„Logistik ist in aller Munde: Erst wegen Versorgungsengpässen durch Corona, jetzt wegen der Rezession in den Märkten“, berichtete Jens Wollmann, Department Head bei Dachser DIY Logistics, auf der Eisenwarenmesse. Das Logistikunternehmen beliefert europaweit 18.000 Baumärkte, Gartencenter und Fachmärkte sowie Konsumenten. Dabei seien die Lieferketten aber schon resilienter geworden, ergänzte Patrick Schwab, Corporate Business Development Manager. „Das sieht man an den Huthi-Angriffen, die nicht sofort Nervosität im Markt auslösen.“ Von der Logistik werde weiter Qualität verlangt – „der Preis steht nicht immer an erster Stelle“.
Gleichwohl entwickelt sich auch Dachser natürlich weiter und beweist das gerade erst mit der Gründung eines Joint Ventures mit dem langjährigen italienischen Partner Fercam. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen für Stückgut und Kontraktlogistik unter dem Namen „Dachser & Fercam Italia S.r.l.“ stärkt und komplettiert Dachser sein europäisches Netz. Die Partner sind schon seit 20 Jahren aufeinander eingestimmt und mit der neuen Zusammenarbeit will Dachser auf dem italienischen Markt noch stärker wachsen. Die Kunden in Europa sollen von durchgängigen und einheitlichen Prozessen profitieren.
Lückenlose Dienstleistungskette
Mit seinem 360-Grad-Ansatz will Dachser DIY Logistics sich mit einer lückenlosen Dienstleistungskette vom Lieferanten bis zum POS als Alleinstellungsmerkmal abheben. Verfeinert hat der Logistiker darum auch seine Omnichannel-Strategien mit dem neuen Produkt „targo on-site fix“. „Verbraucherinnen und Verbraucher stellen heute hohe Ansprüche an ihr Einkaufserlebnis: Sie wollen überall und jederzeit shoppen und die bestellte Ware dann auch zur passenden Zeit am gewünschten Ort erhalten“, betonte Jens Wollmann. So lasse sich mit „targo on-site fix“ ein fester Liefertermin, zum Beispiel an einem freien Tag, bereits bei der Auftragserteilung mit dem Verkäufer vereinbaren. Durch die frühzeitige Information, wann und wo die Lieferung erfolgen wird, lassen sich Warenausgänge besser planen und Liegezeiten verkürzen.
Um die Transparenz der Warenflüsse weiter zu optimieren, hat Dachser seine Wechselbrücken und Auflieger mit innovativen Smart Tracking Devices ausgerüstet und mit intelligenten IT-Systemen verknüpft. Über das Internet der Dinge (Internet of Things) lassen sich diese Transportbehälter in Echtzeit verfolgen und somit Ankunftszeiten exakt berechnen. Eine zentrale Plattform führt dabei sämtliche Positionsdaten aus über 80 Millionen Sendungen von Dachser jährlich zusammen und die exakte Lieferzeit bei Kunden oder an Umschlagplätzen sowie Beladungs- und Rückbefrachtungsmöglichkeiten können vorausgeplant werden, was sich am Ende positiv auf die Auslastung der Verkehre und die Effizienz im Umschlagslager auswirkt.
Prozessabläufe beschleunigt
Auch in der Umschlaghalle strebe Dachser nach mehr Transparenz und treibe die Digitalisierung in der Stückgutlogistik mit Nachdruck voran, berichtete Jens Wollmann. Für seinen Digitalen Zwilling „@Ilo“ erhielt das Logistikunternehmen zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) den renommierten Deutschen Logistik-Preis 2023 der Bundesvereinigung Logistik. „@Ilo“ steht für „Advanced Indoor Localization and Operations“. Die gemeinsam im Dachser Enterprise Lab entwickelte Technologie erstellt vollautomatisch einen Digitalen Zwilling, ein stets aktuelles, digitales Abbild aller Packstücke, Assets und Abläufe im Umschlaglager.
Spezielle KI-basierte Algorithmen der @Ilo-Software interpretieren die im Sekundentakt von hunderten optischen Scaneinheiten an der Hallendecke erfassten Daten, um so alle Packstücke automatisch und unmittelbar zu identifizieren, zu lokalisieren und in Zukunft auch zu vermessen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diese Informationen übersichtlich auf mobilen Geräten und Displays angezeigt. Einzelne Prozessabläufe zwischen Wareneingang und -ausgang beschleunigen sich so in einer Spanne von 15 bis 35 Prozent. So entfällt zum Beispiel das händische Scannen von Barcodes oder die tägliche manuelle Inventur von Packstücken.
Schadstoffe vermeiden
Nicht zuletzt will Dachser nachhaltiger werden. „Es ist nicht damit getan, Treibhausgase in Europa zu emittieren und woanders Bäume zu pflanzen, wir müssen an der Effizienz arbeiten und wirklich Schadstoffe vermeiden und reduzieren.“ So zählt Jens Wollmann auf: Weltweit werden alle Logistikanlagen mit 100 Prozent Grünstrom betrieben, das Unternehmen investiert in PV-Anlagen auf den eigenen Gebäuden, LED-Beleuchtung, batteriebetriebenen Flurförderzeugen und Wärmerückgewinnung.
Dazu gibt es erste Realeinsätze von Elektro-Lkw auf den Strecken, einen Wasserstoff-Lkw, und zwölf emissionsfreie Liefergebiete von Dachser in Europa, die bis Ende 2025 auf die doppelte Anzahl ausgebaut werden sollen. In Freiburg etwa verstärken drei zusätzliche 16-Tonnen-E-Lkw von Renault den bereits vorhandenen elektrischen Fahrzeugmix. Genutzt wird außerdem ein innenstadtnahes Umschlaglager, ein City-Hub, der durch den Partner Roc-Ket Cargo Bikes GmbH betrieben wird. „So kommen wir selbst völlig emissionsfrei in die Fußgängerzone“, verrät Jens Wollmann.
Schließlich spielen auch soziale Aktivitäten jenseits der geschäftlichen Einflusssphären des Unternehmens eine Rolle bei der nachhaltigen Aufstellung. In diesem Handlungsfeld konzentriert sich Dachser seit 2005 auf die Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk „terre des hommes“. Derzeit erstreckt sich die Zusammenarbeit auf Südasien, das südliche Afrika, Lateinamerika und seit 2022 auch auf die Ukraine.
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2024