Corona macht es nicht nur möglich, das unsägliche Virus erzwingt es geradezu: Immer mehr Kongresse und Messen weichen, weil keine Präsenzveranstaltungen mehr möglich sind, auf elektronische Alternativen aus. Bis in den Spätherbst 2020 hinein versuchte man es mit Mischformen, die als „hybrid“ bezeichnet wurden. Es stellte sich aber heraus, dass solche Varianten, und waren sie noch so durchdacht und intelligent wie die der Koelnmesse, die damit die Durchführung der Eisenwarenmesse 2021 sichern wollte, dass diese eher für die Nachcoronazeit geeignet sind, wenn ein Stück weit wieder Normalität herrscht.
Als Alternative wurden deshalb reine virtuelle Lösungen entwickelt. Die kommunikativen Möglichkeiten der Elektronik sollen es also – zumindest teilweise – richten. So findet die Bau 2021 als reiner Online-Event vom 13. bis 15. Januar 2021 statt, mit Live-Präsentationen von und 1:1-Gesprächen mit Ausstellern sowie mit einem Konferenzprogramm. Und der 21. BHB-Baumarktkongress wurde Anfang Dezember 2020 als eBHB2020 durchgeführt. Man muss den Organisatoren ein dickes Lob aussprechen für die inhaltliche, organisatorische und technische Neuausrichtung: Chapeau!
Dennoch täuscht der schöne Erfolg nicht darüber hinweg, dass solche Lösungen nur provisorischer Natur sind. Das hat verschiedene Gründe. Erstens braucht der Verband (wie die Messeveranstalter auch) die Einnahmen aus den physischen Veranstaltungen. Denn hier sind die Einnahmen um ein Vielfaches höher. Und zweitens haben Präsenzveranstaltungen einen deutlich höheren qualitativen Durchdringungsgrad bei allen – bei den Organisatoren, bei den Referenten und Ausstellern sowie bei den Kongressteilnehmern und Messebesuchern.
Die Freude war sichtlich groß, sich in einem Chatroom während des eBHB2020 mal wieder zu sehen und miteinander zu diskutieren, ein Ersatz für Treffen in der „realen Welt“ war das allerdings nicht. Und das wird auch so bleiben, da bin ich mir sicher. Geben wir es doch zu: Ein Kongress beziehungsweise eine Messe bilden oft genug „nur“ den Rahmen, um die eigenen „sozialen Interaktionsmöglichkeiten“ mal wieder auszuspielen, sprich: um zu quatschen und zu tratschen, um Netzwerke zu erneuern oder neu aufzubauen, um gerüchtemäßig auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Elektronische, virtuelle Alternativen bleiben das, was sie eben sind: Alternativen, Ergänzungsmöglichkeiten, eine Option (wie das Homeoffice). Letztendlich siegt das Bedürfnis des Menschen nach direkter physischer Kommunikation.
Herzlichst Ihr
Dr.…