Unternehmenssitz in Künzelsau der Stimmenanteil der AfD bei den Europawahlen am vergangenen Sonntag sogar noch drei Prozent über dem Bundesdurchschnitt lag. Er hatte hier erst im März seine Belegschaft in einem Brief gebeten, nicht ausgerechnet jene Partei zu wählen, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft worden ist.

Unüberlegte Reaktionen darauf seien nicht die Sache seines Konzerns, sagt Reinhold Würth in dem Interview. „Aber wenn dieser Trend anhält, jetzt 20 Prozent, da müssen wir schon vorsichtig sein als Kaufleute, wie wir investieren. Das ist schon eine gewisse Wegmarke auch für das Unternehmen Würth. Und wir werden in aller Ruhe natürlich analysieren und überlegen, ob wir überhaupt weitere Investitionen in größerem Umfang hier in Deutschland machen werden oder ob wir die gleich irgendwo in ein anderes Land verlegen.“

So dächten auch nicht nur die Manager der Würth-Gruppe, gibt der 89-jährige Unternehmer, heute noch Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates, zu bedenken. „Es haben sich ja viele Wirtschaftsverbände und vor allem auch viele DAX-Unternehmen für einen freiheitlichen, liberalen, demokratischen Staat ausgesprochen und damit sehr deutlich gemacht, dass man diese Rechtstendenzen absolut nicht unterstützt. Auch diese Großunternehmen werden analysieren, wo sie in Zukunft investieren.“

Vor allem die europaskeptische bis europafeindliche Haltung der AfD hält der Baden-Württemberger für gefährlich. „Viele Menschen laufen halt hinter den Themen und Thesen her, Deutschland den Deutschen und Italien den Italienern und so weiter, merken aber nicht, dass wir inzwischen ein großes EU-Land sind.“ Die Wirtschaft sei so verzahnt, dass jeglicher Versuch des Auseinanderdividierens nur Nachteile mit sich bringen könne.

Verständnislosigkeit zeigt Würth auch gegenüber der sogenannten Remigrations-Idee. „Wir hätten Riesenprobleme, wenn wir unsere Mitarbeiter, die Ausländer sind, nicht hätten. Ich schätze mal, dass doch 30 Prozent unserer Mitarbeiter aus anderen Ländern stammen ursprünglich und wenn die weg wären, das wäre die helle Katastrophe.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema
Das neue Abo: Print – Digital – Online
Jetzt gratis testen
diy Fachmagazin für die Baumarkt- und Gartenbranche
Lesen Sie auch