Man kann es wenden, wie man will: Obi ist nicht der Baumarktstandortkönig in Österreich. Der deutsche Baumarktbetreiber hat zwar die größte Gesamtverkaufsfläche mit etwas über 513.000 Quadratmetern, dafür hat der mit rund 400.000 Quadratmetern in dieser Kategorie Zweitplatzierte, das Lagerhaus Franchise, österreichweit ein Vielfaches mehr an Standorten (500) als Obi (79). Und dabei ist die Standortzahl des Franchisesystems der Genossenschaft aufgrund der strengeren Flächenneubewertungen durch die Statistiker des diy Fachmagazins in den vergangenen Jahren sogar gesunken – und zwar nicht unwesentlich.
Doch das sind Zahlen, mehr nicht. Insgesamt stellt sich der österreichische Markt ähnlich wie der deutsche als sehr kompetitiv dar. Vielleicht nicht so sehr auf der Händlerseite, denn insgesamt zählt man doch „nur“ zehn relevante Marktteilnehmer (mit Hellweg auf Platz 10), sondern vielmehr auf der Verbraucherseite. Die Kundenansprüche sind ähnlich hoch wie in Deutschland, die Erwartungshaltung der Verbraucher bezüglich Produktqualität und -preis ebenfalls.
Doch werfen wir zuerst einmal einen Blick zurück und konstatieren: Die Lagerhaus-Genossenschaften selbst sind älter als die RWA Raiffeisen Ware Austria als Dachunternehmen derselben. Gehen die Lagerhäuser 2022 in das 125. Jahr ihres Bestehens, so besteht die RWA „erst“ seit 1993, zuerst als Genossenschaft, ab 1998 als Aktiengesellschaft. Vorbild der Lagerhaus-Genossenschaften war das genossenschaftliche Prinzip nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die erste österreichische Lagerhaus-Genossenschaft wurde 1898 in Pöchlarn/Niederösterreich gegründet. Schon 1899 wurde der Verband ländlicher Genossenschaften in Niederösterreich formiert, zur Jahrhundertwende folgte der Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in der Steiermark. 1917 entstand in Oberösterreich der erste Verband. 1946 wurde die spätere Österreichische Raiffeisen Warenzentrale (ÖRWZ) als Zentrale auf Bundesebene gegründet. 1993 entstand die Raiffeisen Ware Austria reg.Gen.mb.H. aus dem Zusammenschluss der genossenschaftlichen Eigentümer der Warenverbände in Niederösterreich, Oberösterreich sowie der Steiermark und der ÖRWZ in Wien. Die burgenländischen Genossenschaften schlossen sich 2004 an. 1998 übertrug die RWA-Genossenschaft ihre gesamte Geschäftstätigkeit der neu gegründeten RWA Raiffeisen Ware Austria AG, blieb aber deren Eigentümerin. 1999 gab die EU grünes Licht für eine strategische Allianz mit der Baywa in München, basierend auf einem…