Es sind die Trendthemen schlechthin: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die Meffert AG geht diese Entwicklungen mit zahlreichen Maßnahmen an, die derzeit getestet werden oder bereits umgesetzt wurden. Wert legt der Hersteller von Farben und Lacken aus Bad Kreuznach auch auf Effizienz und Zeitersparnis, wie bei einem Gang über das Firmengelände deutlich wird. Der Automatisierungsgrad von 60 bis 65 Prozent trägt dazu bei, die Mitarbeiter zu entlasten. „Es gibt eine starke Tendenz in diese Richtung“, ist Wolfgang Stieb überzeugt.
Als ein Beispiel nennt der ehemalige Produktionsleiter, der heute noch Werksführungen durchführt, den Produktionsbereich Dispersionsfarben und Putze. Auf Knopfdruck lässt sich hier aus einer Rezeptur ein Auftrag erstellen. Möglich macht dies eine Silo-Dosieranlage. Während die Anlieferung zuvor noch per Sackware erfolgte – eine besonders hohe körperliche Belastung für die Beschäftigten –, werden die Rezepturbestandteile heute automatisch entsprechend der eingestellten Dosierung aus den Silos in die Ansatzbehälter dosiert. Zur Auswahl stehen dabei aktuell rund 250 unterschiedliche Rezepturen. Während im oberen Stockwerk die Rohstoffe noch ausgewogen werden, kann die Anlage ein Stockwerk tiefer bereits die Farbe mischen.
Zur Qualitätssicherung wird von jeder Charge ein Muster gezogen und im Labor untersucht. Nur, wenn alle Vorgaben eingehalten werden, wird die Farbe freigegeben und kann in das Fertigwarentanklager zur Abfüllung gepumpt werden. Eine große Rolle spielt auch das Betriebshygienesystem, das bei Meffert seit 20 Jahren besteht. So gebe es gerade im Sommer ein hohes Gefahrenpotenzial für die Bildung von Bakterien und Pilzen in den Rohren, erläutert Stieb. Daher werden auch hier regelmäßig Proben genommen.
Wenn unterschiedliche Farben durch die Rohre fließen, müssen die Rohre zudem nach jedem Pumpvorgang gereinigt werden, damit sich die Chargen nicht vermischen. Das erledigt ein Metallkern mit Kunststoff-Dichtlippen, die 6 mm größer sind als der Rohrleitungsdurchmesser. Dieser wird zunächst mit Wasserdruck durch das Rohr gepresst und im Anschluss mit Luftdruck in die entgegengesetzte Richtung geschoben.
In der Abfüllung wird ebenfalls auf Automatisierung gesetzt. An jeder Linie ist eine Kontrollwaage angebracht. Bei Über- oder Unterfüllung der Behälter stoppt die Maschine selbstständig, sodass ein Mitarbeiter den betreffenden Eimer oder die Dose aussortieren kann. Das ist umso wichtiger, als das Eichamt oft unangemeldet vorbeikommt und Stichproben der Füllmenge nimmt. Roboter greifen anschließend die befüllten Farbeimer und platzieren sie auf der Palette. Früher hatten auch diese schweißtreibende Tätigkeit Mitarbeiter zu verrichten. Im nächsten Schritt werden die Paletten zu einer weiteren, selbstständig arbeitenden Anlage transportiert, die eine Folienhaube über die Palette zieht, den Palettenbegleitschein einscannt und die Ware dem Lager zubucht. Danach wird die Ware ein Stockwerk höher gefördert und zum Lager transportiert.
Ähnlich automatisiert laufen die Abfüllung und das Verschweißen von Lacken und Lasuren ab. Hier besteht die Verpackung aus Weißblech, während Putze und Dispersionsfarben in Kunststoffeimern verkauft werden. Lediglich die Palettierung übernimmt noch ein Angestellter.
In der Kommissionierung unterstützt eine Sprachführung die Mitarbeiter. Die Lagerflächen in Bad Kreuznach bieten insgesamt 30.000 Palettenstellplätze, zwei Drittel davon befinden sich im bisher genutzten Lager, der Rest im neuen Gebäudeteil 9, GT9 genannt, der 2020 auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstanden ist. Dort gibt es auch ein Kleinteilelager, über das Dropshipping ermöglicht wird.
Der neue Gebäudeteil wurde auch mit Blick auf Energieeffizienz entworfen. So wird dort zurzeit eine Photovoltaikanlage installiert, die mehr Leistung bietet als die bestehende auf dem Dach des bisher genutzten Lagers GT8. Ebenso denkt man über ein Projekt nach, das eine gleichmäßige Wärmeverteilung mithilfe von Deckenventilatoren ermöglicht. „Wir wollen unsere Wärmeversorgung dekarbonisieren – optimalerweise durch Wärmepumpen“, kündigt der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Meffert AG, Benjamin Kauz an. Aktuell setzt das Unternehmen neben Photovoltaik aber noch auf Gas. Zudem wird die Abwärme der Kompressoren für Heizzwecke verwendet. Auch erörtere man die Möglichkeiten der Energiespeicherung, erklärt der Fachmann.
