Die deutsche Möbelindustrie hat derzeit mit einem erheblichen Nachfragerückgang zu kämpfen, wie Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), bei der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz in Köln berichtete. Die Auftragseingänge der deutschen Möbelhersteller liegen laut der verbandsinternen Statistik teils erheblich unter dem Vorjahr. „Angesichts des schwierigen Marktumfelds korrigieren wir unsere Prognose für das Gesamtjahr 2023 nach unten und gehen nun für die deutsche Möbelindustrie von einem Umsatzrückgang von 5 bis 7 Prozent aus“, sagte Kurth. Auch für das kommende Jahr sei mit weiter schwierigen Bedingungen für die Branche zu rechnen.
„Die Verbraucher sind angesichts der Inflation und der langwierigen politischen Debatte über das Heizungsgesetz verunsichert und scheuen die Anschaffung langfristiger Konsumgüter“, stellte Kurth fest. Von der Politik seien jetzt Impulse zur Belebung der Konsumausgaben und des Bauumfelds gefragt.
Die deutschen Wohnmöbelhersteller verzeichneten den internen Erhebungen zufolge beim wertmäßigen Auftragseingang in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einen Rückgang von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Polstermöbelindustrie erlitt Einbußen von rund 10 Prozent. In der Küchenmöbelindustrie lag der wertmäßige Auftragseingang um gut 2 Prozent unter dem Vorjahr. Bezogen auf die Stückzahlen stellt sich die Lage noch negativer dar.
In der Folge greifen die deutschen Möbelhersteller wieder verstärkt zum Instrument der Kurzarbeit, wie eine aktuelle Verbandsumfrage zeigt. Demnach haben aktuell 35 Prozent der befragten Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Von den Möbelproduzenten, die noch keine Kurzarbeit nutzen, planen 36 Prozent, im restlichen Jahresverlauf einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Bei der Materialversorgung, die während der Pandemie stark gestockt hatte, sei inzwischen eine Entspannung festzustellen, berichtete Kurth. Die Lieferzeiten bewegten sich wieder im regulären Rahmen von vier bis acht Wochen. Die Materialpreise seien teils rückläufig, befänden sich allerdings unverändert auf einem hohen Niveau. Verpackungsmaterialien und Logistikdienstleistungen verteuern sich dagegen weiterhin stark, wie die jüngste Umfrage zeigt. Eine erhebliche Belastung für die Unternehmen stellten zudem die hohen Energiepreise dar, so Kurth. Der Kostendruck für die Industrie bleibe weiter sehr hoch.
Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die Küchenmöbelindustrie in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Umsatzanstieg um 6,7 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro, was nach Auffassung der Möbelverbände aufgrund der genannten Sonderfaktoren jedoch deutlich überzeichnet ist. Von Januar bis Juni 2023 verzeichneten die rund 430 deutschen Möbelhersteller (mit mehr als 50 Beschäftigten) laut amtlicher Statistik einen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro, ein Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
„Dieser Rückgang spiegelt die tatsächliche Marktlage unserer Einschätzung nach nur unzureichend wider“, sagte Kurth. Ausschlaggebend für den – angesichts der schwachen Auftragslage – bisher noch vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang seien die vorherigen Preisanpassungen, Auftragsüberhänge aus dem Vorjahr sowie statistische Effekte, etwa durch vermehrte Nachmeldungen infolge von Projektverzögerungen. Der Inlandsumsatz entwickelte sich vor dem Hintergrund des spürbaren Nachfragerückgangs mit minus 1,2 Prozent rückläufig. Der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie konnte dagegen mit plus 2 Prozent leicht zulegen.