„Das Bad ist schon lange keine Nasszelle mehr“, erklärt Designexperte und Kurator der Trendausstellung „Pop up my Bathroom“ Frank A. Reinhardt im Rahmen der ISH. Gemeinsam mit der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) hat er sich in einer Grundlagenstudie mit Trends und Entwicklungen in der Bad-Branche beschäftigt und die Ergebnisse im Rahmen der diesjährigen ISH, der Messe für Sanitär, Heizung und Klima in Frankfurt am Main präsentiert. Zentral dabei: Der Mensch als Mittelpunkt der Badplanung. Das bedeutet, dass Design, Technik, Montage und Nutzung primär dazu dienen, dem Anwender die täglichen Verrichtungen so angenehm wie möglich zu machen.
„Der Mensch ist der Maßstab“, betont Reinhardt. Das hat zur Folge, dass Badezimmer zunehmend wohnlicher werden: Stoffe, Bücher, Ambiente-Beleuchtung, Holzböden, Akustiksysteme und sogar Sofas ziehen in die Bäder ein. „Heute will man die Wohnqualität aus dem Wohnzimmer auch im Bad haben“, unterstreicht der Fachmann. Auch Tapete sei ein Riesenthema. „Die Wand wird dreidimensional – gleichzeitig sind Mosaikfliesen hier ein Gegentrend.“ Beliebt seien auch XXL-Fliesen. „Es wird durchgehend fugenlos, um die tradierte Weise der Badgestaltung zu durchbrechen“, erklärt Reinhardt. Außerdem erlebe er einen Trend zum Luxus, etwa durch Marmor-Optiken.
Manches bleibt derweil gleich: So habe eine Forsa-Umfrage gezeigt, dass Weiß bei Waschtischen nach wie vor das Maß aller Dinge sei, berichtet der Trendforscher. Gleichzeitig erinnert er sich, dass im Jahr 2019 der Trend Farbe im Bad explodierte – was immer noch anhält: „Endlich kommt Farbe rein“ – vor allem bei Möbeln und Armaturen.
Knallig wird es auch bei einer neuen Kollektion des Badausstatters Hewi, die in Zusammenarbeit mit Barbie entstanden ist und in der ISH-Ausstellung präsentiert wurde – in Szene gesetzt von Schauspielern, die in dieser und weiteren beispielhaften Bad-Umgebungen tägliche Verrichtungen nachstellten. Der Hersteller bietet Handtuchhalter, Seifenspender, WC-Bürstengarnituren oder auch Stützklappgriffe im Pink der Barbie-Welt an – für Reinhardt ein tolles Beispiel, „denn es gibt ja auch eine Barbie im Rollstuhl“. Das bringe Aufmerksamkeit für das Thema Barrierefreiheit.
Passend dazu bietet die Branche auch zahlreiche Lösungen, die auf Ergonomie einzahlen, wie ein Waschtisch, der sich dem Nutzer entgegenneigt, oder falt- und schiebbare Badewannenaufsätze, wie sie am Stand der GEO Produkte GmbH zu sehen waren. Ein weiteres Highlight des Schwetzinger Unternehmens: eine Duschwand mit Schiebetür und integrierter Ablage. Auch Individualität ist ein Trendthema, was sich etwa in der Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten ebenso wie an der breiten Auswahl an Doppelwaschtischen zeigt. „Jeder hat hier seinen definierten Platz, das wird immer wichtiger“, weiß Reinhardt.
