Das Rätsel löst sich auf, wenn man einen Blick auf das wirft, was die Hagebau in ihrem aktuellen "Hagebau Report 2015" "das Phänomen der werkstattlosen Handwerker" nennt. Die Zahl der so genannten "mobilen Generalisten" ist nämlich von 2004 auf 2014 um 50.000 auf insgesamt 120.000 Betriebe gestiegen. Der von ihnen erwirtschaftete Umsatz hat demnach 2014 bereits 14,7 Mrd. € betragen und soll bis 2020 auf rund 20 Mrd. € steigen.
"Der 'mobile Generalist' von heute ist der traditionelle Handwerker von morgen", meint Martin Langen, dessen Firma B+L Marktdaten die Studie durchgeführt hat. Und diese neue Handwerkerspezies hat deutliche Kostenvorteile, vor allem im Personal- sowie im Gebäude- und Maschinenbereich: Keine Verwaltungskosten und keine Abschreibungen führen dazu, dass sie gerade bei privaten Endkunden stark nachgefragt werden. Hinzu kommt die immer größer werdende Zahl an Hausmeisterdiensten etc., die ähnliche Strukturen und ein vergleichbares Einkaufsverhalten aufweisen.
Wenn ein Handelsunternehmen wie die Hagebau diese neue Kundengruppe ihren Fachhändlern ans Herz legt, wie könnten die Baumärkte diese einfach ignorieren? Ins Bild dazu passt die Entscheidung von Bosch, mit ihrer blauen Reihe, die ja bisher dem Fachhandel vorbehalten war, jetzt auch in die Baumärkte zu gehen. Die strenge Einteilung in bestimmte Vertriebskanäle gelte heute nicht mehr, so Bosch: "Heimwerker als auch Profis kaufen bereits heute kanalübergreifend." Werkstattlose Handwerker scheinen überall willkommen zu sein.
J. Bengelsdorf
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