Den größeren Teil der Umweltbelastung machten im Unternehmen aber nicht Strom oder Heizung aus, so Kauz, sondern die verwendeten Rohstoffe auf Erdölbasis. Daher beschäftigt sich die Meffert AG mit dem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Aber auch das Testen von leichteren Inhaltsstoffen steht in der Abteilung „F&E Innovation und Nachhaltigkeit“ im Fokus. Denn Produkte, die weniger wiegen, verursachen im Transport einen geringeren CO2-Ausstoß.
Ein Nachhaltigkeitsbericht sei in Planung, sagt Kauz, und man sei dabei, die Basis zu legen für eine Nachhaltigkeitsstrategie. Unterstützung erhält er dabei aus dem Lenkungskreis Nachhaltigkeit im Unternehmen, der seit Sommer 2021 besteht. Das abteilungsübergreifende Team diskutiert und bewertet aktuelle Entwicklungen bei der Meffert AG Farbwerke zum Thema Nachhaltigkeit und stößt daraus abgeleitete Maßnahmen an.
Wichtig ist dem Fachmann die Einbindung aller Mitarbeiter. Dafür wurden über das Gelände verteilt mehrere grüne Briefkästen aufgehängt, in die die Belegschaft ihre Ideen einwerfen können. Das Angebot werde rege genutzt, betont Kauz, besonders bei der Verringerung des Energie- und Ressourcenverbrauchs brächten die Kollegen viele Anregungen ein. „Die Mitarbeiter sind Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet und merken eher, wo etwas schiefläuft“, unterstreicht der Nachhaltigkeitsbeauftragte. Im nächsten Schritt sollen Vertreter aus verschiedenen Unternehmensbereichen zusammengebracht werden, um gemeinsam Konzepte zu erarbeiten.
Nicht nur die Rohstoffe, auch die Verpackung hat Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Produktes. Daher nutzt der Hersteller Kunststoff- und Weißblechgebinde, die sich gut recyceln lassen. Viele Farbeimer bestehen zu einem großen Teil aus Rezyklat, das aus Haushaltsabfällen gewonnen wurde. Jedoch sei die Verfügbarkeit von recyceltem Kunststoff derzeit ein schwieriges Thema, merkt der Nachhaltigkeitsbeauftragte an. Es sei schwer, an die erforderlichen Mengen zu kommen.
Re- und Upcycling beschäftigt auch die Endkunden des Anbieters. „Diese Themen erfahren insbesondere seit Corona eine erhöhte Nachfrage“, weiß Marketingmanagerin Katharina Eich, die die Social-Media-Aktivitäten der Meffert-Marke Düfa betreut und auf diesem Wege mehr Bekanntheit für die Heimwerkerprodukte generieren will. So kam etwa ein Reel, also ein kurzes Video von Düfa auf Instagram zur Gestaltung einer Kräuterbox aus einer alten Weinkiste, besonders gut an. Insbesondere Tutorials seien sehr beliebt, unterstreicht die Fachfrau. Außerdem wünschten sich Heimwerker über Social-Media-Kanäle Inspiration und Anwendungstipps. Das bietet Düfa auf seinen Kanälen entweder mit selbst erstelltem Content wie dem DIY-Donnerstag, dem Farbton des Monats und dem Clip zur Kräuterkiste, der mit Mitarbeitern der Meffert AG gedreht wurde, oder aber mit user-generated Content und Influencern.
Eich geht hier gezielt vor. „Wenn ich einen Post absetze, kann ich über Filter einstellen, welcher Zielgruppe dieser angezeigt wird“, erklärt sie. „Unser Bio-Innensilikat bewerben wir dann beispielsweise vor allem bei Familien mit Kindern, die Wert auf Wohngesundheit legen.“ Wichtig seien dabei authentische, emotionale Bilder.
Über Social Media erreiche man mit den gleichen Marketingausgaben mehr Kunden als etwa bei einem TV-Spot, ist Eich überzeugt. Gleichzeitig könne man darüber mit dem Nutzer interagieren, wodurch eine höhere Kundenbindung und ein besserer Wiedererkennungswert erzielt werde. „Wir haben treue Follower, die viel mit uns kommunizieren und gezielt Werbung konsumieren“, berichtet sie.
Die Aktivitäten in den sozialen Medien sind auch mit der Düfa-Website verknüpft. Hier weist eine Social Wall auf gepostete Inhalte hin. Inspiration und Anwendungstipps sind auf der Website ebenfalls zu finden. Nach dem Relaunch des Onlineauftritts von Düfa im vergangenen Jahr soll nun die Überarbeitung der Website der Meffert AG folgen.
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 2/2023.