Während Russland seinen Krieg gegen die Ukraine auch nach nun schon fast zwei Jahren weiter führt, geht das Leben im Land natürlich weiter. Das gilt auch für den Baumarkthandel.
Nach wie vor ist die französische Kette Leroy Merlin ist mit einem Umsatz von mehr als 500 Mrd. RUB (zum damaligen Umrechnungskurs rund 7 Mrd. Euro) im Jahr 2022 mit großem Abstand Marktführer vor Petrovich mit mehr als 100 Mrd. RUB. Im Sommer hat die Adeo-Gruppe angekündigt, die Kontrolle über die russischen Filialen von Leroy Merlin abzugeben. Die Zahlen stammen vom russischen Marktforscher Infoline.
Obi steht in dessen Branchenranking 2022, dem Jahr des Rückzugs, auf Platz 8. Entgegen der ausdrücklichen vertraglichen Vereinbarung nutzt der neue Betreiber die Marke in Russland weiterhin.
Wie steht die Branche aktuell da? Die diy-Redaktion konnte dazu mit einem ausgewiesenen Kenner sprechen: Ilya Kornyukhov (52) leitete 2001 das Projekt für den Markteintritt von Obi und hatte bis 2006 verschiedene Positionen in der Geschäftsführung von Obi Russland inne. Später hat er unter anderem Dehner und die Hagebau beraten, von 2012 bis 2016 war er Geschäftsführer der Einkaufsgenossenschaft Union DIY, in der 15 russische Unternehmen mit insgesamt 120 Baumärkten und einem Umsatz von rund 1 Mrd. Euro zusammengeschlossen waren.
Der Diplom-Ingenieur mit einem Abschluss als Master of business administration, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist, hat unter anderem in Magdeburg studiert und spricht fließend deutsch. Aktuell arbeitet Kornyukhov für eine Supermarktkette, hält aber weiterhin Kontakt zur Baumarktbranche auch in Europa, in die er gerne zurückkehren würde. „Ich stehe mit meinen Branchenkenntnissen zur Verfügung“, sagt er.
Wie entwickelt sich derzeit der DIY- und Home-Improvement-Markt in Russland?
Ilya Kornyukhov: Der Markt erlebt Veränderungen im Zusammenhang mit der Umverteilung der Anteile russischer und europäischer Lieferanten. Einige internationale Marken haben ihre Aktivitäten in Russland gestoppt und an ihre Stelle treten sofort russische und chinesische Hersteller. Allerdings sind viele führende europäische Marken unverändert in Russland aktiv. Manche Unternehmen liefern ihre Produkte über andere Länder nach Russland, aber in diesem Fall nehmen ihr Marktanteil und ihr Gewicht rapide ab.
Ein gravierenderer Trend ist eine deutliche Steigerung des Umsatzanteils über Online-Kanäle. Im Jahr 2022 gehörten vier…