Bei der Auswahl der passenden Designs hilft etwa die Materialbibliothek des Badmöbelspezialisten Burgbad, die in Zusammenarbeit mit dem Studio Besau-Marguerre entstanden ist. Die riesige Materialausstellung, die der Anbieter an seinem Stand errichtet hatte, fiel sofort ins Auge. Sie sollte Aufmerksamkeit schaffen für ein Online-Tool, das Badplaner und deren Kunden bei der Material- und Farbauswahl unterstützt, indem es passende Kombinationen in einem Koordinatensystem von Farbwelten vorschlägt. Der Klassiker ist: alles in Weiß. „Dabei bedeutet Farbe ja nicht bunt! Im Grunde ist jede Materialwahl ja auch schon eine Farbwahl: Holz, Metall, Glas, Verbundwerkstoff und Stein besitzen jeweils einen eigenen Farbwert“, erklärt Designerin Eva Marguerre vom Studio Besau-Marguerre und ergänzt: „Farbe trägt und vermittelt eine Emotion.“

Wer Wert auf eine individuelle Gestaltung seines Duschplatzes legt, ist bei Schulte an der richtigen Adresse: Der Duschkabinenspezialist bietet ganze Dekor-Welten für Duschrückwände und Duschwannen aus bedrucktem Aluminium als Alternative zu Fliesen an – ob Fotomotive, Marmor-, Stein- oder Holzoptik, die Oberfläche fühlt sich fast so an wie das Original-Material. „Der Vorteil im Vergleich zu Fliesen: Sie sind fugenfrei, haben wenig Platzbedarf, sind leichter herzustellen und daher auch bezahlbar“, erklärt Geschäftsführer Hermann-Josef Schulte. Ein weiteres Thema, das sich der Hersteller auf die Fahne geschrieben hat, sind Dienstleistungen. So bietet Schulte neben einem Montageservice, einer eigenen Logistik, Expresslieferung und Ersatzteil-Angebot nun auch eine komplette Duschplatzsanierung aus einer Hand an. Mit dem Kauf des Whirlpool-Anbieters Ottofond im vergangenen Jahr verbindet Schulte nun zudem die Aspekte Barrierefreiheit und Wellness – unter der Marke bringt Schulte eine Whirlpool-Badewanne mit Tür auf den Markt. „Das Bad der Zukunft wird vor allem eins: barrierefrei“, unterstreicht der Geschäftsführer.
Mit diesen Themen hat sich auch die Branchengröße Kaldewei befasst und präsentierte auf der Messe die Oberflächenveredelung Invisible Grip, die in der Dusche für Halt sorgen und Stürze vermeiden soll und nun in Beige- und Grau-Tönen sowie Schwarz-Matt verfügbar ist. Außerdem stellte der Anbieter auf der Messe eine Badewanne mit integrierter Infrarot-Einheit vor. Die Synergie von Wärme und Wasser soll für eine wohltuende Atmosphäre sorgen und sich positiv auf Muskulatur und Knochenbau auswirken.

Besonders auffällig war die Farbgebung der Badausstattung am Stand der Schütte Group: In den Trendfarben Salbei, Indigo, Coral und Puderweiß präsentierten sich Handbrausen, WC-Sitze und Waschtischarmaturen. Ebenso sah man hier Goldtöne und, wie auch immer wieder auf der Messe – zahlreiche schwarze Designs. „Vor zehn Jahren war es noch zu fast 100 Prozent Chrom. Inzwischen verkaufen wir fast 50 Prozent der Armaturen in Schwarz“, sagt Rüdiger Wirz, Geschäftsführer der Marken Schütte und Kirchhoff. Highlight auf dem Messeauftritt von Schütte war die Sprudelwasserarmatur Aquastar Premium mit Filter- und Kühlfunktion, bei der der Anwender zwischen leicht, mittel und viel Sprudelmenge wählen kann.
Smarte Steuerung ist einer der Trends, den auch der Spezialist Vitra Bad identifiziert hat und auf den er mit sensorgesteuerten Armaturen und berührungslosen Drückerplatten reagiert. Ebenso angesagt seien Wellness-Sanitärartikel wie freistehende Badewannen, Erlebnisduschen und stimmungsvolle Beleuchtung, etwa bei der Serie New Gala. Damit gehe man nicht nur auf das Thema Ambiente-Beleuchtung im Allgemeinen ein, erläutert Melanie Hellberg aus dem Marketing, sondern nutze bewusst ein beruhigendes warmweißes Licht für ein Plus an Sicherheit besonders in der Nacht, ohne den Körper unnötig zu aktivieren. Und auch bei Vitra Bad wird das Thema Farbe im Bad aufgegriffen – mit moosgrünen Schränken, burgunderroten Stauraummodulen und erdfarbenen Waschtischen.
Auch Ablagesysteme für Dusche und Bad lassen sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Farben gestalten. Ein Beispiel dafür ist das Schlüter-Shelf von Schlüter-Systems. Mithilfe des Programms My Design by Schlüter-Systems können die Wandablagen in den 190 Farbtönen der RAL-Palette gefertigt werden – von Goldgelb über Smaragdgrün bis zu Blaugrau. Ebenso sind sie in unterschiedlichen Formen, Stanzungen und Materialien wie gebürstetem Edelstahl oder beschichtetem Aluminium verfügbar. Auch für DIY-Kunden sei Schlüter-Shelf ideal, unterstreicht Doreen Köstler aus dem Marketing, da es sich einfach montieren lässt. Es eignet sich auch zum nachträglichen Einbau in die Dusche, indem es in die bestehende Fuge eingesetzt wird.
