Bitte stellen Sie das Bauzentrum Borgers kurz vor.
Kruse: Wir sind ein Familienunternehmen, das vor 90 Jahren gegründet wurde und heute an drei Standorten rund hundert Mitarbeitende beschäftigt. Gemäß unserer Philosophie „Vom Keller bis zum Dach“ gehören zu unserem Portfolio der Baustoffgroßhandel, aber auch der auf Endkunden ausgerichtete Bau- und Gartenmarktbereich. Zudem betreiben wir ein Betonwerk, in dem wir Betonschachtteile für den Kanalbau herstellen. Unsere Kunden sind bis ins Ruhrgebiet zu finden.
Welche Rolle spielt in Ihrem Unternehmen der Bereich Digitalisierung?
Wir können sicherlich sagen, dass wir in der eher konservativen Baumarkt- und Baustoffmarktszene bei der Digitalisierung schon sehr weit sind. Wir nutzen heute mit gevis ERP eines der modernsten ERP-Systeme für den Großhandel, haben mit s.dok/s.scan ein extrem leistungsstarkes Dokumenten-Management-System im Einsatz und überwachen unsere Lkw-Flotte mithilfe einer Telematik-Lösung. gevis ERP wird immer wieder aktualisiert, perfektioniert durch eine Business-Intelligence-Lösung. Die Geschäftsführung kann damit kleinteilig betriebswirtschaftliche Analysen fahren und Absatzziele planen. Darüber hinaus nutzen wir eine Anwendung, die uns Bestellvorschläge liefert.
Das sind vor allem auf B2B ausgerichtete Anwendungen. Was passiert im B2C-Bereich?
Die Ansätze von B2B und B2C unterscheiden sich bei uns gar nicht so sehr. Hauptziele in beiden Bereichen sind die automatisierte Abwicklung von Prozessen und die möglichst papierlose Archivierung. Hierzu trägt zum Beispiel der Einsatz von Unterschriften-Workpads bei. Der Kunde unterschreibt darauf und erhält danach seinen Beleg. Das unterschriebene Dokument fließt papierlos in unsere IT-Systeme ein.
Auch das Thema Cloud trifft B2B- und B2C-Bereich gleichermaßen. Während unsere ERP-Lösung auf unseren eigenen Servern, läuft, liegt unser neuer Shop, die Commerce | Suite, in der Microsoft Azure Cloud. Wie alle anderen digitalen Prozesse wurde auch dieser von unserem langjährigen IT-Partner, der GWS Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme mbH, vorbereitet und umgesetzt.
Was hat sich beim Onlineshop geändert?
Wir wollen unseren wichtigsten Unternehmenskunden in Kürze eine Lösung bereitstellen, die weit mehr ist als nur ein üblicher Onlineshop. Unsere Partner werden mit der neuen Webshop-Lösung anschauen, vergleichen und ordern können. Basis dafür sind die jeweils gültigen Konditionen und Verfügbarkeiten. Zudem wird man über den Shop auf ein Dokumenten-Archiv zugreifen und verschiedenste Belege, zum Beispiel auch die unterzeichneten Lieferscheine, herunterladen können. Alles, was der Kunde für die Nutzung der Online-Lösung braucht, ist ein Internetanschluss.
Was versprechen Sie sich von der neuen Shop-Lösung der GWS?
Mit der neuen Webshop- und Portallösung Commerce | Suite rüsten wir uns optimal für gleich mehrere aktuelle Entwicklungen. Wir wissen aus Gesprächen, dass sich unsere Abnehmer gern abends auf die Couch setzen und dort Produkte anschauen, Ware bestellen und administrative Dinge erledigen. Wenn der Besteller weiß, was er will, und gleich ordern kann, möchte er nicht mehr anrufen und ins Geschäft kommen. Unser Vorteil ist: Die Geschäfte laufen weiter, nun aber vollständig automatisiert. Auch wenn der Besteller nicht genau weiß, welches Produkt oder Set er letztendlich benötigt, kann die Commerce | Suite zum Beispiel über detaillierte Fachinformationen kompetente Entscheidungshilfen liefern.
