Dr. Joachim Bengelsdorf
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Ist es die für manche Deutsche scheinbar so typische französische Hybris, ist es ein gesundes Selbstvertrauen oder ist es einfach eine nüchterne, auf Fakten basierende Einschätzung, dass ManoMano, der Portalbetreiber für Heimwerkerprodukte, Deutschland als Schlüsselmarkt für sich ansieht? Anfang Oktober 2016 entschied sich der Online-Marktplatzbetreiber von Heimwerker- und Gartenprodukten, der bis dahin in Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Großbritannien tätig war, nach Deutschland zu expandieren. Das Internetunternehmen hatte es damals seit seiner Markteinführung im Jahr 2013 binnen dreier Jahre geschafft, seinen Umsatz für 700.000 geführte Produkte von einer Million Euro auf 32 Millionen Euro zu steigern.

In den Folgejahren überraschten die Pariser mit einem frechen, erfrischenden Marktauftritt, in Deutschland zu einer signifikanten Größe zu werden. 2019 konnte man eine Kapitalerhöhung von 110 Millionen Euro melden (Plattformerweiterung, neue IT-Kräfte), im Jahr drauf setzte man eine „integrative Kommunikationskampagne“ um und platzierte unter anderem TV-Spots bei ProSieben, Sat.1 und Vox. Ende 2020 wurden ManoMano weitere 125 Millionen Euro bereitgestellt. Insgesamt hat der Online-Baumarktbetreiber damit 311 Millionen Euro in sechs Jahren an Beteiligungskapital erhalten. „Der deutsche DIY- und Heimwerkermarkt ist der größte in ganz Europa und bietet damit ein riesiges Potenzial für uns“, so Philippe de Chanville und Christian Raisson, die beiden Gründer und Geschäftsführer von ManoMano.

Den beiden Franzosen ist bewusst, dass der deutsche Markt sehr hart umkämpft ist. Dennoch erzielte man 2019 ein Geschäftsvolumen von Jahr 43 Millionen Euro, ein Plus von 121 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und das Team wurde um 200 auf 420 Mitarbeiter vergrößert. Um das Wachstum zu unterstützen, plante ManoMano außerdem, 2020 wieder mehr als 200 Mitarbeiter einzustellen. Auch an einem eigenen Logistikzentrum für Deutschland wurde gearbeitet.

Und aktuell? 2020 betrug das Geschäftsvolumen in Deutschland nach eigenen Angaben bereits 113 Millionen Euro – sagenhafte 165 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt konnte ManoMano 2020 sein Handelsvolumen auf 1,2 Milliarden Euro ausdehnen. Man habe „weiterhin große Erwartungen an den größten B2C-DIY-Markt Europas“, so das Unternehmen.

Zieht man in sein Urteil über das junge Unternehmen, das ja kein echtes Start-up mehr ist, alle Faktoren wie Kapitalreserven, Unternehmensstrategie, Kontinuität des Unternehmens und der…

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