Was folgte, war Überlebenskampf pur und ein Abnabelungsprozess vom deutschen Mutterhaus. Der deutsche Konkursverwalter Christopher Seagon verhandelte mit rund 25 möglichen Investoren aus Kanada, den USA, der Schweiz und natürlich aus Ungarn. Keth kämpfte in der Zwischenzeit seinerseits darum, "seine" ungarische Praktiker-Tochter am Leben zu erhalten und die Voraussetzungen für ein Weiterbestehen zu verbessern. So sprach und rang er mit all jenen, die mit Geld, Immobilien oder Waren irgendwie an Praktiker Ungarn gebunden waren.
Er sei, so Keth heute rückblickend, so manches Mal bis an die Grenzen und vielleicht auch etwas darüber hinaus gegangen, was er als Geschäftsführer zur damaligen Zeit tun durfte. Doch der Erfolg gibt ihm Recht. So musste er sich 2013 beispielsweise das Gefoppe von Kollegen des nationalen Wettbewerbers Baumax anhören, wie lange es ihn denn noch in Ungarn geben würde. Nun: Baumax (Schießung von 14 Standorten im April 2015) gibt es inzwischen wie auch Bricostore (Schließung von neun Standorten im Dezember 2013) in Ungarn nicht mehr. Ein Umstand, das gibt Keth zu, der ihm durchaus auch in die Hände gespielt habe, denn durch den Wegfall zweier Wettbewerber hätten sich die Rahmenbedingungen für Praktiker Ungarn schlagartig verbessert. Und der besondere Clou: Im Oktober 2016 machte Praktiker Ungarn im Budapester Stadtteil Ujpest seinen 20. Markt auf - in einem ehemaligen Baumax-Standort. Eine gewisse Genugtuung ist Keth anzumerken, der neben dem Haupteigentümer, dem ungarischen Finanzinvestor Wallis Asset Investment, selber mit 25 Prozent an Praktiker Ungarn beteiligt ist.