Sie sprechen von mehreren Chancen?
Der Shop sorgt für eine deutliche Qualitätserweiterung unseres Vertriebs- und Kundenbetreuungs-Prozesses. Weil die nicht mehr beratungsrelevanten Bereiche über den Shop abgewickelt werden, können sich unsere Vertriebsmitarbeitenden konsequent auf das konzentrieren, was sie auszeichnet: die spezifische Beratung unserer Kunden sowie die gezielte Unterstützung bei besonderen Themen. Das ist auch angesichts fehlenden Personals eine super Lösung.
Welche Informationen bietet der Shop?
Wir wollen zum Echtstart 38.000 Datensätze im System haben. Hierbei handelt es sich vor allem um Produktbilder, Beschreibungen und Preislisten. Wichtig sind auch Angaben zur Lagerverfügbarkeit. Kundenbezogen lassen sich zudem alle Bestellungen, Lieferscheine und sonstigen Belege der letzten Jahre finden. Eine Art Wissensportal wird die Funktionen abrunden.
Wo kommen die Daten her?
Der Charme unseres Online-Tools ist die optimale Verknüpfung mit unserem gevis ERP und der Dokumenten-Management-Anwendung. Während die Kundendaten und Konditionen aus gevis ERP kommen, werden Rechnungen, Belege und alle sonstigen kundenbezogenen Informationen aus dem digitalen Archiv gezogen. Eine weitere wichtige Aufgabe übernehmen die IT-Systeme der Eurobaustoff. Über die Schnittstelle in unserem ERP-System können wir von dort direkt Produktdaten, Preise und Lieferverfügbarkeiten übernehmen und automatisiert in den Shop übertragen. Bilder, Klassifikationen oder Merkmale für den Shop holen wir zum Teil auch direkt von der Eurobaustoff, und das alles direkt zur Laufzeit, das heißt live.
Wie sind Sie bei der Planung des Shops vorgegangen?
Wir hatten klare Wünsche und Erwartungen. Darum waren wir im Markt unterwegs und haben uns verschiedene Tools angeschaut. Besonders wichtig bei der Entscheidung waren am Ende die Funktionalität des Shop-Systems, die Ausrichtung auf den Baustoffhandel sowie vorhandene Schnittstellen. Die einfache Implementierung und Aktualisierung der Daten spielten zudem eine zentrale Rolle. Eine professionelle Beratung durch den IT-Partner und die sprichwörtlich passende Chemie will ich nicht vergessen. Das Gesamtpaket musste stimmen.
Die GWS bot hier die beste Lösung?
In der Tat. Die Münsteraner boten für uns das beste und umfassendste Paket. Da von dort auch das ERP-System und das Dokumentenmanagement-Tool stammen, gab es bereits alle notwendigen Schnittstellen zur Shop-Lösung. Die im ERP-System standardisiert enthaltene Schnittstelle zur Eurobaustoff erwies sich als zusätzlicher Vorteil. Dass wir bereits seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeiten und die GWS ein wichtiger Player im Baumarkt- und Baustoffgroßhandel ist, sprach zudem für die Einbindung der von der GWS tiefenintegrierten Shop-Lösung.
Wie geht es weiter?
Die B2B-Shop-Lösung wird immer weiter ausgebaut und ausgedehnt. Im zweiten Schritt werden wir den B2C-Bereich angehen und hier ebenfalls Shop-Lösungen anbieten. Wichtig bei all diesen Aktivitäten bleibt jedoch: Die Online-Variante ist ein weiterer Vertriebs- und Marketingkanal, sie ist also eine Art weiteres Schaufenster. Die persönliche Beratung und die Kundenbetreuung in unseren Geschäften bieten wir natürlich gern weiterhin an.
Das ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 1/2023