In den nächsten 15 Jahren werden die zahlenmäßig stärksten Jahrgänge, geboren zwischen 1957 und 1969, in den Ruhestand gehen. Dies rechnet das Statistische Bundesamt (Destatis) in seiner jüngsten Veröffentlichung vor. Demnach werden 12,9 Millionen Erwerbspersonen bis 2036 das Renteneintrittsalter überschritten haben. Dies entspreche knapp 30 Prozent der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen, bezogen auf das Berichtsjahr 2021.
Betrachtet man die Bevölkerung zwischen 15 und 79 Jahren in 5-Jahres-Altersgruppen, so zeige sich laut den Statistikern, dass die älteren Altersgruppen durchgehend mehr Erwerbspersonen umfassen als die jüngeren. Die Erwerbsbeteiligung von 63,6 Prozent bei den 60- bis 64-Jährigen zeigt, dass sich diese Altersgruppe schon in der Übergangsphase in den Ruhestand befindet. Die 50- bis 59-Jährigen waren 2021 noch überwiegend am Arbeitsmarkt aktiv (mit 86 Prozent), das sind 11,3 Millionen Erwerbspersonen. Die beiden Altersgruppen zwischen 40 und 49 Jahren, die 2021 mit je 89 Prozent die höchsten Erwerbsquoten aller Altersgruppen aufwiesen, stellten hingegen 2021 zusammen nur 8,9 Millionen Erwerbspersonen. Auch die noch relativ große Gruppe der 30- bis 34-Jährigen reicht im Umfang der Erwerbspersonen nicht mehr an die Älteren der Babyboomer heran, wie die Wiesbadener vorrechnen.
Erst kürzlich hatte das Ifo Institut vermeldet, dass der Fachkräftemangel in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht hat. So waren laut eigenen Erhebungen, die bis ins Jahr 2009 zurückreichen, 49,7 Prozent der befragten Unternehmen vom Mangel beeinträchtigt. Der bisherige Rekord vom April (43,6 Prozent) wurde damit übertroffen. „Immer mehr Unternehmen müssen ihre Geschäfte einschränken, weil sie einfach nicht genug Personal finden“, sagte Stefan Sauer, Arbeitsmarktexperte am ifo Institut. „Mittel- und langfristig dürfte dieses Problem noch schwerwiegender werden.“
Mit einem Anteil von 54,2 Prozent zeigten sich die Dienstleister am stärksten von knappen Fachkräften betroffen, nach 47,7 Prozent im April. In der Lagerei waren 62,4 Prozent der Betriebe von einem Mangel betroffen. Der Einzelhandel war mit 41,9 Prozent betroffen, der Bau mit 39,3 Prozent, und im Großhandel meldeten 36,3 Prozent der Firmen einen Mangel an Fachkräften.