Einfache Montage hat sich Grohe mit seiner Linie Quick-Fix auf die Fahne geschrieben. Das Konzept setzt sich zusammen aus den Quick Tools, Quick Videos und dem Quick Guide: Jedes Produkt mit dem „Quick-Fix-Promise“ kommt mit einem Werkzeug, das alle herkömmlichen Werkzeuge, die für die Installation oder Wartung benötigt werden, vereint. Bei der Installation unterstützen einfach gestaltete Anleitungen sowie Tipps und Schritt-für-Schritt-Anleitungen als Bewegtbild. Quick-Fix ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, wird jedoch stetig optimiert und erweitert. So werden Thermostate mit einem Gabelschlüssel geliefert, der mit einem Kunststoff-Schutz versehen ist, damit die Oberfläche der Armatur keinen Schaden bei der Montage nimmt. Der Hersteller bedient mit seinem Konzept die Bereiche Küche, Badarmaturen, Dusche und Sanitär. Der Bedarf sei nach wie vor da, betont Philipp Lüders, Leader B2C-Business-Unit, Lixil Europe, auf dem Messestand. Es herrsche immer noch ein Fachkräftemangel, außerdem seien viele Menschen motiviert, selbst Hand anzulegen.







Für Heimwerker wie für Profis hatte der Befestigungsexperte Fischer die passenden Lösungen dabei. Bei Handwerker-Challenges und an Hands-on-Stationen konnten die Besucher die Produkte live vor Ort testen. Der Stand ist seit dem letzten Mal auf über 150 m2 angewachsen. Mit der Vergrößerung wolle man ein Zeichen setzen, betont Pressesprecherin Katharina Siegel-Rieck, dass die ISH nach wie vor eine wichtige Messe für das Unternehmen sei. Für Installationen in der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) präsentierte Fischer Dübel der Duo Line, wie den Neuzugang Duo-HM, der sich zur Befestigung in jeder gängigen Art und Dicke von Plattenbaustoffen bis 30 mm eignet und zudem einfach mit einem Akkuschrauber zu installieren ist. So deckt der Dübel (M4, M5 und M6) mit einer Länge (55 mm) die üblichen Wandaufbauten ab und lässt sich ohne Montagewerkzeug und Mehrfachhandling der Schraube einsetzen. Dank seiner Zwei-Komponenten-Technologie erfüllt der Duo-HM hohe Lastanforderungen. Für Befestigungen im Bad sei der Duo Seal ideal, unterstreicht Siegel-Rieck, denn er dichte gleichzeitig das Bohrloch vollflächig ab, damit keine Feuchtigkeit in die Wand eindringt, die Schimmel auslösen kann. Schon länger bieten die Waldachtaler außerdem, insbesondere für Heimwerker praktisch, Lösungen fürs Bad der „Ganz ohne Werkzeug“-Linie.
Ein ähnliches Sortiment bietet auch Wenko mit Befestigen ohne Bohren: Am zweiten Messetag führte TV-Persönlichkeit Detlef Steves als crossmedialer Botschafter des Systems auf dem Stand die Produkte vor. Hier kommt UV-Loc zum Einsatz, ein spezieller Klebstoff, der in 60 Sekunden unter ultra-violettem Licht vollständig aushärtet und sofort mit einer Zugkraft von bis zu 90 Kilogramm belastbar ist. Festigkeit in 60 Sekunden – das sei unvergleichbar am Markt, erklärt Deutschland-Vertriebsleiter Harald Hensel, warum das UV-Konzept bei den Kunden so gut ankomme. „Es löst ein Problem.“ Mit hoher Belastbarkeit will auch die Messeneuheit Duro Unbreakable überzeugen, ein neu entwickeltes Material, das laut Wenko die besten Eigenschaften von Duro- und Thermoplast vereint und sich nach seiner Nutzungsdauer recyceln lässt. Hensel demonstrierte das direkt am Stand, indem er mit einem Hammer kräftig auf einen mit dem neuen Material ausgestatteten WC-Sitz einschlug – ohne eine Spur auf dem Toilettendeckel zu hinterlassen. Geschäftsführer Niklas Köllner zeigte sich zufrieden mit dem Messeauftritt. „Diese Messe war hervorragend für uns“, sagte er mit Blick auf den gut besuchten Stand.
Und auch Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, ist zufrieden: „Die Stimmung auf der ISH 2025 war super – das Messegelände war voll und die Gespräche intensiv. 72 Prozent internationale Aussteller und 163.157 Besucher sprechen für sich“, ist er überzeugt. Das sahen offenbar auch die Besucher so. 94 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrem Messebesuch zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. 96 Prozent bewerteten das Angebot der Aussteller positiv.
Der Termin für die nächste ISH steht bereits fest – sie findet vom 15. bis 19. März 2027 statt.
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2025