Erster Tag des eBHB 2021

Die DIY-Nachfrage ist ungebrochen

BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst hieß mehr als 300 Teilnehmer beim diesjährigen Onlinekongress willkommen. (Quelle: Screenshot)
BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst hieß mehr als 300 Teilnehmer beim diesjährigen Onlinekongress willkommen. 
25.11.2021

Mit einer Networking-Stunde begann gestern der zweite, rein digital organisierte eBHB-Kongress. Zahlreiche der über 300 Kongressteilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich miteinander über aktuelle und persönliche Themen auszutauschen. Pünktlich um 14 Uhr eröffnete Hauptverbandsgeschäftsführer Dr. Peter Wüst den digitalen Kongress ohne den Verbandspräsidenten Peter Tepaß, der krankheitsbedingt absagen musste. Verglichen mit 2019 liege die Branche 2021 mit rund 2,4 Prozent im Plus, vergleiche man Corona bereinigt die zweiten und dritten Quartale von 2019 und 2021, so liege das Umsatzplus bei rund 10 Prozent. Andere Branchen hätten da deutlich schlechter abgeschnitten.

Im Anschluss folgten Video-Statements der einzelnen BHB-Vorstandsmitglieder Susanne Jäger (Hornbach), René Haßfeld (Toom Baumarkt), Peter Abraham (Eurobaustoff), Torsten Kreft (Hagebau) Alexander Kremer (Gartencenter Kremer) und Peter Tepaß (Obi).

Ernüchternde Zahlen hat der Markforscher Klaus Peter Teipel präsentiert. Seinen Hochrechnungen zufolge werden die Baumärkte in diesem Jahr 9,1 Prozent weniger umsetzen als im Rekordjahr 2020. Allerdings betonte er: „Nimmt man die Sondereffekte 2020 heraus, ist man auf einem gänzlich normalen Wachstumskurs.“ Denn gegenüber 2019 bedeutet ein Umsatzvolumen von 23,9 Mrd. Euro in diesem Jahr immer noch ein Plus von 3,9 Prozent. Dagegen werden die Fachgartencenter der Prognose zufolge um 10,0 Prozent zulegen.

Auch die Prognosen für das kommende Jahr sind verhalten und liegen in einem mittleren Szenario bei einem kleinen Umsatzminus von 0,2 Prozent für die Baumärkte. Doch Teipel stellte klar: „Deutschland bleibt ein DIY-Land, der Nachfragetrend ist ungebrochen.“

Stark bleibt Teipels Einschätzung zufolge die Nachfrage in den Warengruppen, die für größere Projekte der Kunden relevant sind.

Fast halbiert haben sich die Wachstumsraten im E-Commerce mit den DIY-Kernsortimenten in diesem Jahr. Mit einem prognostizierten Plus von 16,7 Prozent wird ein Volumen von 5,986 Mrd. Euro erreicht. Daran haben die Baumärkte einen Anteil von 24,1 Prozent. Sie steigern ihre Online-Umsätze in diesem Jahr um 18,9 Prozent und machen 6,9 Prozent ihrer Gesamtumsätze über das Netz. Da sei, meinte Teipel, „das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht“. 

Klaus Peter Teipel gab wie gewohnt einen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten aus der Branche.
Klaus Peter Teipel gab wie gewohnt einen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten aus der Branche. (Quelle: Screenshot)

Eine Änderung gab es beim folgenden Programmpunkt: Für den kurzfristig erkrankten Ralf Dümmel, den aus der Vox-Serie „Die Höhle der Löwen“ bekannten Investor, sprang Lars Stegelmann ein, Geschäftsführungskollege in der DS-Gruppe. Im Gespräch mit Peter Wüst gab er Einblicke in das Konzept. So betonte er, dass die über diese Sendung vermarkteten Produkte sowohl im Online- als auch im stationären Vertrieb funktionieren müssen – unter anderem auch in Baumärkten.

Sehr optimistisch äußerte sich Stegelmann zu den Aussichten für den in diesem Jahr übernommenen Grillhersteller Landmann. „Der Grillmarkt ist stark besetzt, aber in den letzten Jahren gab es viel Verdrängungswettbewerb und wenig Innovationen und Neuheiten“, sagte er. „Das ist das, was wir mit Landmann umsetzen können“, kündigte er neue Produkte an.

Lars Stegelmann von der DS-Gruppe vertrat den erkrankten Ralf Dümmel.  
Lars Stegelmann von der DS-Gruppe vertrat den erkrankten Ralf Dümmel.   (Quelle: Screenshot)

Dr. Frank Dornach, Geschäftsführer Servicebarometer AG, gab einen Einblick in die Ergebnisse der gemeinsam mit dem BHB initiierten Studie zum Thema „Kundenwünsche an Baumärkte und Gartencenter von Morgen“. Demnach haben die Konsumenten das Bedürfnis, sich mit der Kaufentscheidung selbst auszudrücken, Produkte sollten erlebbar sein und eine Möglichkeit zur Vorab-Information über die Onlinekanäle der Händler werde vermehrt nachgefragt. Überraschend: Nutzungspotenziale für neue Einkaufsformen wie Verkaufsautomaten oder automatisierte Märkte sind laut der Studie für die Baumärkte sogar höher als für LEH und Drogerien. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit seien vor allem wohngesunde Artikel von Bedeutung, so Dornach.

Dr. Frank Dornach stellte die Ergebnisse einer gemeinsam mit dem BHB erstellten Studie vor.  
Dr. Frank Dornach stellte die Ergebnisse einer gemeinsam mit dem BHB erstellten Studie vor.   (Quelle: Screenshot)

Einer der Höhepunkte des ersten Tages war der Vortrag des Ressortleiters Gesellschaft & Politik bei RTL und Spiegel-Kolumnisten Nikolaus Blome, der die Gelegenheit nutzte, den am gleichen Tag veröffentlichten Koalitionsvertrag der Berliner Ampelkoalition zu kommentieren. Er kritisierte aber die Maßnahmen zur Überwindung der Corona-Pandemie, lobte aber generell den Ablauf der Koalitionsverhandlungen. Dennoch: „Das neue 30 ist das alte 40“, meinte er in Hinblick auf den für die SPD und die CDU in Zukunft maximal erreichbaren Wähleranteil. Die Ampelkoalition sei auf mehr als vier Jahre angelegt. Er hält es für möglich, dass aufgrund der Stimmung in der Bevölkerung auf die Baumärkte noch einmal ein Lockdown zukommt. Die Stimmung unter den Geimpften werde immer wütender, was nicht gut sei. Baumärkte seien durchaus so etwas wie der Kitt der Gesellschaft.

David Fetzer von Sherwin-Williams erklärte, dass es für den Erfolg im Einzelhandel mit Farben wichtig sei, das eigene Handeln stets aus Kundensicht zu sehen. Zu bedenken sei dabei, dass Kunden mit Farbe inspiriert werden wollen, dass das Produkt einfach in der Handhabung sein müsse und Kunden Zuversicht bei der Bewältigung ihrer eigenen Projekt zu geben, so Fetzer. Weiter seien Category Disruption („Don’t be afraid to shake it up“) und die Frage „What’s Next“ („Never be satisfied“) wichtig für den Erfolg. Die Sherwin-Williams Company feierte vor kurzem ihr 150-jähriges Jubiläum, ist vor allem in Nord- und Südamerika sowie Europa aktiv und betreibt über 4.500 Stores weltweit.

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