In einem Arbeitszeugnis wäre der Satz „Er hat sich stets bemüht, allen Anforderungen gerecht zu werden“, eine Katastrophe. Welche Aussagekraft hat dieser Satz aber, wenn man ihn über eine Ausstellung sagt? Wohl kaum eine andere. „Bemüht“, dieses Adverb schwingt in Permanenz durch die neue Ausstellung „Do it yourself: Die Mitmach-Revolution“ des Museums für Kommunikation in Frankfurt/Main, die am 25. August eröffnet wurde. Dabei waren Vorfreude und Neugierde groß, als Ende Juli in einer Vorabinformation dem erstaunten DIY-Publikum die erste kulturwissenschaftliche Ausstellung zum Heimwerken und Selbermachen angekündigt wurde. Endlich, so die Hoffnung, würde die Sinn- und Seinsfrage des deutschen Heimwerkers umfassend und abschließend beantwortet werden. Wall- und Pilgerfahrten würden die Mainmetropole, den Finanz-Moloch, überschwemmen und die Massen würden nach Ausstellungsbesuch befreit und geheilt erhobenen Hauptes bekennen: „Auch ich bin ein Heimwerker!“ Das Fazit vorweg: Statt einer versprochenen Erklärung für „die Lust am Selbermachen“ verfällt der Besucher in eine tiefe Depression an der Ausstellung. In Geschichte und Gegenwart wollten die Kuratorinnen die Entwicklung der Bereiche Hobby, Arbeit, Gegenkulturen, Wissen und Medien verdeutlichen, entlassen den Bildungshungrigen aber rat- und orientierungsloser als vor Besuch der Ausstellung. Dabei: Der Ansatz ist ja ehrenwert. Natürlich ist es richtig, danach zu fragen, was denn Do-it-yourself früher bedeutete und was es heute noch ausmacht. Es ist richtig, die Frage nach den einzelnen Bestandteilen des DIY zu stellen: Ist es nur Heimwerken oder muss der Begriff nicht weiter und moderner gefasst werden? In den USA hat man ja immer auch schon das Basteln am Auto unter DIY subsumiert; nicht so in Deutschland. Und dann gehören folgerichtig Themen wie selbstgemachtes Radio, Guerilla-Gardening und auch die von ihren Nutzern generierte Wissensplattform Wikipedia dazu. Nur: Man muss auch gewichten können. Und das Thema Heimwerken zwar gleich am Anfang der Ausstellung, aber doch insgesamt eher marginal und unhistorisch darzustellen, das ist fast eine Frechheit. Eine irgendwie geartete Entwicklung dieses Bereiches von 1960 bis heute ist überhaupt nicht erkennbar. Bereits die Begründung, weshalb DIY entstanden ist („Mangel an Handwerkern“), ist, wenn überhaupt, nur ein Teil der Wahrheit. Wenn es nämlich ans Ökonomische geht, dann klinken sich die Kuratorinnen schnell aus. Entschuldigung, aber neben der Freude und…
Wenn Kulturwissenschaftler DIY erklären
In Frankfurt/Main widmet sich die deutsche Kulturwissenschaft erstmals dem Do-it-yourself. Die Ratlosigkeit überwiegt.