Und dann ist da noch die wirtschaftliche Situation der kleineren Wettbewerber im östlichen Teil Sachsens. Dass da einige auf der Kippe stehen und es eine generelle Überversorgung mit Baumärkten in vielen Teilen Ostdeutschlands gibt, das weiß er. Wann sie kippen, das weiß er nicht. Aber er ist sicher, dass er davon profitieren wird. Wie damals, als Götzen pleite ging. Seine Umsätze wuchsen, seine Kundenfrequenz nahm weiter zu.
Eines kann man Günter Lichtenstein bestimmt nicht nachsagen: Größenwahnsinnig zu sein. Oder die Übersicht verloren zu haben. Woher stammt dann aber sein Selbstvertrauen? Sicherlich, Leitermann war auch zu DDR-Zeiten stets ein privat geführtes Unternehmen. Solche gab es wenige (siehe auch die Sieder-Leimfabrik in Plaue). Die eigene Familiengeschichte im Unternehmen, heute über 130 Jahre, hat ihn mitgeprägt.
Als die Wende kam, boten sich neue Chancen. 1989 setzte man mit 15 Mitarbeitern immerhin schon 14 Mio. DM um. Man sah sich im Westen genau um, die Kinder traten in das Göpfersdorfer Unternehmen ein. 1996 erfolgte die Gründung der ersten Zweig-Niederlassung in Schmölln. Bis heute folgten drei weitere. Geht es nach Günter Lichtenstein, wird dies nicht das Ende gewesen sein.
Man kennt seine Kunden bei Leitermann genau, ihre Wünsche und Bedürfnisse. Man kennt auch das soziale, politische und wirtschaftliche Umfeld der Region, die Mentalität, die speziellen Geschmäcker. Und man kennt ebenfalls die Besonderheiten und Stärken ostdeutscher Lieferanten und ihrer Produkte. Und alles wird gemischt mit begehrten „West-Marken“, modernem Marketing und Sortimenten, die nicht jeder führt. Nähe zu den Kunden, zu den Mitarbeitern, zu den Lieferanten, das prägt Leitermann im Besonderen.
Da haben wir also einen Unternehmer, der mit beiden Füßen fest in der Marktwirtschaft steht. Und der gleichzeitig seine ostdeutsche Identität nicht verleugnet und sich auf den Wettbewerb freut. Ein kleiner Händler im großen deutschen DIY-Teich. Und das ist auch gut so!
Dr. Joachim Bengelsdorf